„Mein Lieblingsfest“Im Reichshof wird die Fletsche gespannt

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Ein Mann spannt eine Riesenzwille und zielt lächelnd auf den Fotografen.

Spannen, zielen, schießen: Kevin Valbert hat schon selbst dem Adler beim Fletschenfest in Hahnbuche ordentlich zugesetzt.

Mit der Volksbank Oberberg stellen wir im Sommerwettbewerb 20 Menschen und ihr Lieblingsfest vor. Für Kevin Valbert ist es das Fletschenfest.

Gutes Essen, meist vom Grill, kalte Getränke und gerne auch Livemusik: Die Verlockungen des „Fletschenfests“ in der Reichshofer Ortschaft Hahnbuche sind im Grunde die, die man von einem Dorffest in Oberberg auch erwartet.

Seit mehr als 25 Jahren füllt sich der Dorfplatz des Ortes zum Fletschenfest mit Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Feierlustigen aus der Umgebung. Unter ihnen ist auch Kevin Valbert. Der 36-Jährige ist im benachbarten Eckenhagen aufgewachsen und hat über Verwandtschaft in Hahnbuche zu dem Fest gefunden, das er heute sein Lieblingsfest nennt. „Ich war als Kind bestimmt schon mal hier, aber richtig erinnern kann ich mich erst an meine Besuche mit 13, 14 Jahren“, erzählt Valbert und ergänzt: „Das war auch der Ort, an dem man sein erstes Bierchen trinken konnte.“

Reichshofer Dorfverein zielt auf einen Styroporadler

Bekannt ist das Fletschenfest aber vor allem für eines: Die stets auf dem Dorfplatz aufgebaute, mannshohe Steinschleuder und das samstägliche Königsschießen, an dem ausschließlich Mitglieder des Dorfvereins „Im Grund“ teilnehmen dürfen. Die Regeln sind einfach: Mit der fest im Boden verankerten Schleuder versuchen alle Teilnehmenden, einen Styropor-Adler, der wenige Meter von dem Gerät entfernt thront, herunterzuschießen. Als Geschosse dienen kleine Steine, die neben der Schleuder in einem Eimer bereitliegen.

Die Anzahl an erlaubten Schüssen steigt mit jeder Runde: In der ersten Runde hat man einen Versuch, in der zweiten Runde dann bereits zwei. Wem der Adler-Abschuss gelingt, der ist der neue König.

Der König von Hahnbuche muss Bier spendieren

Wer auch immer sich diese Krone aufsetzt, hat eine besondere Verpflichtung: Beim Frühschoppen, der am Sonntag folgt, muss er (oder sie) 50 Liter Freibier spendieren. An diesem Sonntag gibt es dann traditionell noch einen Mannschaftswettbewerb, bei dem in fünfköpfigen Teams auch Menschen außerhalb des Dorfvereins ihr Glück an der Schleuder wagen können. Alle zwei Jahre wird das dann dreitägige Fest zudem mit einem Lebendkicker-Turnier eröffnet.

Was Kevin Valbert am Fletschenfest begeistert, ist die Gemeinschaft, die er dort erlebe. Die herrsche auch innerhalb des Gastgebervereins „Im Grund“, dem Valbert seit diesem Jahr vorsitzt: „Wir haben hier einen wirklichen großartigen Zusammenhalt“, berichtet er. „Hier kann man aufeinander zählen.“ Auch die Vorbereitung für das Fletschenfest mache in der Gemeinschaft Freude: „Vom Aufbauen der ersten Stange bis zum Abbauen hat man eine tolle Zeit“, findet der 36-Jährige.

Eine tolle Zeit hatte Kevin Valbert auch beim Fletschenfest 2019: Damals schoss er selbst beim Königsschießen den Adler ab, was ihn sozusagen technisch gesehen zum längsten König in der Geschichte des Fletschenfests machte. Denn in den Folgejahren fiel das Fest ob der Corona-Pandemie aus. „Als ich den Vogel abgeschossen habe, war das schon ein tolles Gefühl“, gesteht Valbert. Dazu trage auch die Atmosphäre während des Wettbewerbs bei: „Ich habe hier noch nie einen Streit erlebt“, erzählt er und ergänzt: „Natürlich möchte hier jeder König werden, aber gleichzeitig gönnt man es den anderen Teilnehmenden mindestens genau so sehr wie sich selbst.“

In diesem Sportsgeist sieht Kevin Valbert auch seine eigene Teilnahme an der diesjährigen Ausgabe des Königsschießens Ende August: „Natürlich werde ich wieder auf den Adler schießen. In der Dorfgemeinschaft gibt es aber einige, die noch auf ihren ersten Sieg warten. Denen würde ich es mehr gönnen“, betont der Hahnbucher.

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