Gladbacher Mord-ProzessAngeklagter glaubt an Befehl Gottes zum Töten

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Justitia am Gericht

Justitia an einem Gerichtsgebäude (Symbolbild)

Köln/Bergisch Gladbach – Der Verfahrensbetreuer (55) eines wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht angeklagten psychisch kranken Iraners (29), hat am Freitag tiefe Einblicke in die wahnhafte Welt des Beschuldigten gegeben. Laut dem Zeugen hatte der „liebe Gott“ dem Beschuldigten den Befehl, einen 58-jährigen Friedhofsbesucher zu töten, „per Faxgerät an ihn übertragen“.

In einem Gespräch mit dem 55-Jährigen habe der Beschuldigte gesagt, „die Stimme Gottes“ selbst nicht gehört zu haben. Vielmehr sei „der per Fax übertragene Befehl seines lieben Gottes in seinem Kopf gedruckt und gespeichert worden“, so der Verfahrensbetreuer weiter. Der 29-Jährige habe ihm weiter mitgeteilt: „Ich war immer friedlich. Ich habe nie einer Ameise was angetan. Aber wenn ich einen Befehl bekomme, muss ich den ausführen.“

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Zuvor hatte eine Polizeibeamtin ausgesagt, dass der Beschuldigte am Tatort auf frischer Tat erwischt wurde. Der 29-Jährige habe noch auf dem Geschädigten gekniet und habe sich an dessen Oberkörper zu schaffen gemacht. Sie hätten den Beschuldigten dann von dem 58-Jährigen heruntergezogen. Dass der 29-Jährige sein Opfer noch aktiv gewürgt habe, konnte die Beamtin nicht bestätigen. Sie erinnerte sich aber, dass der 29-Jährige gesagt habe: „Vom lieben Gott gibt es einen Hinweis, dass ich befreit bin von den Gesetzen.“

Laut Anklage soll der 29-Jährige am Morgen des 1. Juli 2019 sein Opfer bei der Grabpflege attackiert und versucht haben zu töten. Am ersten Prozesstag hatte der Beschuldigte die Tat eingeräumt. Allerdings habe er in dem Moment gedacht er sei Jesus und Gott habe ihm befohlen, den Mann zu töten. Er habe geglaubt, dass es sich bei dem Witwer, der das Grab seiner erst kürzlich verstorbenen Frau pflegte, um den Teufel gehandelt habe. In seiner Zeugenvernehmung am ersten Prozesstag hatte das Opfer dem Beschuldigten großzügig verziehen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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