Vor Bonner LandgerichtAngeklagter war an Autodiebstählen in Oberberg beteiligt

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DPA Strafgesetzbuch

Symbolbild

Bonn/Oberberg – Der Mann auf der Anklagebank wollte es kaum glauben, ging doch gerade sein größter Wunsch in Erfüllung: Er kann zur Geburt seines Sohnes im Oktober zu Hause in Minsk und bei seiner Verlobten sein. Das Bonner Landgericht verurteilte den Weißrussen am Freitag wegen schweren Bandendiebstahls in fünf Fällen zu einer Haftstrafe von zwei Jahren Haft – auf Bewährung.

Vor Gericht hatte der 27-Jährige Reue gezeigt. Im Februar 2020 hatte sich der Angeklagte von einer Autoknackerbande aus dem Oberbergischen Kreis für drei Wochen anheuern lassen und war an Autodiebstählen in Nümbrecht, Waldbröl, Raubach, Dierdorf und Westerburg beteiligt. Alle Limousinen verfügten über das Zugangssystem „Keyless Go“. Sie wurden gehackt, ausgeschlachtet, die Teile wurden als Hehlerware angeboten.

Mit internationalem Haftbefehl gesucht

Als die Bande im Sommer 2020 nach einer Serie von fast 100 Diebstählen aufflog, war der Angeklagte längst – mit 3000 Euro Lohn in der Tasche – wieder in der Heimat. Die geständigen Haupttäter jedoch hatten vor dem Landgericht im Oktober 2021 weitere Täter benannt, auch den Minsker. Der 27-Jährige, der bei einem Gebrauchtwagenhändler gearbeitet hatte, wurde danach viele Monate lang mit internationalem Haftbefehl gesucht und dann im März dieses Jahres, als er ahnungslos nach Deutschland eingereist war, am Flughafen festgenommen. Fünf Monate saß der Mann seitdem in Untersuchungshaft und machte sich schwere Vorwürfe, weil er, wie er sagte, seine Familie im Stich gelassen habe.

Zuvor hatte ihm ein Landsmann ein lukratives Angebot gemacht: Für das Zerlegen bekäme er pro Fahrzeug 500 Euro. Der 27-Jährige, der eine Familie gründen und mit dem Geld seine Hochzeitkasse aufbessern wollte, sagte zu. Dass er nun auch als Autodieb gefragt war, will er erst in Deutschland begriffen haben.

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Die Erste Große Strafkammer nahm dem künftigen, nicht vorbestraften Vater die Reue ab. Er habe alles gestanden und sich sehr kooperativ gezeigt, sagte die Vorsitzende Stefanie Johan To Settel. In der Bande sei er ein kleines, vorübergehendes Licht gewesen. Nach dem Urteil wurde der Haftbefehl aufgehoben: Einer raschen Rückkehr nach in Minsk steht nichts im Wege.  

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