FrauentagDas komplette Potenzial der oberbergischen Frauen ist in Gummersbach versammelt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Blick auf die 40 Stände in er Gummersbacher Halle 32.

Volle Halle beim Gummersbacher Frauentag.

An 40 Ständen in der Halle 32 gab es eine große Bandbreite an Angeboten mit Themen für Frauen jeden Alters. 

Kaum öffnet sich die Tür zur Halle 32 in Gummersbach, da strömen schon die Besucherinnen, manche steuern zielstrebig einen der Stände an, andere bummeln, schlendern, sammeln Eindrücke. „Hier ist die geballte Information und Vernetzung, das komplette Potenzial der oberbergischen Frauen versammelt“, sagte die Gummersbacher Gleichstellungsbeauftragte Nina Sommer erfreut. Zusammen mit ihrer Waldbröler Kollegin Carmen Munoz-Berz und den in der Regional-AG zusammengeschlossenen Gleichstellungsbeauftragten der Kommunen hat sie den Oberbergischen Frauentag am Freitag organisiert, ein Jahr Vorarbeit steckt darin.

„Von Anfang an war die Begeisterung groß“, resümiert sie und ergänzt: „Viele hatten sich in der Corona-Zeit und unter dem Eindruck der multiplen Krisen zurückgezogen, meldeten sich mit tollen Angeboten, wollten mitmachen und sich engagieren. Wir haben offenbar einen Nerv getroffen.“

40 Stände in der Gummersbacher Halle 32

Beeindruckend ist die große Bandbreite der Angebote. Allein in der Halle selbst bieten 40 Stände Informationen an zu vielfältigen Themen an. Es geht – auch – um Wellness und selbstgeschneiderte Mode, um Farb- und Stilberatung, um Kreativität und Entspannung. Aber das ist längst nicht alles. Was bremst Frauen, ein Start-up zu gründen? Susanne Roll vom Gründungsnetzwerk Oberberg kennt die Probleme aus der Praxis. „Wir beraten beim Businessplan, bei der Finanzierung, bei Problemen mit der IT – aber eben auch manchmal, wenn plötzlich ein Pflegeplatz für einen Angehörigen gesucht wird“, sagt sie.

Und so wird gleich an mehreren Ständen der Finger in eine allzu bekannte Wunde gelegt: Wie vereinbart Frau Familie und Beruf? Mit einem „Pflegescrabble“ macht Dorit Knabe vom Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe darauf aufmerksam, dass Pflege immer noch weiblich ist – das kann sie nicht ändern, aber Tipps geben, wie Angehörige entlastet werden und sich vernetzen können.

Vor Ort wird Netzwerkarbeit gemacht

Ein Stichwort, dass an diesem Tag überall zu hören ist – und ganz praktisch wird sofort an Ort und Stelle Netzwerkarbeit gemacht. „Wir versuchen, Wege aufzuzeigen im Wust von Informationen zum Thema Pflege, die Betroffene erst einmal erschlagen“, sagt auch Nicole Breidenbach von WoMan@Work und macht auf eine Zoom-Videokonferenz zum Thema aufmerksam.

An einigen Ständen wird es gleich konkret. So schildert eine junge Frau der Polizei-Opferschutzbeauftragten Sabrina Moor ihre Angst, wenn sie abends am Busbahnhof in Gummersbach aus dem Bus steigt und ihre Mutter, die sie abholen soll, sich mal verspätet. Moor gibt praktische Tipps: Bei Übergriffen sofort laut um Hilfe rufen, eine Trillerpfeife benutzen, lieber einmal zu oft die 112 wählen. Aber sie macht auch auf das grundsätzliche Problem aufmerksam, dass Stadt und Polizei an bekannten Brennpunkten präsenter sein müssten - 98 Prozent der Personen, die bei ihr Hilfe suchten, seien Frauen jeden Alters, manchmal meldete sich mehrere an einem Tag. Oft auch, um Hilfe bei häuslicher Gewalt zu suchen.

Ein Ort für Tabu-Themen

Während es bei den Frauen des Alewitischen Kulturzentrums nach leckerem Gebäck duftet und die Ukrainerinnen Einblick in ihre Traditionen geben, geht es in den Kursräumen auch um Tabu-Themen wie Monatshygiene und Inkontinenz oder um einen ganzheitlichen Weg durch die Wechseljahre. Und wer am Abend nach all den Informationen noch - wie es im Programm heißt - „umgehauen und entertaint“ werden will, ist genau richtig beim Benefizkonzert von Charly Klauser und Band.

Braucht es für all das einen Frauentag? „Mehr denn je“, findet Organisatorin Nina Sommer. Auch wenn frühere Frauengenerationen den Weg gebahnt hätten – junge Frauen wüssten oft über Make-up und lange Nägel Bescheid, aber nicht, welche Rechte sie haben.

Und weil sie Vorbilder brauchen, sitzen bei der Podiumsdiskussion „Demokratie braucht Frauen – Mehr Frauen in die Kommunalpolitik“ unter anderen die Waldbröler Bürgermeisterin Larissa Weber und ihre Wipperfürther Kollegin Anne Loth auf den Podium, die Frauen konkurrierender Ratsfraktionen haben sich in der Halle einen gemeinsamen Stand.

Vieles wird an diesem Tag angestoßen und soll seine Fortsetzung im Alltag finden. Der Gummersbacher Bürgermeister Frank Helmenstein fasst es zusammen: „Was für ein großartiger Tag!“

KStA abonnieren