„Normal, aber eben mit Abstand“Die Abiturprüfungen im Oberbergischen sind gestartet

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Klausur in der Engelskirchener Turnhalle: Wo sonst geschwitzt und getobt wird, schreiben die Schüler ihr Abitur.

Klausur in der Engelskirchener Turnhalle: Wo sonst geschwitzt und getobt wird, schreiben die Schüler ihr Abitur.

Oberberg – Eigentlich fliegen in der Turnhalle des Aggertal-Gymnasiums beim Sportunterricht Bälle durch die Gegend. Schüler rennen, toben, schwitzen. Doch seit gestern ist dort vor allem geistige Fitness gefragt: In diesem Jahr finden die Prüfungen für die 70 Abiturienten in der Halle statt. „So lässt sich der von der Landesregierung vorgegebene Abstand einhalten“, sagt Marc Linßen. Er ist Oberstufen-Koordinator am Aggertal-Gymnasium. Die Turnhalle sei der geeignete Ort für die besondere Prüfungssituation, denn: „Sportunterricht findet hier ja wegen Corona grade eh nicht statt.“

Ob die Corona-Krise Einfluss auf die Ergebnisse der Abiturienten haben wird? „Ich glaube nicht“, sagt Linßen. „Es gab freiwillige Trainingsblöcke für die Schüler und die Vorbereitung lief so, wie sonst auch.“ Wer ein gewissenhafter Schüler sei, habe durch die Corona-Vorkehrungen keinen Nachteil. Trotzdem sei das Abitur in Zeiten von Corona ein anderes als sonst. „Es ist eine seltsame Situation, dass die Schüler Abstand zueinander halten müssen. Es fehlt die Euphorie der letzten Schultage.“

Schüler werden auf Räume verteilt

Das sieht Ingolf Weber, Leiter der Gesamtschule Gummersbach, ähnlich. 64 Schüler schreiben hier in diesen Tagen ihre Abiturprüfungen, allerdings in den üblichen Räumen. „Wir haben das alles so aufgeteilt, dass die Schüler den entsprechenden Abstand halten können, und sie auf die Räume verteilt.“ Bisher sei noch nicht vorgesehen, die Prüfungen in einen größeren Raum umzulagern. „Die Umgebung soll möglichst gleich bleiben, um zusätzliche Belastungen zu vermeiden“, sagt Weber.

„Was die Vorbereitung angeht, ist hier zwar vieles normal – nur eben mit Abstand.“ Die Schüler seien ruhig und alle gut vorbereitet. Weber sieht weniger die fachliche Leistung der Abiturienten durch Corona in Gefahr, sondern sorgt sich vielmehr um die psychischen Folgen: Was im Schulleben fehlt, sei der Dialog untereinander. „Es gibt viel Einzelarbeit. So können Fragen, die sich etwa bei einer Gruppenarbeit ergeben würden, nicht miteinander besprochen werden“, fügt Weber hinzu.

Mottowoche und ABiball entfallen

Am schlimmsten sei aber, dass so viele Schüler ohne die Vorfreude auf den Abschluss ihre Schullaufbahn beenden müssten. Ereignisse, wie etwa die Mottowoche und der Abiball fallen weg. „Ich glaube, dieser Verlust wird länger nachwirken als die äußeren Umstände, unter denen die Schüler ihr Abitur in diesem Jahr schreiben müssen.“ Das laufe eben so normal wie möglich ab.

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„Ganz normal“ schreiben auch die Schüler der Marienheider Gesamtschule ihr Abitur, sagt Miriam Karthaus. Sie ist in der Schüler-Vertretung und ebenfalls Abiturientin. Am Telefon klingt sie gelassen, wenn sie über den Schulbesuch in Corona-Zeiten spricht. „Wir gehen dann eben mit Masken zur Schule und halten Abstand.“ Obwohl die Prüfungen um drei Wochen verschoben worden, sei sonst nicht viel Ungewöhnliches an der Situation.

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