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Kandidat voller TatendrangAlexander Felsch will in Bergisch Gladbach Bürgermeister werden

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Alexander Felsch, der Bürgermeisterkandidat von CDU und FDP, mit seinem 100-Tage-Sofortprogramm vor dem Bergisch Gladbacher Rathaus.

Alexander Felsch, der Bürgermeisterkandidat von CDU und FDP, mit seinem 100-Tage-Sofortprogramm vor dem Bergisch Gladbacher Rathaus.

Alexander Felsch ist der Bürgermeisterkandidat von CDU und FDP und prescht mit einem 100-Tage-Sofortprogramm nach vorne.

Der Kandidat von CDU und FDP kommt zum Treffpunkt an der Saaler Mühle mit dem Pedelec. Ein politisches, verkehrspolitisches Statement? „Ich benutze die verschiedenen Verkehrsmittel je nach Situation – heute hat das Rad gepasst.“ Alexander Felsch ist im Gespräch sofort auf Betriebstemperatur. Die Hände gestikulieren, der Kandidat ist auf alles vorbereitet. Sein Programm, seine Stoßrichtung ist schon nach wenigen Sätzen klar. Er will „machen“, „umsetzen“, ideologische Scheuklappen abwerfen und Rot-Grün beenden. Felsch lächelt, spricht ruhig, verhaspelt sich nicht – aber der Druck, unter dem er steht, ist zu spüren. „Ja klar, ich will diesen Job, unbedingt.“

Dabei schmeißt der alles, was er hat, in die Waagschale. Jetzt in der Endphase des Wahlkampfes wohnt er in Bergisch Gladbach. Er, der Kandidat von außen, durchquert Bergisch Gladbach kreuz und quer. Er ist von seinem Wahlkampfteam  jedem Verein vorgestellt worden, hat jeden Stadtteil kennengelernt und jede Karnevalssitzung besucht. Wie auch immer die Wahl ausgeht – mangelnden Einsatz kann niemand Felsch vorwerfen. Ist es bei den Gesprächen mit Bürgern ein Thema, dass er der Kandidat von außen ist? „Nein, überhaupt nicht. Den Menschen, mit denen ich spreche, ist Kompetenz wichtig, nicht Geburtsort. Sie wollen sehen, dass sich etwas verändert.“ Auf Caroline Bosbach werde er nicht angesprochen. Die CDU-Bundestagsabgeordnete  steht massiv in der Kritik, weil sie nicht öffentlich erklärt, warum sie 2500 Euro von einem CDU-Mitarbeiter angenommen hat, der an Eides statt erklärt, Scheinrechnung für sie erstellt zu haben.

Alexander Felsch will die Prioritätenlisten überarbeiten

nach dem Gespräch an der Saaler Mühle, verkündet Felsch sein 100-Tage-Sofortprogramm. Er lehnt sich damit sehr weit aus dem Fenster. Manche Ideen wurden im Wahlkampf schon vorher formuliert. Jede Grundschule in Bergisch Gladbach soll zum Beispiel 100.000 Euro, jede weiterführende Schule 200.000 Euro erhalten. Felsch: „Damit sollen die dringendsten Probleme vor Ort gelöst werden können. Und welche das sind, das können die Verantwortlichen am besten entscheiden.“ Felsch will in den ersten 100 Tagen eine Notbetreuung, einen Vertretungspool, in der Kindertagespflege schaffen. Er will Verlässlichkeit in der Kindertagespflege.

Die Prioritätenliste bei der Straßensanierung müsse überarbeitet werden. Es könne nicht sein, dass nur die Hälfte des eingestellten Budgets tatsächlich genutzt werde. Die Gespräche mit der Bahn will er zur Chefsache erklären. 16 neue Stellen sollen bei der Stadtreinigung geschaffen werden. Insgesamt sind es 17 Punkte, die Felsch in diesem 100 Tage Programm auflistet.

Mit welcher Mehrheit will er seine Pläne durchbringen?

Allein das geplante Geld für die Schulen würde den Haushalt mit rund drei Millionen Euro belasten. Felsch: „Das ist weniger als ein Prozent am Gesamtvolumen des Haushaltes – das muss möglich sein.“ In der Sitzung am 16. Dezember 2025 soll der Stadtrat das Paket absegnen. Möglich, das Felsch gewählt wird – aber mit welcher Mehrheit will er seine Pläne im Rat durchbringen? Das ist nur ein Fragezeichen hinter dem 100-Punkte-Programm. Felsch war lange Zeit Ratsmitglied in Soligen, er kennt also die Abläufe. Und doch formuliert er konkrete Ziele, die nicht nur ambitioniert, sondern teilweise unmöglich erscheinen. So gibt es beispielsweise eine Prioritätenliste der Stadt für die Straßensanierung und die von Felsch geforderte „Taskforce Schlagloch“ ist der bereits existierende Fachbereich. Und dort sind Schlaglöcher bestens bekannt und dokumentiert. Es fehlt schlicht das Personal, um diese Löcher zu beseitigen. In schöner Regelmäßigkeit werden darüber die Ratsmitglieder – insbesondere nach dem Winter – von der Verwaltung informiert. Aber es geht in Felschs Programm auch ganz kleinteilig: 50 neue Spender für kostenlose Hundekotbeutel inklusive für Abfallbehälter sollen installiert werden.

„Machen, worauf es ankommt“, ist das Motto für den Wahlkampf von Felsch. Er sagt, dass für ihn die höchste Priorität die Schule haben. Das sei noch wichtiger als die Entwicklung auf Zanders. Aber Priorisierungen scheinen im Gespräch mit Felsch reine Kopfsache – eigentlich will Felsch sich um alles kümmern, am liebsten sofort. Felsch ist ein ungeduldiger Kandidat. Einer, der direkt loslegen möchte.

Es tut mir weh, wenn ich so etwas sehe
Alexander Felsch zu einer verfallenden Hütte im Saaler See

An der Saaler Mühle schaut er auf das seit Jahren im See stehende und vor sich hin verfallende Holzhaus. „Es tut mir weh, wenn ich so etwas sehe.“   Man muss es ihm abnehmen. Am liebsten würde er wohl mit Hammer und Nägeln rüberschwimmen.

Felsch nennt – da ist er sich mit Kreutz und fast allen Lokalpolitikerin im Grunde einig – all die Beispiele, die unter dem Begriff „Sanierungsstau“ zusammengefasst werden können. Schulen, Straßen und auch natürlich auch die Digitalisierung. Nicht zu vergessen das Übermaß an Bürokratie, das gerade neue Initiativen im Keim erstickt. Es sind die alten Probleme, mit denen sich Bergisch Gladbach herumschlägt.

Felsch versteht sich selbst als ein Mann für einen Neuanfang. Er hat nichts zu tun mit alle den Jahren, in denen die CDU in Bergisch Gladabch das Sagen hatte. Und für ihn ist es ja tatsächlich ein absoluter Neuanfang. Und er setzt darauf, dass die Menschen in Bergisch Gladbach genau das wollen: einen Neuanfang. Aber trifft das die Stimmung in der Stadt?

Mit Felsch wird die Bürgermeisterwahl in Bergisch Gladbach auch zu einer Art Abstimmung über die vergangenen Jahre unter Bürgermeister Frank Stein und der grün-roten Koalition.