Fleischproduktion im KreisBauern und Schlachter klagen über neue Gebührenordnung

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Georg Reuber

Georg Reuber verarbeitet in seinem Morsbacher Betrieb Wild und Biorinder.  Die Fleischbeschau wird für ihn teurer.

Oberberg – Lange bevor ein Stück Fleisch auf den Tellern der Verbraucher landet, haben die Experten genau hingeschaut. Noch vor der Schlachtung überprüfen Veterinäre, ob das Tier gesund ist. Nach der Tötung wird von Amts wegen ein weiteres Mal in Augenschein genommen, ob das Fleisch und die Organe zum Verzehr geeignet sind. „Das ist auch gut so. Das gibt uns Erzeugern Sicherheit“, sagt Bio-Bauer Peter Schmidt vom Klosterhof in Gummersbach-Bünghausen.

Schmidt lässt jedes Jahr bis zu sechs Ochsen und 20 Schafe schlachten. Ein Geschäft, dass ihm seit neuestem weniger Geld einbringt. Denn der Oberbergische Kreis, in dessen Verantwortung die sogenannte Fleischbeschau fällt, hat die Gebühren dafür angehoben – zum Unmut der Produzenten im Kreis. Die erstmals seit 2013 wieder überarbeitete „Satzung über die Erhebung von Gebühren für Amtshandlungen auf dem Gebiet der Fleischhygiene“ hat der Kreistag in seiner Sitzung im Dezember mehrheitlich beschlossen. Obwohl auch einige Politiker hinterfragten, warum eine derart drastische Anhebung der Gebühren notwendig sei.

Kleinbetriebe besonders betroffen

In der Satzung sind unter anderem die Gebühren für gewerbliche Kleinbetriebe – in denen pro Monat weniger als 1500 Tiere geschlachtet werden – aufgeschlüsselt, die sich von der Preissteigerung nun besonders betroffen sehen. Je nach Tierart und der Zahl der auf einmal zu schlachtenden Tiere fallen unterschiedliche Preise für den vom Amt geschickten Veterinär an. Für Rinder beispielsweise fällt die Gebührenanhebung im Vergleich zur letzten Satzung von 2013 noch vergleichsweise moderat aus: Kostete die Beschau bislang für ein Rind 31 Euro, sind es nun 39 Euro. Für zwei bis fünf Tiere steigt die Gebühr um fünf auf 25 Euro pro Tier. Sind zwischen 65 und 119 Tiere für den sogenannten Schlachtdurchgang vorgesehen, sind nun 17 Euro (vormals 14 Euro) fällig.

In den anderen Tierkategorien Schweine (inklusive Wildschweine), Einhufer, Schafe und Ziegen sowie Haarwild (also Rehe, Hirsche oder Damwild) wird je nach Anzahl der zu schlachtenden Tiere zum Teil mehr als das Doppelte des bisherigen Preises vom Kreis verlangt. Insbesondere für Wild und Schafe schlägt die Erhöhung besonders zu Buche, weil von ihnen größere Mengen verarbeitet werden.

Rehfleisch wird teurer

Rehe sind es, mit denen das Morsbacher Unternehmen Wild-Reuber einen guten Teil seines Geschäfts macht. Pro Jahr werden dort zwischen 1000 und 1500 Rehe für den Handel verarbeitet, die Reuber von Jägern aus Oberberg und Nachbarkreisen bezieht. Angesichts dieser Mengen leide sein Betrieb in besonderem Maße unter der Preiserhöhung, sagt Firmenchef Georg Reuber: „Allein im Januar haben wir 70 Rehe beschauen lassen. Bei dieser Anzahl wird uns das an die 800 Euro kosten. Bislang waren es keine 300 Euro.“ Pro Kilo Reh, das er in den Handel verkauft, werde er nun einen Euro draufschlagen müssen. „Zum Glück sind wir nicht vom Reh abhängig“, sagt Reuber. Das Unternehmen verarbeitet zudem Hirsche, Wildschweine und pro Jahr auch an die 120 Bio-Rinder. Und bei letzteren mache die Gebührenerhöhung wegen der geringeren Menge nicht so viel aus.

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Reuber ärgert die seiner Ansicht nach „enorme Preissteigerung“ sehr, sein Unternehmen hat einen Brief an den Landrat geschrieben und sich beklagt. Die Antwort kam von der zuständigen Dezernentin Birgit Hähn. Sie begründet auch auf Nachfrage unserer Zeitung die Gebührenanpassung mit der Verpflichtung des Kreises, kostendeckend arbeiten zu müssen. Eine EU-Richtlinie schreibe das vor. „Bei Erstellung der Satzung war uns bewusst, dass gerade die Halter von Damwild, Schafen und Ziegen stark betroffen sind.“ Trotzdem sei die Gebührensatzung gerecht. Die Preise bewegten sich im Rahmen anderer Landkreise, die ihre Satzung ebenfalls der EU-Richtlinie angepasst haben. Und: Im Vorfeld der Verabschiedung hätten Betroffene keine Einwände erhoben.

Bio-Bauer Peter Schmidt kann mit der Preiserhöhung leben, weil sein Klosterhof in vergleichsweise kleiner Zahl schlachten lässt. Was ihn aber ärgert, ist das politische Signal, das davon ausgeht. „Den großen Schlachtbetrieben wie im Münsterland würde so eine Preiserhöhung wohl kaum etwas ausmachen. Aber wir kleinen Direktvermarkter sind die Leidtragenden.“ Von der Politik höre man dauernd, die kleine Landwirtschaft und die Lebensmittelerzeuger vor Ort sollen gestärkt werden, sagt Schmidt: „Diese Gebührenerhöhung bewirkt genau das Gegenteil.“

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