Oberberger vor GerichtSicherheitsvorkehrungen bei Prozess gegen Autoschieberbande

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Keyless_Go_schlüssel

Bei ihren Taten soll sich die Bande Sicherheitslücken im „Keyless Go“-System der Fahrzeuge zunutze gemacht haben. (Symbolbild)

Oberberg/Bonn – Wegen schweren Bandendiebstahls und gewerbsmäßiger Bandenhehlerei hat die Bonner Staatsanwaltschaft Anklage gegen fünf Männer und eine Frau erhoben. In Kürze soll ihnen vor dem Bonner Landgericht der Prozess gemacht werden. „Ein Termin für den Auftakt steht jedoch noch nicht fest“, sagt Gerichtssprecherin Dr. Patricia Meyer. Der Gruppe wird laut Anklageschrift vorgeworfen, zwischen September 2019 und September 2020 – in wechselnder Beteiligung – mindestens 67 Straftaten begangen zu haben. Sie sollen teure Autos gestohlen und in ihre Einzelteile zerlegt haben. Diese Teile sollen in ganz Europa verkauft worden sein.

Bei ihren Taten soll sich die Bande Sicherheitslücken im „Keyless Go“-System der Fahrzeuge zunutze gemacht haben. Dabei kann ein Auto ohne Schlüssel geöffnet und dann per Knopfdruck in Betrieb genommen werden. Eine Chipkarte verbindet sich per Funk mit der Technik im Inneren des Fahrzeugs. Die Kriminellensollen das Signal mit Hilfe eines Funkstreckenverlängerers abgefangen und selbst zum Auto übertragen haben. Die Türen wurden entriegelt, ein zweiter Täter öffnete den Wagen, drückte den Startknopf und fuhr davon. Die Bande soll es überwiegend auf Karossen der Marken BMW und Mercedes abgesehen haben.

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Am 21. September 2020 hatten mehr als 300 Polizeibeamte unter Leitung der oberbergischen Polizei verdächtige Objekte im Süden des Kreises, in Windeck, Bielefeld, Essen, Dorsten, Düsseldorf sowie auf einem Firmengelände in Rheinland-Pfalz durchsucht, es gab Festnahmen. Ende des Jahres wurden bereits drei Männer im Alter von 23, 48 und 59 Jahren vor dem Amtsgericht in Betzdorf zu Freiheitsstrafen von anderthalb Jahren ohne Bewährung verurteilt.

Handel mit Motoren aus dem Ruder gelaufen

Der Kopf der Bande, bei dem es sich nach neueren Erkenntnissen nicht, wie früher berichtet, um einen 39-jährigen, sondern um einen 31-jährigen Oberberger handelt, ist nach Informationen dieser Zeitung bereits im Dezember vom Amtsgericht Waldbröl wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 32 Fällen zu anderthalb Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Da soll ein Handel mit Motoren aus dem Ruder gelaufen sein: Der Mann bot über eine Firma, die er 2017 im Namen seiner Frau gegründet hatte, online Motoren an, die er nicht auf Lager hatte, kassierte Vorauszahlungen, konnte aber nicht liefern.

Bei der Polizei in Gummersbach ausgepackt

Jetzt sollen er und die anderen im September Festgenommenen sich in Bonn für den Diebstahl der Autos und den Handel mit den Teilen verantworten. Hilfe bei der Aufklärung könnte ausgerechnet vom 31-Jährigen kommen: Nach Aussage eines Kripo-Beamten im Betzdorfer Prozess soll er bei der Polizei in Gummersbach ausgepackt haben. Auch im Verfahren vor dem Amtsgericht Waldbröl hat er ein Geständnis abgelegt.

Vielleicht auch deshalb wird der Prozess unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Meyer berichtet von strengen Auflagen – aufgrund der Brisanz des Prozesses, aber auch wegen neuer juristischer Auflagen.

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