Mit VideoKünstliche Intelligenz soll für mehr Sicherheit in Gummersbacher Hallenbad sorgen

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Ein Mann steht am Rand eines Schwimmbeckens und schaut auf eine Smartwatch auf seinem Handgelenk.

Auf einer Smartwatch wird die Beckenaufsicht informiert, wenn ein Badegast sich ungewöhnlich oder gar nicht mehr bewegt.

Seit Januar wird im Gummersbacher Badeland, kurz „Gumbala“, das Beckenpersonal per KI-Technik bei der Überwachung des Schwimmbeckens unterstützt.

KI, also die inzwischen viel beschworene Künstliche Intelligenz, sorgt seit Januar dafür, dass im Gummersbacher Badeland, kurz „Gumbala“, das Beckenpersonal bei der Überwachung unterstützt wird. Im August wurde dafür von einem israelischen und führenden Anbieter in diesem Segment die Technik installiert. Danach startete der Probebetrieb bis zum Jahreswechsel, ehe mit Jahresbeginn die Anlage in den Regelbetrieb ging.

Künstliche Intelligenz im Gumbala: Das System lernt automatisch

Das System baut bei der digitalen Überwachung auf Kameras, die unter der Decke des Bades hängen, und einen Algorithmus, der bei bestimmten Bewegungen des Badegastes Alarm schlägt – sprich, wenn er um sich schlägt, weil er in Not geraten ist, oder auf einmal an der Wasseroberfläche oder, noch schlimmer, auf dem Beckenboden treibt. Diese Bilder „kennt“ die KI, wie Harald Gabriel, Prokurist der Betreibergesellschaft GMF, am Mittwoch beim Ortstermin berichtet.

Tritt so ein Fall ein, dann bekommt das Beckenpersonal auf eine Smartwatch eine Nachricht, zudem löst die Uhr eine Vibration aus, sodass der Retter auch bei viel Lärm in der Schwimmhalle über einen möglichen Notfall Kenntnis bekommt. Die Uhr reagiert laut Hersteller in Echtzeit, zudem wird die Position eines möglichen Hilfebedürftigen angezeigt. Was den Datenschutz angeht, so wurde darauf geachtet, dass keine Bilder von Personen gespeichert werden. Sie bekommt das Gumbala ohnehin nicht zu sehen, weil diese direkt in Vektorbilder gewandelt werden, wie Gabriel erklärt.

Eine Hand hält eine digitale Uhr, auf der ein Schwimmbecken und das Wort SOS zu sehen sind.

Das Becken und der Ort, in dem ein Mensch womöglich Hilfe benötigt, wird auf der Smartwatch angezeigt.

Seit Januar hat das KI-System 416 Mal eine „Vorsicht“-Meldung abgesetzt, 38 Mal wurden Warnungen ausgegeben, wobei einige davon auch im Rahmen von Testbetrieben entstanden, wie Stadtwerkeleiter Harald Kawczyk erläutert. Bei jedem Vorgang lerne das System automatisch hinzu. Je nachdem, ob die Alarmierung des Beckenpersonals begründet war oder nicht, quittieren die Mitarbeiter den Vorgang mit einem Daumen hoch oder Daumen runter auf dem Display ihrer Uhr.

KI-Kollege im Gummersbacher Badeland sorgte schnell für Vertrauen

Christian Neuhaus, GMF-Betriebsleiter in Gummersbach, berichtet von seinen Kolleginnen und Kollegen, dass der KI-Kollege schnell für Vertrauen gesorgt habe. Wenn das Bad wie zuletzt an einem Sonntag 1700 Besucher habe, dann sei eine solche Unterstützung willkommen. Neuhaus, Kawczyk und Gabriel betonen allerdings, dass der digitale Bademeister die realen Profis nicht von deren Aufsichtspflichten entbinden könne. In diesem Kontext betont Kawczyk, dass mit Einführung der KI, die die Stadtwerke jeden Monat 5000 Euro kostet, nicht ein Mitarbeiter um seinen Arbeitsplatz bangen müsse. Dieses Geld sei es wert, wenn es darum gehe, Menschenleben zu retten.

Hintergrund der Installation im Gumbala waren auch die beiden Todesfälle in dem Bad seit dessen Eröffnung. Ein Mädchen ertrank in einem Whirlpool, dem Kind einer Artistenfamilie konnte ebenfalls nicht mehr geholfen werden. Kawczyk sagte, dass man diesem Kind mit der neuen Technik vielleicht hätte das Leben retten können. So oder so, darin waren sich die drei Badverantwortlichen einig, sei es der Idealfall, wenn das Beckenpersonal bereits vor dem Auslösen der Smartwatch den Notfall eines Menschen im Wasser entdeckt und entsprechend gehandelt habe.

Harald Gabriel berichtete für GMF, dass die Gesellschaft in Deutschland und Österreich für 23 Bäder zuständig sei. In sechs davon wurde die neue Technik installiert. Den Auftakt machte für eine Pilotphase das GMF-Bad in Magdeburg. Nachdem man dort gute Erfahrungen gemacht hatte, wurden weitere sechs Anlagen bei dem israelischen Hersteller geordert.

Bei aller Begeisterung für die Technik ist Kawczyk eines wichtig: „100 Prozent Sicherheit wird es nie geben“, ordnet er die Arbeit des KI-Kollegen sachlich ein.

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