Kein Platz im BusKarl Willi Jonas wird in Marienhagen oft an der Haltestelle stehengelassen

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Ein älterer Mann steht alleine an einer Bushaltestelle in der Wiehler Ortschaft Marienhagen.

Zu geringe Buskapazitäten machen es Karl Willi Jonas aus Marienhagen schwer, nach Gummersbach zu kommen.

Karl Willi Jonas ist 75 Jahre alt und auf den Bus angewiesen. Doch auf die Linie 306 der Ovag in Wiehl-Marienhagen ist oftmals kein Verlass. 

Wenn Karl Willi Jonas Arzttermine in Gummersbach hat, dann macht er sich Sorgen, ob er es schafft, pünktlich da zu sein. Der 75-Jährige aus Wiehl-Marienhagen hat kein Auto, er ist auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Und das ist für ihn in Marienhagen die Linie 306 der Ovag.

„Früher war das kein Problem, aber seit auf der Strecke vor allem Kleinbusse mit nur acht Sitzplätzen eingesetzt werden, die schon von Wiehl kommen, stehe ich immer wieder vergeblich an der Haltestelle und kann nicht einsteigen, weil alle Plätze bereits besetzt sind“, klagt der Rentner. „Wenn ich den Arzttermin verpasse, muss ich wochenlang auf den nächsten warten.“

Busfahren in Wiehl-Marienhagen ist zurzeit besonders umständlich

Und dann gebe es noch den „großen“ Bus um 9:27 Uhr, der nach Dieringhausen fahre und dort alle Fahrgäste herauslasse, damit sie sich um einen Anschluss nach Gummersbach bemühen könnten. Umständlich, schwierig und beinahe unmöglich, unter diesen Umständen seine Termine in Gummersbach wahrzunehmen – das ist sein verzweifeltes Fazit. „Ein Bekannter aus dem Dorf, der täglich nach Gummersbach muss, nimmt sich notgedrungen immer wieder ein Taxi. Aber das kann ich mir mit meiner Rente überhaupt nicht leisten.“

Auf Anfrage schreibt Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner, der verstärkte Einsatz von Linientaxis mit lediglich acht Sitzplätzen sei dem derzeitigen Sonderfahrplan geschuldet – eine Reaktion auf den strukturellen Fahrermangel, der sich im letzten Jahr verstärkt und gehäuft zu Fahrtausfällen geführt habe. Vordringlich habe man dafür sorgen müssen, 13.500 Schülerinnen und Schüler von 900 Haltestellen zu 40 weiterführenden und zahlreichen Grundschulen zu befördern.

Ohne Frage führt der Sonderfahrplan auch zu Einschränkungen an anderen Stellen.
Corinna Güllner, Ovag-Chefin

„Ohne Frage führt der Sonderfahrplan auch zu Einschränkungen an anderen Stellen. Um die Ressource ‚Busfahrer‘ zu schonen, haben wir neben dem vollständigen Streichen von Fahrten auch ausgewählte Fahrten auf sogenannte ‚Linientaxis‘ umgestellt.“ Denn wenn nur bis zu acht Fahrgäste transportiert werden, braucht der Fahrer keinen Busführerschein.

Natürlich bestehe auch auf gering frequentierten Strecken bei der geringen Kapazität immer die Gefahr, dass nicht alle Fahrgäste mitgenommen werden könnten. „Aufgrund der angespannten Fahrersituation werden wir die Fahrzeugkapazität der Fahrten, die derzeit mit der Linie 306 mit Linientaxi durchgeführt werden, nicht erhöhen können.“

Für die Marienhagener heißt das, die Situation mit den Kleinbussen bleibt vorerst, wie sie ist. Einen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings: Seit dem 4. März gibt es die Möglichkeit, die Fahrt mit der Linie 306 mit Ankunft 9:41 Uhr in Dieringhausen bis Gummersbach zu verlängern, teilt Güllner mit. „Wenigstens das“, meint Karl Willi Jonas. Ansonsten müssen er und andere Fahrgäste der betroffenen Linien sich gedulden.

Insgesamt zeige der Sonderfahrplan Wirkung, stellt die Ovag-Geschäftsführerin fest, mittlerweile seien Fahrtausfälle gegenüber dem letzten Jahr deutlich reduziert worden, auch Personalrekrutierungsmaßnahmen griffen. „Dennoch wird das Aufstocken des Fahrplans noch Zeit brauchen, weil zunächst beim Bestandspersonal aufgebaute Überstunden und Urlaubsrückstau abgebaut werden müssen.“

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