Zwischen Applaus und neuer Sorge erlebte Pfarrer Wilhelm Darscheid die Kehrtwende des Erzbistums bei „Modellprojekt“ Bergisch Gladbach.
KirchenstreitWie Pfarrer Darscheid Bergisch Gladbach nach der Kehrtwende des Erzbistums sieht
Noch bevor das Erzbistum am Wochenende in den Gottesdiensten in Bergisch Gladbach seinen Rückzug vom „Modellprojekt“ Bergisch Gladbach zum 1. März verkünden ließ, hatte Pfarrer Wilhelm Darscheid einen Termin mit Mike Kolb, dem Personalchef des erzbischöflichen Generalvikariats.
„Ich hatte die Wahl: Wie im Proklamandum von Mitte Januar vorgesehen, zum 1. März meinen Amtsverzicht erklären und mich meiner wissenschaftlichen Arbeit widmen – oder über den 1. März hinaus Pfarrer in Paffrath, Hand und Schildgen bleiben.“ Wie er sich entschieden hat? „Natürlich, dass ich hier Pfarrer bleibe. Ich möchte den Weg mit den Gemeinden gemeinsam gehen, damit wir gemeinsam eine gute Zukunft für sie finden“, sagt der Seelsorger, ohne zu zögern.
Die ihm gesetzte Frist, bis zu der er eigentlich seinen Amtsverzicht als Leitender Pfarrer gegenüber dem Erzbistum erklären sollte, hatte er ohnehin verstreichen lassen.
Rückenwind der eigenen Gemeinden hat dem Seelsorger gutgetan
Der große Rückenwind aus den eigenen Gemeinden, aber auch von Menschen, „von denen man es gar nicht erwartet hätte“, habe auch ihm „sehr gutgetan“, sagt der Seelsorger im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Dynamik, die die Gemeinden entwickelt hätten, sei beachtlich gewesen. „Und sie hat gezeigt, was man doch erreichen kann – und wie stark Gemeinden sind.“
Als in den Messen die Erklärung zur Zurücknahme des „Modellprojekts“ verlesen worden sei und es sogar zwischendurch schon Applaus gegeben habe, da habe er nur gedacht: „Wunderbar, dass du in deinen Gemeinden bleiben darfst“, bekennt der Seelsorger. Da gebührt auch Weihbischof Ansgar Puff ein großer Dank, der aufmerksam zugehört hat.
Dabei lässt Darscheid keine Zweifel daran, dass sich angesichts der „großen Verletzungen bei vielen“ das „Rad nicht einfach zurückdrehen“ lasse und „sehr große Aufgaben noch vor uns liegen“.
Als Erstes gelte es, Vertrauen wiederzugewinnen. „Vielleicht wäre auch eine Entschuldigung aus Köln angebracht“, sagt Darscheid, „aber das haben andere zu entscheiden.“
Und dann gelte es ja auch weiterhin, einen „guten gemeinsamen Weg“ zu einer Pastoralen Einheit Bergisch Gladbach zu finden, so Darscheid. In jedem Fall sei es wichtig, den Gemeinden jetzt transparent zu sagen, wie es weitergehe. Wer die neue Einheit leiten soll? „Wenn es zeitlich dran ist, dann wird man schauen müssen, wer geeignet ist – und die Akzeptanz dafür hat“, sagt Darscheid.
Ob er selbst sich die Leitung einer der neuen im Erzbistum geplanten Pastoralen Einheiten mit rund 50.000 Katholiken vorstellen könne? „Grundsätzlich habe ich da im Personalgespräch gesagt: Ja. Und damit habe ich ausgeschlossen, Pfarrvikar zu werden.