Katastrophen-SzenarioOberberg simulierte erstmals den flächendeckenden Blackout

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Eine Gruppe von Feuerwehrleuten steht vor ihrer Wache.

Kreisweit besetzte die Feuerwehr bei der Übung am Samstag 61 Notfall-Infopunkte. Hier im Bild die Besatzung der Anlaufstellen in Marienheide.

Am Samstag testeten der Kreis und die oberbergischen Kommunen ihre Konzepte für einen längeren Stromausfall in der Praxis. 

Punkt 11 Uhr wurde am Samstag der Stecker gezogen. Heizungen und Computer fuhren herunter, Ampeln fielen aus, zwischen Morsbach und Radevormwald brannte keine einzige Glühbirne mehr. Tausende Smartphones suchten plötzlich erfolglos nach einer Netzverbindung, Notrufe wurden auf einen Schlag unmöglich, auch die über das Festnetz.

Dieses Szenario war die Grundlage der Katastrophenschutzübung des oberbergischen Kreises und aller 13 Kommunen, die zugleich der allererste Testlauf zum Umgang mit einem flächendeckenden Stromausfall überhaupt war. Die Organisatoren sprachen von einer „Alarmierungs- und Kommunikationsübung“, denn um genau diese beiden Schwerpunkte gehe es, erklärte Kreisdirektor Klaus Grootens.

Oberbergischer Krisenstab wurde alarmiert

Geübt wurden also die ersten Schritte, die im Blackout-Fall vor allem im Hintergrund anlaufen – weshalb die Oberberger am Samstag auch so gut wie nichts von der Übung mitbekamen. Stichwort Alarmierung: Schon da wird es ohne Strom kniffelig. Ein Beispiel: Wie erfährt der Bürgermeister von Bergneustadt, der plötzlich im Dunklen sitzt, ob nur sein Straßenzug stromlos ist oder gleich die ganze Stadt? Und ob in Engelskirchen oder Wipperfürth das Licht noch brennt. Der schnelle Anruf bei der Aggerenergie oder einem Amtskollegen fällt jedenfalls weg.

Die entscheidenden Menschen im Kreis in Gang zu setzten sei die erste Herausforderung gewesen, sagte Landrat Jochen Hagt am Samstagnachmittag. Geschafft habe man dies über spezielle digitale Meldeempfänger. Im Notfallzentrum Kotthausen bildete sich sodann der oberbergische Krisenstab um den Landrat, auf Ebene der Kommunen traten die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen mit ihren sogenannten Stäben für außergewöhnliche Ereignisse zusammen. Nach und nach besetzen die Feuerwehren zudem 61 der insgesamt knapp 100 Notfall-Infopunkte (NIPs) im Kreisgebiet. Das Konzept der Anlaufstellen für die Bürgerschaft im Falle des Blackouts – regelmäßig die nächste Feuerwache – hatten Kreis und Kommunen bereits kurz vor Weihnachten vorgestellt.

Im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls müssten wir mit massiven Auswirkungen auf unser Leben rechnen.
Oberbergs Kreisdirektor Klaus Grootens über mögliche Folgen eines Blackouts

Wie der Landrat im Ernstfall mit den Rathäusern kommunizieren kann und wie der Kontakt zwischen den NIPs, ihren Bürgermeistern und der Kreisleitstelle aufgebaut wird, war das zweite Ziel der Übung. Zum Einsatz kamen dabei auch Satellitentelefone. Die haben inzwischen alle Kommunen zumindest bestellt. Wer noch auf die Lieferung wartete, erhielt am Samstag leihweise Geräte vom Kreis, berichtete Hagt. Bis etwa 14.30 Uhr wurden nach einem genauen Plan Anrufe ausgetauscht.

Vom NIP in Marienheide etwa meldete Feuerwehrfrau Jeanny Lülsdorf um exakt 14.14 Uhr einen (simulierten) medizinischen Notfall nach Kotthausen. Ihr „Notruf“ war einer der letzten auf dem Plan, gegen 14.30 Uhr endete die oberbergische Blackout-Übung – und Landrat Jochen Hagt zog ein erstes positives Fazit. Insgesamt gut 300 Menschen seien auf Kreis- und kommunaler Ebene an der Übung beteiligt gewesen. Die Wahrscheinlichkeit eines tatsächlichen Stromausfalls halte die Verwaltung weiterhin für gering, betonte Kreisdirektor Grootens. „Aber sollte er kommen, müssten wir mit massiven Auswirkungen auf unser Leben rechnen.“

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