Prozess um HehlereiWie ein teures Lastenrad von Köln-Mülheim nach Gladbach fand

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Ein Lastenrad in Amsterdam. (Symbolbild) 

Bergisch Gladbach/Köln – Moderne Lastenfahrräder sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch richtig schick – und richtig teuer, was die Bikes wiederum zu einer beliebten Hehlerware macht. Ein solcher mutmaßlicher Hehler stand in Bensberg vor Gericht – und präsentierte eine recht abenteuerlich klingende Geschichte, was denn das teure Teil in seiner Wohnung gemacht habe, als die Polizei kam und es sicherstellte.

Es ist eine Geschichte mit vier Beteiligten. Johann V. (Namen geändert), dem rechtmäßigen Eigentümer, wurde sein mehrere tausend Euro teures Gefährt am 30. August 2021 in Köln-Mülheim gestohlen. Johann V. war aber keineswegs so naiv, das Radl ungeschützt mitten in der Großstadt abzustellen, sondern sein Rad war mit einem Ortungssystem ausgestattet. Das nutzte Johann V., fand das Rad in einer Wohnung in Bergisch Gladbach und gab die Infos an die Polizei weiter.

„Ich wusste von nichts“

Die Wohnung wiederum war nicht irgendeine Unterkunft, sondern die Erdgeschosswohnung des jetzt vor Gericht stehenden Dennis B. (37), eines Berufskraftfahrers, deutsch, ledig, arbeitslos. In diese Wohnung hatte der gesondert verfolgte Dieb Jakub P. das Rad geliefert: auf Bestellung von Hehler Dennis B, der es wiederum preiswert an seinen Abnehmer Ibrahim K. weiterreichen wollte, wie die Strafverfolger vermuteten.

Nein, so sei das nicht gewesen, erzählte der Angeklagte Dennis B. der Richterin. Jakub P. habe ihn angerufen und ihn angefleht, ob er ihm nicht einen Abnehmer für das Bike besorgen könnte. Er habe Schulden, könne die Miete nicht bezahlen und seine Frau mache ihm Druck, habe Jakub P. gejammert, und da habe er Mitleid bekommen, und seinen alten Bekannten Ibrahim K. angerufen und gefragt, ob der nicht das Fahrrad kaufen wolle.

Plötzlich stand die Polizei in der Wohnung

Ibrahim sei auch prompt bei ihm vorgefahren, sein Kind im Auto, habe sich das Rad angesehen und dann Jakub die geforderten 500 Euro gegeben. Jakub sei dann sofort durch die Tür mit dem Geld, wohingegen Ibrahim leicht herrisch den Wohnungsbesitzer und jetzigen Angeklagten aufgefordert habe: „Bring’ das Rad zu mir nach Hause.“

Und dann sei sehr schnell auch schon die Polizei eingetroffen und in die Wohnung reingekommen und habe so manches sichergestellt. Tatsächlich, beteuerte der Angeklagte, habe er, als er den Verkauf vermittelt habe, überhaupt nicht geahnt, dass das Fahrrad gestohlen sei. Auch habe er kein Geld bekommen.

Räder und Akkus sichergestellt

Ob er denn Jakub den Auftrag gegeben habe, das Fahrrad zu besorgen, fragte die Richterin nach. „Nein, nein, das stimmt nicht“, versicherte Dennis. Nach der Aktenlage sei er aber geständig gewesen, weshalb jetzt zunächst auch keine Zeugen geladen seien, antwortete die Richterin. Dennis B.: „Nein, ich sag’ die Wahrheit!“ Lastenräder klauen, mit denen vielleicht Eltern ihre Kinder zur Kita führen, das fände er nicht gut und so etwas würde er nicht mitmachen.

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Bei der Hausdurchsuchung hatten die Ordnungshüter neben dem Lastenrad zwei weitere E-Bikes sowie vier Akkus, fünf Fahrradgabeln und zwei Reifen sichergestellt. Mit der Einlassung des Angeklagten ist der Prozess zunächst geplatzt. Die Richterin hat bereits einen neuen Termin im November bestimmt, bei dem der Angeklagte sich erneut erklären kann, wenn er möchte. Im Anschluss daran werden verschiedene Zeugen im Dienste der Wahrheitsfindung gehört.

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