Gespräche über Gott und die WeltChristen aus Kreuzberg laden zum Austausch ein

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Einladung zum Gespräch: Ansgar Nowak und Henry Wuttke (v.l.) vor der katholischen Kirche in Kreuzberg.

Einladung zum Gespräch: Ansgar Nowak und Henry Wuttke (v.l.) vor der katholischen Kirche in Kreuzberg.

Kreuzberg – Wer einen Gottesdienst besucht, der möchte zumeist auch in Kontakt mit anderen Menschen kommen und sich austauschen. Doch in Zeiten der Pandemie ist das schwierig. Ein Gruppe von engagierten Christen aus Kreuzberg hat darum ein neues Gesprächsangebot ins Leben gerufen. Immer samstags von 10 bis 12 Uhr stehen sie vor der katholischen Kirche in Kreuzberg, um sich mit jedem, der Interesse hat, über Gott, die Kirche und die Welt zu unterhalten. Coroma-konform wird auf Abstand geachtet.

„Entstanden ist die Idee aus einem persönlichen Unwohl-Befinden“, erklärt Ansgar Nowak, „weil man innerhalb der Kirche nicht mehr ins Gespräch kommt“. Durch die begrenzten Plätze sei es schwierig, den Gottesdienst zu besuchen und sich anschließend auszutauschen. Ein Problem, dass auch im Kreuzberger Ortsausschuss der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus diskutiert wurde.

Der Missbrauchsskandal bewegt viele Menschen

„Gerade in dieser schwierigen Situation hätten sich Viele gewünscht, dass in der Kirche mehr stattfindet“, erklärt Nowak. Aber man könne nicht beim Klagen stehen bleiben, und deswegen werden sich bis zu den Sommerferien an jedem Samstag Gläubige vor der Kirche in Kreuzberg versammeln. Sie sollen als Ansprechpersonen dienen, um wieder ins Gespräch über den Glauben zu kommen.

Durch die Pandemie hätten Einige das Beten zuhause für sich entdeckt und seien weniger mit der Gemeinschaft verknüpft. „Es ist auch sehr viel Ärger über die Kirche da. Unzufriedenheit mit der Kirchenleitung und negative Mitteilungen führen zu einer Distanz“, stellt Nowak fest. Dabei habe sein Glaube nichts damit zu tun, wie sich das Kirchenoberhaupt verhalte.

Zeichen setzen und Präsenz zeigen

Die Gruppe möchte ein Zeichen setzen und Präsenz zeigen. Abwechselnd vor Ort sind Gemeindereferent Georg Kalkum, Adrienne Lütke-Nowak, Henry Wuttke, Stephanie Hillebrand und Birgit Baumhögger-Habbel. Ein häufiges Thema in den bisherigen Gesprächen sei der wachsende Vertrauensverlust durch den Missbrauchsskandal. Für die Gruppierung stehe die kirchliche Gemeinschaft vor Ort im Vordergrund.

„Über Glauben zu reden ist oft Angst besetzt. Da gibt es immer noch viele Barrieren im Kopf und man möchte nichts Falsches sagen“, sagt Nowak. Er wolle niemanden missionieren oder zurecht weisen, sondern ein ganz offenes Gespräch anbieten. „Ich bin auch an vielen Stellen sehr betroffen und ratlos, wie das weitergehen soll“, gibt der ausgebildete geistliche Begleiter zu.

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Am vergangenen Samstag hätten bereits einige Interessenten das Angebot genutzt. Die Altersspanne lag etwa zwischen 35 und 60 Jahren. Jugendliche habe man bislang nicht erreicht. Für Ansgar Nowak, langjähriger Leiter der Beratungsstelle Herbstmühle, ist die Aktion eine Herzensangelegenheit. „Wir wollen einen Gegenpol zum Zweifel bieten“, sagt er, „die Idee ist, auch weitere Gespräche zu vereinbaren. Es soll erstmal ein Anknüpfungspunkt sein.“ Schließlich sei es die Begegnung zwischen den Menschen, die das Christsein ausmacht.

„Wir sind hier – Kirche vor Ort“. Offenes Gesprächsangebot vor der Kirche St. Johannes in Kreuzberg, wenn möglich, auch mit Kaffee und Gebäck. Bis zu den Sommerferien immer samstags von 10 bis 12 Uhr.

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