NS-GeschichteBundestagspräsidentin Bärbel Bas besichtigt Schülerprojekt in Waldbröl

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Bundestagspräsidentin Bärbel Bas mit Schülern an Stehpulten.

Beim Empfang im Saal des Bürgerdorfs forderte Bärbel Bas (5.v.l.) die Waldbröler Jugendlichen auf, in ihrem Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus nicht nachzulassen.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas war der Einladung gern gefolgt und beeindruckt vom Waldbröler Schülerprojekt. Sie hatte aber auch einen Wunsch.

Hoher Besuch hatte sich in der Marktstadt angekündigt. Eine leichte Anspannung, aber auch Vorfreude war in den Gesichtern der zwölf Schüler der Gesamtschule Waldbröl zu sehen, während sie im Bürgersaal auf ihren Ehrengast warteten. Pünktlich um 13 Uhr fuhr der Dienstwagen vor und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) wurde von Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber begrüßt.

„Es ist für unsere Stadt, die Schüler und für mich eine große Ehre, sie heute hier begrüßen zu dürfen“, sagte Weber, bevor sie die Bühne den Jugendlichen überließ. Diese stellten ihr Schulprojekt „Von Mäusen und Katzen, Antisemitismus in und um Waldbröl“ vor, welches im vergangenen Jahr mit dem Margot-Friedländer-Preis der Schwarzkopf-Stiftung „Junges Europa“ ausgezeichnet wurde.

Waldbröler Schülerin sprach die Präsidentin mutig an 

Die 16-jährige Alisa Beumer erinnert sich noch genau an den Tag in Berlin: „Die Bundestagspräsidentin hielt die Laudatio und dann hatten wir die große Ehre, den Preis von Frau Friedländer persönlich entgegenzunehmen. Beim anschließenden Empfang bin ich spontan zur Bundestagspräsidentin gegangen und habe sie eingeladen nach Waldbröl zu kommen, um sich unser Schulprojekt vor Ort anzuschauen“.

Sehr zur Freude der Schüler nahm Bas die Einladung gern an. Nun lauschte sie den Worten der Gesamtschüler. Alisa Beumer und die ebenfalls 16-jährige Alexandra Fell berichteten, wie das Schulprojekt entstanden ist. „Im Deutschunterricht lasen wir die Graphic Novel ,Maus, Mein Vater kotzt Geschichte aus' von Art Spiegelman, und wir stellten uns die Frage, ob so etwas auch hier passiert ist“, berichtete Alexandra.

Wir müssen uns als Menschen begegnen frei von Vorurteilen, um den anderen und seine Kultur kennenzulernen.
Bärbel Bas, Bundestagspräsidentin

Ein Jahr lang recherchierten die zwölf Jugendlichen über die Geschichte Waldbröls im Nationalsozialismus und das Schicksal jüdischer Familien. Die Ergebnisse präsentierten sie unter anderem in Form einer Wanderausstellung. Aus Stahl gefertigte Mäuse- und Katzenfiguren wurden dafür mit QR-Codes versehen, die zu weiteren Informationen führen. Zudem gehört zur Ausstellung ein Wegweiser zu den ehemaligen Häusern der jüdischen Familien, wo Interessierte deren Schicksal erfahren können.

Bürgermeisterin Larissa Weber lobte das Engagement der Schüler: „Dieses Projekt ist vorbildlich und ein Appell an alle in unserer Gesellschaft, gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus zu kämpfen.“ Im Anschluss an die Projektvorstellung trug sich die Bundestagspräsidentin in das Goldene Buch der Marktstadt ein und stand den Schülern im Rahmen einer Podiumsdiskussion Rede und Antwort. Dabei ging es unter anderem um die Fragen, was gegen Antisemitismus unternommen werden kann, wie wichtig Erinnerungskultur ist und wie sich Jugendliche im Kampf gegen Rassismus und Ausgrenzung engagieren können.

Bärbel Bas sagte: „Wichtig ist, nicht wegzuschauen, wenn man Zeuge von solchen Taten wird. Für die Menschen bedeutet es viel, wenn sie wissen und merken, dass sie nicht alleine sind.“ Die Bundestagspräsidentin zitierte Margot Friedländer mit dem Satz „Wir sind doch alle Menschen“ und forderte die jungen Waldbröler auf: „Wir müssen uns als Menschen begegnen frei von Vorurteilen, um den anderen und seine Kultur kennenzulernen.“

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