Neubaugebiet in AltenlindeBebauungsplan kommt später

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Abrissarbeiten in Altenlinde.

Abrissarbeiten in Altenlinde.

Lindlar – Auf dem Gelände der ehemaligen Münker-Hallen in Altenlinde entsteht ein Neubaugebiet. Vorgesehen sind rund 60 bis 65 Ein- und Zweifamilienhäuser und drei mehrstöckige Mehrfamilienhäuser. Investor des 3,8 Hektar großen Areals ist die Firma Köln Grund. Auf der Tagesordnung des Bauausschusses standen die Änderung des Flächennutzungsplanes und die Verabschiedung des Bebauungsplanes als Satzung. Doch die Sitzung wurde überlagert durch zahlreiche Verfahrensfragen.

Sorge um zu hohe Bebauung

CDU und Grüne hatten beide Eingaben zur Aufstellung des Bebauungsplanes eingereicht. Diese waren aber nicht Teil der Unterlagen, sondern wurden als Tischvorlagen nachgereicht. FDP und SPD meldeten daraufhin weiteren Beratungsbedarf. Üblicherweise wäre der Punkt damit von der Tagesordnung abgesetzt worden. In einer Sitzungsunterbrechung einigten sich die Sprecher der Fraktionen darauf, das Thema jetzt zu beraten, die Entscheidung über den Bebauungsplan aber zu verschieben.

Bezahlbarer Wohnraum

Der Haupt- und Finanzausschuss hatte sich im Dezember 2019 auf Antrag der SPD einstimmig für mehr bezahlbaren Wohnraum ausgesprochen. Ingo Harnischmacher von den Grünen erinnerte nun in der Diskussion an den Beschluss und wollte wissen, warum die Lindlarer Verwaltung dies nicht in den Bebauungsplan aufgenommen habe.

„Dazu müsste man erst definieren, was bezahlbarer Wohnraum sein soll“, erklärte Fachleiter Petric Newrzella. Solle eine Miete, die als bezahlbarer Wohnraum gelte, um zehn oder um zwanzig Prozent unter dem Durchschnitt liegen?

„Der Beschluss ist vom 4. Dezember, Sie hätten genug Zeit gehabt, dies zurückzumelden“, kritisierte Harnischmacher.

„Die Politik muss Vorgaben machen, was bezahlbarer Wohnraum ist, und dabei auch die Nebenkosten berücksichtigen“, forderte dazu Armin Brückmann (CDU).

Lindlars Bürgermeister Dr. Georg Ludwig verwies auf den Mietspiegel als möglichen Bezugspunkt. Der liege für Lindlar bei sechs Euro pro Quadratmeter, also müsste man im Zweifel noch etwas darunter gehen. „Die Frage ist nur, ob sich ein Investor darauf einlässt?“, so der Ludwig. Zwingen können man einen Investor dazu nicht, bezahlbarer Wohnraum lasse sich nicht über den Bebauungsplan regeln. (cor)

Im Rahmen der Offenlage zum Planverfahren lagen eine ganze Reihe von Anregungen vor, sowohl von Institutionen wie der Landwirtschaftskammer, aber auch von Anwohnern. Deren größte Sorgen: Der Bebauungsplan erlaube zu hohe und massive Gebäude, die das ortstypische Bild sprengen würden.

Außerdem seien Lärm und mehr Verkehr zu befürchten. Die FDP lehnt das Projekt insgesamt ab, weil man damit Gewerbeflächen aufgebe, die angesichts einer Verkleinerung von Klause V dringend gebraucht würden, wie Erika Lob erklärte. SPD, CDU und Grüne begrüßen dagegen die vorgesehene Umwandlung einer Industriebrache in ein Wohngebiet. „Die Umnutzung ist gut, wir haben keine großartigen Einwände“, erklärte Ulrich Cölln (SPD).

Die Grünen schlagen einige konkrete Anregungen vor. So sollen Garagen- und Carport-Dächer begrünt werden, Einfahrten und Wege sollen wasserdurchlässig sein. Die Regenwassernutzung mittels Zisternen soll empfohlen werden.

Armin Brückmann erläuterte die Eingaben der CDU. Die Christdemokraten fordern vor allem eine geringere maximale Bauhöhe. Kein Gebäude solle die Firsthöhe von zehn Metern überschreiten, ausgehend vom Höhenniveau der Straße Altenlinde. Der Entwurf des B-Plans sieht dagegen eine maximale Höhe von 16 Meter vor, gemessen vom Niveau der Baustraße. Die liegt unter dem Niveau der Straße Altenlinde. Eventuelle Nachteile für die ansässigen Bewohner in Altenlinde - wie etwa Licht- und Schattenwurf und optische Einbußen – seien zu vermeiden.

Zudem will die CDU mit gestalterischen Vorgaben ein Sammelsurium unterschiedlichster Gebäudetypen und Farben wie in Lindlar-West vermeiden. Auch auf die Verkehrssicherheit und die Belange des Klimaschutzes müssen man achten.

Diplom-Ingenieur Ulrich Faßbinder vom Büro Stadtplanung Zimmermann nahm Stellung zu den Anregungen. Eine maximale Höhenfestsetzung in Bezug auf die Straße Altenlinde mache keinen Sinn, da die Straße nicht zum Plangebiet gehöre.

Viele Anregungen zum geplanten Baugebiet

Die geforderte Höhenbegrenzung widerspreche der Forderung nach bezahlbarem Wohnraum. Die ehemalige Industriebrache werde durch das geplante Neubaugebiet enorm aufgewertet.

Bei einer Nein-Stimme der FDP votierte der Ausschluss schließlich für die Änderung des Flächennutzungsplanes. Die Fraktionen sollen bis einschließlich dem heutigen Montag, 5. Oktober, Zeit zur Beratung des Bebauungsplanes haben, dann sollen die Fraktionsvorsitzenden das Ergebnis der Verwaltung mitteilen. Voraussichtlich in der nächsten Ratssitzung Anfang November würde dann der endgültige Beschluss fallen.

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