„Pflanzen statt Schotter“Politik will Steingärten in Bergisch Gladbach verhindern

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Welcher Vorgarten ist schöner? Für die meisten ist das wohl keine Frage.

Welcher Vorgarten ist schöner? Für die meisten ist das wohl keine Frage.

Bergisch Gladbach – In Zeiten, die schon Ende März 25 Grad Sonne bringen, ist das Thema Klimawandel, oder auch Klimakatastrophe dauerpräsent. Manches ist in Bewegung: Die Gladbacher Verwaltung ist gerade dabei, erste Schritte für ein Klimaschutzkonzept zu erstellen. Es gibt seit dem Herbst einen eigenen Klimaschutzbeauftragten, und beim Beigeordneten Ragnar Migenda liegt alles, was mit Ökologie zu tun hat, weit oben auf seinem Schreibtisch. Die Grünen haben ihn vorgeschlagen.

Ein Baustein ist auch der Vorgartenwettbewerb „Pflanzen statt Schotter“, nach CDU-Antrag politisch beschlossen und für 2021 in der Planung. Die Gladbacher sind ein echter Trendsetter bei diesem Thema. Auch im Nachbarort Kürten ist ein ähnlicher Wettbewerb unlängst politisch auf den Weg gebracht worden. Vorgarten-Wettbewerbe gibt es an vielen Stellen in Nordhein-Westfalen.

Paragraph 8 der Landesbauordnung

Manch ein Bürger könnte sich die Frage stellen, ob Verwaltungen denn nicht per Satzung die geschotterten Vorgärten verbindlich festlegen könnten. Können sie nicht, wie der Erste Beigeordnete Harald Flügge feststellt. Paragraph 8 der Landesbauordnung steht im Wege. Dort wird zwar betont, dass entsprechende Flächen „wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und zu begrünen und zu bepflanzen sind.“ Was für die Grünfreunde verheißungsvoll klingt, hat einen Haken. Im Nachsatz, zitiert Flügge aus dem Gesetz, werde auf Erfordernisse einer anderen „zulässigen Verwendung“ hingewiesen. Im Ergebnis ein Paragraph, der vieles zulässt. „Vor diesem Hintergrund“, sagt der Beigeordnete, fehle in NRW die Rechtsgrundlage für eine Anti-Schotter-Satzung.

Bunte Blumen und viel Grün.

Bunte Blumen und viel Grün.

Was die Stadt allerdings machen könne, sind Vorgaben, die in neuen Bebauungsplänen niedergeschrieben werden. Aktuell betreffe dies zum Beispiel den Vorhabenbezogenen B-Plan „Alte Marktstraße“, der gerade in Aufstellung sei. Die Stadt schließt dort Schottergärten aus.

Neubauten per Baugesetzbuch geplant

Allerdings seien die meisten Neubauten in der Stadt gemäß Baugesetzbuch geplant, also ohne einen Bebauungsplan. Und dann könne die Stadt nur sehr wenig eingreifen. Im Ergebnis sei ein Wandel von Einfamilienhäusern auf großen Grundstücken zu großen Mehrfamilienhäusern mit „zweckmäßiger Gestaltung“, also Schottergärten, festzustellen.

Viele Initiativen

Am Schottergarten scheiden sich bundesweit die Geister. Die Initiative „Rettet den Vorgarten“ des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau kämpft seit 2017 für grüne Gärten. Die Stiftung Gartenkultur n ist mit der Aktion „Entsteint euch!“ dabei. Besitzer von Gärten verpflichteten sich zur Bepflanzung – das Materrial wird gestellt. (nie)

Eine gute Beratung könne da weiterhelfen, hofft Flügge. Er versuche, auf Freiwilligkeit zu setzen. Und eine echte andere Möglichkeit hat er nicht.

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Das Thema als solches wird in den Gremien allerdings präsent bleiben. Die Schottergarten-Frage soll beim Klimaschutzkonzept der Stadt weiter diskutiert werden, lautet die aktuelle Linie. Auch vom Vorgarten-Wettbewerb erhoffen sich Politik und Verwaltung Impulse: Prämiert werden sogenannte Best-Practice-Beispiele. Gemeint sind vorbildhafte grüne Gartengestaltungen auf ehemaligen Schotter- und Steinwüstungen in Gladbacher Vorgärten.

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