Mit viel HerzSeniorin aus Nümbrecht teilt seit 25 Jahren Zeitungen aus

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Seit 25 Jahren versorgt Gerti Schwotzer die Leserinnen und Leser mit der druckfrischen Zeitung. 

Nümbrecht – „Ich arbeite, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen!“, scherzt Gerti Schwotzer, und das meint sie durchaus wörtlich. Denn um drei Uhr nachts ist die 83-Jährige schon auf den Beinen, um pünktlich um vier Uhr die Zeitungspakete in Grötzenberg abzuholen, damit die druckfrischen Tagezeitungen schon vor dem Frühstück in den Briefkästen der Leserinnen und Leser in Drinsahl, Büschhof, Bruch und Grötzenberg stecken. Und das seit 25 Jahren.

52 Tageszeitungen, dazu Zeitschriften und Kataloge, bei Wind und Wetter, Schnee und Hagel oder wie in diesen Sommertagen bei grandiosen Sonnenaufgängen. „Die meisten Leute wissen gar nicht, wie schön es ist, morgens ganz früh unterwegs zu sein, wenn noch alles ganz still ist, wenn Hasen über die Wiesen hoppeln und der Fuchs auf Mäusejagd ist“, schwärmt die Zeitungsbotin.

Zeitungsbotin kümmert sich mit viel Herz um Leserinnen und Leser

Dann beginnt sie ihre Runde, zehn Kilometer zu Fuß und mit dem Auto, heute morgen hat sie eine Stunde und 42 Minuten gebraucht, meist schafft sie es in einer Stunde und 45 Minuten, manchmal braucht sie aber auch zwei Stunden, etwa im Winter, wenn die Straßen glatt und noch nicht geräumt sind.

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Menschen trifft sie selten um diese Zeit. Da ist der schlaflose ältere Herr, der sie jeden Morgen an der Gartenpforte erwartet, die Familie, der sie nach Jahren zum ersten Mal begegnet ist, weil sie schon ganz frühmorgens zur Urlaubsreise aufbrach. „Jetzt lernen wir sie endlich mal kennen!“, hat sich die Frau gefreut. Manchmal ist auch Gerti Gleim aus Grötzenberg schon früh auf, „alte Gewohnheit“, schmunzelt die Lehrerin, die seit einigen Monaten im Ruhestand ist. „Ich war immer froh, dass die Zeitung schon vor 5 Uhr morgens kam, dann konnte ich aktuelle Artikel kopieren und sie direkt mit in den Unterricht nehmen.“

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Von Gerti Gleim (r.) aus Grötzenberg bekommt die zuverlässige Botin auch schon mal ein Dankeschön dafür, dass sie die Zeitung immer zuverlässig zustellt. 

Heute freut sie sich über einen Plausch mit der langjährigen Botin, „als vor ein paar Tagen die Zeitung ein bisschen eingerissen war, hat Frau Schwotzer sogar einen netten Brief dazu geschrieben, sich entschuldigt, obwohl sie gar nichts dafür konnte und hat uns einen schönen Tag gewünscht“, erzählt sie. „Das ist doch meine Arbeit, für die ich mich entschieden habe“, wehrt die 83-Jährige verlegen ab. „Die möchte ich gewissenhaft ausführen!“

Doch sie tut mehr als das. Da sind Sonderwünsche, exotische Ablageplätze, „manchmal fahren die Leute in Urlaub und bitten mich, die Zeitungen für sie aufzubewahren. Die sammele ich dann bei mir zu Hause und bringe dann die Pakete in einer Plastiktüte an die Tür, wenn die Leute wieder da sind.“ Sie schreibt ihren 52 Kunden, wenn sie selbst Urlaub macht und bittet um Verständnis für die Vertretung, die vielleicht nicht alles so perfekt im Kopf hat wie sie selbst.

„Wenn es regnet, dann schmerzt es mich, wenn ich die Zeitung ins nasse Rohr legen muss. Dann würde ich am liebsten Klingeln und die Kunden darauf aufmerksam machen, dass sie im eigenen Interesse was ändern sollten.“

Als sie vor 25 Jahren begonnen hat, Zeitungen auszutragen, wollte Gerti Schwotzer als Hausfrau etwas eigenes Geld zur Verfügung haben, erzählt sie. Heute sei sie froh über die Einführung des Mindestlohns an Stelle der Bezahlung nach ausgetragener Stückzahl – „die Wege auf den Land sind ganz schön weit“ - und sie brauche auch das Geld. „Ich hätte nie gedacht, dass ich es so lange machen würde. Zum Glück bin ich noch beweglich, kann gut laufen und gut denken. So lange das so bleibt, möchte ich gern weiter machen.“

Darüber freut sich nicht nur Gerti Gleim aus Grötzenberg: Manchmal gibt es ein Dankeschön für die zuverlässige Botin, einen netten Gruß am Briefkasten, ein kleines Geschenk am Jahresende, ein Mal eine Einladung zum Adventskaffee. Dann freut sie sich. Manchmal wird sie allerdings von Hunden erschreckt, „besonders von einem, der sich laut bellend für das ganze Dorf verantwortlich fühlt“.

Richtig Angst hat sie aber nur ein Mal gehabt. Da stürzte ein großer Hund aus der offenen Haustür eines Hauses wie wild auf sie zu. „Sein Herrchen keuchte hinterher und erklärte, der Hund wolle bloß die Zeitung abholen und ihm bringen, ich sollte sie ihm ins aufgerissene Maul stecken.“

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