Nach Explosion in Beirut vor OrtJournalistin aus Morsbach für Preis nominiert

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Unterwegs in der Welt, zu Hause in Morsbach-Korseifen: die Journalistin Margarete Blümel.

Unterwegs in der Welt, zu Hause in Morsbach-Korseifen: die Journalistin Margarete Blümel.

Morsbach – Die gute Nachricht gelangte per Telefon in die Morsbacher Ortschaft Korseifen. Dort lebt und arbeitet die Hörfunkjournalistin Margarete Blümel. Sie ist eine von vier Medienschaffenden, deren Arbeit aus mehr als 300 Einreichungen für die Auszeichnung für die Vergabe des Peter-Scholl-Latour-Preises nominiert worden sind. Dieser Preis wird für die Berichterstattung über das Leid von Menschen in Krisen- und Konfliktgebieten verliehen.

Nominiert für Feature zu Folgen der Explosionen in Beirut

Blümel ist mit ihrem 25 Minuten langen Feature über die Folgen der Explosion im Hafen von Beirut im Herbst 2020 nominiert. „Ich bin damals rund vier Wochen im Libanon gewesen und habe mit vielen Freunden und Überlebenden gesprochen“, erinnert sich die Journalistin. Das Leid im Land sei unglaublich gewesen, und ist es heute noch immer. „Die Menschen prügeln sich um einen Laib Brot“, sagt Margarete Blümel und jeder der kann, verlasse das Land und flüchte.

Das weiß die gebürtige Remscheiderin, weil sie ein großes Netzwerk in den Ländern hat, aus denen sie seit mehr als 20 Jahren regelmäßig berichtet. Mindestens drei Monate im Jahr ist sie auf Reisen, im Gepäck einen Sack voll Aufträge, die sie im Zielland realisiert, den Laptop und natürlich das Mikrofon – denn damit fing alles an: Als sie in jungen Jahren gerade dabei war, ihre Affinität zum Schreiben auszuleben und sich als Journalistin bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zu etablieren, plante sie mit ihrem Ehemann Horst eine Reise durchs Hinterland von Australien – allerdings zu Pferd und über mehrere Monate hinweg.

Über die Nominierung

Der Peter-Scholl-Latour-Preis

Straßenkinder wie diese hat Margarete Blümel oft mit dem Mikrofon und der Fotokamera begleitet.

Straßenkinder wie diese hat Margarete Blümel oft mit dem Mikrofon und der Fotokamera begleitet.

Der Peter-Scholl-Latour-Preis ist ein Sonderpreis, vergeben wird er von der Hamburger Hilfsorganisation Plan International. Damit gewürdigt wird die Berichterstattung über das Leid von Menschen in Krisen- und Konfliktgebieten. Rahmen der Vergabe in Berlin ist wiederum die Verleihung des Ulrich-Wickert-Preises für Kinderrechte am 29. September. Für diesen war die Morsbacher Journalistin Margarete Blümel im August 2018 aufgrund ihres Engagement in Indien nominiert.

Peter Scholl-Latour (1924 – 2014) war ein deutsch-französischer Journalist, der als Korrespondent vor allem für die ARD und das ZDF aus verschiedenen Ländern der Erde berichtete. Er war zudem Gründungs- und Kuratoriumsmitglied von Plan International in Deutschland. Der Sonderpreis mit seinem Namen werde in Ehren an das besondere Engagement des Verstorbenen vergeben, teilt die Organisation mit. Begraben ist Scholl-Latour im Bad Honnefer Stadtteil Rhöndorf. (höh)

Davon erzählte sie einem Freund aus der Hörfunkbranche, und der riet ihr: „Kauf Dir doch mal ein Mikro und biete das dem Deutschlandfunk an.“ Nach diesen ersten Australien-Berichten war ihr klar, dass sie ihre Berufung gefunden hatte. Alles weitere sei „Learning by Doing“ gewesen, sagt Blümel. Dem Deutschlandfunk ist sie als Freiberuflerin bis heute treu geblieben, andere Sender wie der SWR oder der BR sind als Kunden hinzugekommen.

Die erste Reise mit 19 Jahren entfachte die Leidenschaft

Im Laufe der Jahre hat sich die studierte Indologin und ausgebildete psychiatrische Krankenschwester auf politische, religiöse und literarische Themen und Akteure aus den südostasiatischen und arabischen Ländern sowie aus Indien und Australien spezialisiert. Sie spricht Englisch, Französisch, Latein sowie Hindi und Urdu. Ihre erste Reise nach Indien, Nepal und Sri Lanka hat sie im Alter von 19 Jahren ganz allein erlebt – seither blieb das Feuer entfacht. Auch wenn das Leben einer kritischen Journalistin nicht immer einfach ist.

Nach den Aufnahmen im Libanon wurde ein Aktivist und guter Bekannter von ihr von der Miliz getötet. Freunde vor Ort raten Margarete Blümel seither von einer erneuten Einreise ab, weil dies zu gefährlich werden könnte. Auch von Thailand will sie sich erst einmal fernhalten, weil ihre kritische Berichterstattung über den dortigen König bei den Machthabern nicht auf Zustimmung stößt und ihr Thai-Aktivistinnen rieten, sich vorläufig in Acht zu nehmen.

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„Es gab immer wieder Situationen, in denen ich es mit der Angst zu tun bekam“, gesteht die zierliche Journalistin. „Aber ich fühle mich dennoch dazu bewogen, das bisschen Macht, das wir Pressevertreter haben, einzusetzen und die Themen auf den Tisch zu bringen.“

Ans Aufhören denkt die Journalistin noch lange nicht

Aufhören will Blümel jedenfalls noch lange nicht. Die Koffer stehen immer bereit, im idyllischen Fachwerkhaus im Grünen. Dort lebt sie mit ihrem Mann, drei Katzen und den Pferden, schöpft Kraft. Die nächste Reise ist für November geplant und wird sie nach Tunesien und, falls machbar, danach auch wieder nach Libyen führen. Vorher steht am 29. September aber noch der Termin für die Preisverleihung des Peter-Scholl-Latour-Preises in Berlin an.

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