Eine bislang hier unbekannte Schmarotzerpflanze breitet sich in Oberberg aus. Der Naturschützer Wolfgang Schäfer hat die "Nordamerikanische Seide" an der Bever entdeckt.
NeuankömmlingNordamerikanische Seide breitet sich in Oberberg aus

Die Nordamerikanische Seide (Cuscuta campestris) wird auch in Oberberg heimisch.
Copyright: Wolfgang Schäfer
Dieses Jahr waren die Talsperren besonders leer – und im Flachwasser machte sich eine Pflanze breit, die bisher nicht im Bergischen zu Hause war. Der Wipperfürther Naturfreund Wolfgang Schäfer hat sie bei seinen Touren durch die Natur entdeckt.
„Es handelte sich um die ,Nordamerikanische Seide', eine schmarotzende einjährige Pflanze, die ursprünglich aus Nordamerika kommt und sich seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts in einigen Gegenden Mitteleuropas ausbreitet“, berichtet er. „Es war das erste Mal, dass diese Pflanze bei uns im Bergischen auftauchte.“
Niedrigwasser sorgte für optimale Bedingungen
Die Cuscuta campestris, so der botanische Name, kommt in Graslandschaften, Feuchtgebieten und Uferzonen vor. Mit dem Niedrigwasser der Talsperren gab es 2025 also optimale Bedingungen für die Verbreitung. „Teils flächendeckend machte sie sich breit“, beobachtete Schäfer, der seit Jahren Mitglied in verschiedenen Naturvereinen ist. Er vermutet, dass Vögel die Samen bis ins Bergische eingeschleppt haben.
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Die Nordamerikanische Seide wächst auf anderen Pflanzen – daher auch die Bezeichnung „Schmarotzer“. Sie ist an den kleinen weißen Blüten und den orangefarbenen Ranken erkennbar. „An der Wuppertalsperre konnte man sie auf einem Korbblütler oder auch dem Zweizahn finden, seltener auch auf Kleearten. An der Bevertalsperre bei Großhöhfeld war der Schmarotzer ebenfalls zu beobachten“, so Wolfgang Schäfer.
Biologische Station bestätigt Vorkommen
Mit dem Ansteigen der Talsperrenpegel seien die Fundorte nun wieder vom Wasser verschluckt worden – und die Pflanze verschwunden. Wolfgang Schäfer hatte auch die Biologische Station auf das Vorkommen aufmerksam gemacht.
Florian Schöllnhammer von der Bio-Station bestätigt, dass die Art im Bergischen Land eindeutig gebietsfremd sei, also als sogenannter Neophyt gelte. Er betont aber auch, dass die Pflanze bisher nicht als invasiv eingestuft wird. „Die invasiven Neophyten sind die Arten, um die man sich im Naturschutz Sorgen macht, da sie das Potenzial haben, heimische Arten nachhaltig zu schaden. Das trifft auf die beobachtete Art offenbar bisher nicht zu.“
Übrigens: Außerhalb der Talsperren sei kein Vorkommen der Nordamerikanischen Seide in der Region bekanntgeworden. Wolfgang Schäfer wird weiter seine Augen offenhalten – und aufmerksam die heimische Natur beobachten. „Es wird interessant sein, zu sehen, ob die Pflanze im nächsten regenarmen Jahr wieder erscheint“, sagt er.
Sollten die Talsperren 2026 wieder mehr Wasser führen, dann gibt es statt der Nordamerikanischen aber immerhin wieder mehr Libellen. „Deren Population hatte sich aufgrund des Niedrigwasserpegels in diesem Jahr stark vermindert“, erklärt Schäfer.

