GlaubeHerbstsynode in Gummersbach will neue Perspektiven schaffen

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Diesmal tagte die Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises in Gummersbach. Geleitet wurde sie von Superintendent Michael Braun (4.v.r.). Das Foto zeigt den Synodalvorstand.

Diesmal tagte die Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises in Gummersbach. Geleitet wurde sie von Superintendent Michael Braun (4.v.r.).

Bei der Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger in Gummersbach ging es weniger um Bürokratie. Der Glaube stand im Fokus.

Reden wollen sie, aber nicht mehr über den Glauben. Sie wollen vielmehr reden vom eigenen, vom persönlichen Glauben und eben nicht mehr nur über den Glauben. „Wir wollen uns künftig wieder mehr beschäftigen mit dem, woraus und wovon wir leben“, beschrieb Michael Braun, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises, diese neue Perspektive.

In der schwierigen Zeit der Neuausrichtung, der Neustrukturierung und auch der finanziellen Neuordnung wollen sich die evangelischen Gemeinden Oberbergs nun wieder mehr auf den Glauben an sich konzentrieren: „Mein Glaube. Mein Gott. Mein Leben.“ war dann auch der Titel der Herbstsynode am Freitagabend und am Samstag in Gummersbach. Die Eröffnungspredigt in der Kirche an der Von-Steinen-Straße hielt Gabriele Braun, Seelsorgerin des Klinikums Oberberg.

Neuer Synodalassessor Dr. Oliver Kremer leitete Gruppenprojekt in Gummersbach

Neben Superintendent Braun saß zum ersten Mal Dr. Oliver Cremer: Als neuer Kreissynodalassessor ist der 48-Jährige aus Windeck-Rosbach Brauns Stellvertreter und zudem Nachfolger von Assessor und Diakoniepfarrer Thomas Ruffler, der im vergangenen Juni in den Ruhestand gegangen war. „Heute lassen wir es zu oft, von dem zu reden, was wir im Glauben gehört, gesehen, gefühlt und erfahren haben“, sagte auch er und lud die Versammelten dazu ein, sich in kleineren Gruppen auszutauschen über das, was sie bewegt. Zuvor hatten vier Mitglieder aus dem Synodalvorstand Schlaglichter gesetzt, Pfarrer Achim Schneider etwa sprach von einem Glauben „ohne Gefasel und Drumherum“.

Ganz ohne Bürokratie sollte die Synode dann allerdings nicht auskommen: Blitzschnell wurde am Samstag erstmals nach zehn Jahren eine neue Diakonie-Ordnung verabschiedet. Diese sieht die Auflösung der Stelle eines Diakoniepfarrers vor: Dessen frühere Aufgaben teilen sich nun Assessor Cremer und Thomas Hildner als Verwaltungsleiter des Kirchenkreises. Damit verbunden ist die Einrichtung eines neuen Fachbereichs, der den Namen trägt „Diakonie und Seelsorge“. Geleitet wird er von einem Diakonierat, dessen Aufgaben die Synode nun abgesteckt hat. Die weiteren Ausschüsse wurden von 13 auf sieben reduziert.

Synode gibt der Verwaltung des Kirchenkreises in Gummersbach neue Strukturen

Ebenfalls erneuert worden ist die Visitationsordnung als Mittel der Entwicklung und Begleitung der 23 Gemeinden im evangelischen Kirchenkreis. Und nicht zuletzt sollen zum 1. Januar eine Architektin oder ein Architekt, eine Bauingenieurin oder ein Bauingenieur, eine Bautechnikerin oder ein Bautechniker eingestellt werden: Sie sollen den Gemeinden fachlich zur Seite stehen. Diesen gehören zurzeit noch 34 Kirchen, 110 Gebäude, zehn Gemeindezentren und 38 Gemeindehäuser.

Zudem kündigte Braun eine wissenschaftliche Studie der Evangelischen Kirche im Rheinland an, die am 25. Januar veröffentlicht werden soll und in der die sexuelle Gewalt von Bediensteten in der evangelischen Kirche gegen Kinder, Jugendliche und Erwachsene seit den 1950er Jahren aufgearbeitet worden ist. 3,6 Millionen Euro habe diese Dokumentation gekostet, so Braun. „Für das seelische Wohl aller wünsche ich mir für unsere Gesellschaft solche Transparenz in Kirche, Schulen, Kitas, in Sport- und Musikvereinen und auch im größten Bereich, dem Feld des familiären Missbrauchs.“

Zu Gast bei der Synode waren auch Gummersbachs stellvertretender Bürgermeister Jürgen Marquardt, Pastor Stefan Hofmann von der Freien evangelischen Gemeinde in der Kreisstadt und Kreisdechant Christoph Bersch, der dazu aufrief, auch kleinen und nichtigen Dingen Aufmerksamkeit zu schenken, da in ihnen das große Ganze aufleuchte, so auch die Ökumene. Marquardt indes dankte für das „Nachdenken über eine moderne Kirche“.

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