Immer freitagsMit den Dresslers spielen in Engelskirchen drei Generationen Faustball

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Drei Männer aus drei Familiengenerationen stehen auf einem Sportplatz nebeneinander: Vater, Sohn und Enkel.

Aufwärmtraining an der frischen Luft: Frank, Günther und Simon Dressler (v.l.).

Was sich freitags ab 18 Uhr in der Turnhalle des Turnvereins Bickenbach in Engelskirchen abspielt, hat Seltenheitswert.

Gemeinsam mit Familienmitgliedern Sport zu machen, ist für sich genommen nichts Ungewöhnliches. Was sich allerdings freitags ab 18 Uhr in der Turnhalle des Turnvereins Bickenbach abspielt, hat Seltenheitswert.

Mit Günther (90), Frank (59) und Simon Dressler (21) treffen sich hier drei Generationen einer Familie zum Faustballspielen. „Die Freitage sind für uns immer mit Faustball belegt“, erzählt Frank Dressler. Er spielte in seiner Jugend viel, ist heute aus Zeitgründen aber nur noch aushilfsweise dabei.

Familie Dressler aus Engelskirchen bringt 75 Jahre Spielerfahrung mit

Anders verhält es sich mit Dresslers Vater Günther und seinem Sohn Simon. Die beiden lassen kaum ein Training aus, spielen viel zusammen. „Da herrscht blindes Verständnis auf dem Spielfeld“, erzählt Enkel Simon. Er ist seit 2019 mit dabei, fand über seinen Opa zum Faustball. „Ich mag Ballsportarten ohnehin und wenn man mit seinem Opa zusammenspielen kann, ist das umso schöner“, erklärt Simon Dressler.

Dass der 21-Jährige in Aachen studiert, hat auf seine Verbindlichkeit keinerlei Auswirkung. „Ich reise meistens am Donnerstag an, damit ich freitags auf jeden Fall beim Faustball bin“, erklärt er. Auch für Simons Opa Günther ist das freitägliche Faustballspiel ein fester Termin. Der 90 -jährige spielt seit unfassbaren 75 Jahren. Sprünge und Sprints gehören nicht mehr zu seinen Aufgaben, doch seine Mitspieler schwören auf Günther Dresslers Spielerfahrung und sein geschultes Auge. „Es macht Spaß und man bewegt sich“, erklärt der Faustballveteran.

Faustballabteilung des TV Bickenbach hat sich vor der Pandemie aufgelöst

Spaß und Verbindlichkeit sind der Kern der meist aus sieben Männern und einer Frau bestehenden Gruppe. Einen Spielbetrieb gibt es nicht mehr, die Faustballabteilung des TV Bickenbach hat sich schon vor der Pandemie aufgelöst. Grund waren unter anderem Nachwuchssorgen, die Sportart ist in Deutschland wenig bekannt.

Ein Blick ins Regelbuch: Gespielt wird Faustball in der Halle auf einem 20 mal 40 Meter großen Feld. Ein in zwei Metern Höhe hängendes Seil trennt das Spielfeld in zwei Hälften. Über dieses schlagen die fünfköpfigen Mannschaften den Ball möglichst unerreichbar in die Hälfte des Gegners. Der Ball darf allerdings nur mit einem Arm berührt werden. Das gilt sowohl für Offensivschläge, die mit zur Faust geballter Hand erfolgen, als auch bei deren Annahme mit dem Unterarm. Der Ball darf einmal in der generischen Hälfte aufkommen, bevor er erneut geschlagen wird.

In der Bickenbacher Turnhalle bekommt man einen Eindruck von diesem Sport. Das Spielfeld ist kleiner als die Norm, was die Spielweise durchaus beeinflusst: „In dieser Halle geht es nicht um viel Kraft in den Schlägen, sondern um Präzision“ erklärt Frank Dressler.

Vor allem steht der Spaß im Vordergrund. Den sieht man der Gruppe im Training auch an. Zuwachs ist erwünscht. „Jeder mit ein bisschen Ballgefühl ist willkommen“, betont Frank Dressler grinsend. Jeder kann, unabhängig von Alter und Geschlecht, das Faustballspiel lernen. Familie Dressler ist dafür das beste Beispiel.

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