Marcel Kreutz setzt darauf, dass seine positive, optimistische Ausstrahlung ihn ins Bergisch Gladbacher Rathaus bringen wird.
Kandidat voller OptimismusMarcel Kreutz will in Bergisch Gladbach Bürgermeister werden

Marcel Kreutz geht in Bergisch Gladbach für die SPD und die Grünen ins Bürgermeisterrennen.
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Marcel Kreutz kommt mit dem Pedelec zur Saaler Mühle. Ein politisches, verkehrspolitisches Statement? „Klar, ich benutze das Fahrrad, so häufig, wie es geht.“ In seinem Wahlprogramm fordert er eine Stadt der kurzen Wege. Direkt beim Handschlag zeigt sich Kreutz von der Seite, die ihn ins Gladbacher Rathaus bringen soll: die positive Ausstrahlung. Sie ist sein Markenzeichen. Und er ist der Mann von hier: Bergisch Gladbach ist seine Stadt. Das ist ja auch sein Wahlkampfmotto. Mein Traumjob: Unsere Stadt. Er kennt sie in- und auswendig. Kennt die Mentalität der Menschen, kennt die Probleme und kennt auch die Grenzen der Lokalpolitik. Er ist überzeugt, dass die Stadt in den vergangenen Jahren auf den richtigen Kurs gebracht wurde. Vieles, was Kreutz sagt, klingt nach Kontinuität. Der amtierende Bürgermeister Frank Stein (SPD) unterstützt Kreutz im Wahlkampf und Kreutz will an vieles von Stein anknüpfen. „Bergisch Gladbach ist nach vielen Jahrzehnten der CDU-Dominanz aufgewacht. Wir befinden uns mitten in einem Umbruch, und ich will weiter nach vorne gehen – auf gar keinen Fall zurück.“
Ich bekomme so viel positive Resonanz
Er spricht von einem Wahlkampf mit vielen Kontakten und der Überzeugung, dass alles gut für ihn läuft. „Ich bekomme so viel positive Resonanz.“ Seit einem Jahr sei er praktisch pausenlos im Einsatz. Klinkenputzen, Besuche bei Vereinen, Veranstaltungen aller Art, inklusive Karneval. Nicht zu vergessen die Auftritte in den sozialen Medien. „Aber klar, als Wahlkämpfer befinde ich mich in einer Bubble.“ Einmal die Woche gebe es so eine Art Lagekritik. Da gehe es darum, festzustellen, was nicht gut läuft. „Aber am besten erdet mich meine Familie“, sagt Kreutz.
Auf dem Weg rund um die Saaler Mühle grüßt Kreutz mehrmals Bekannte. Die Redaktion hat die Saaler Mühle als Treffpunkt vorgeschlagen – genau wie bei seinem Gegenkandidaten Felsch. Kreutz wird auf dieser Runde häufiger erkannt als Felsch. Viermal wird Kreutz erkannt, einmal Felsch – bei insgesamt gefühlten 100 Begegnungen. Aber was heißt das? „Ich weiß, die eigene Bekanntheit wird gerne überschätzt“, meint Kreutz. „Menschen, die sich nicht für Politik interessieren, kennen weder mich noch Alexander Felsch.“ Aber Kreutz fühlt sich von einer Welle der Sympathie getragen. So viele, gerade junge Menschen, würden ihm im Wahlkampf helfen. „Und ich werde inzwischen von wildfremden Menschen in der Fußgängerzone um ein Selfie gebeten.“ Am Wahlabend wird klar sein, ob es diese gefühlte Popularitäts- und Sympathiewelle wirklich gibt.
Mir geht auch viels zu langsam
Um Sympathie und Wirkung geht es bei der Bürgermeisterwahl ganz sicher, aber was ist mit den Inhalten? „Ganz ehrlich, ich würde mir wünschen, sehr viel mehr inhaltliche Gespräche zu führen.“ Denn einfache Lösungen gebe es nicht. Vor allem bei den Schulen, den Kitas und auch beim Verkehr appelliert Kreutz an die Geduld der Bevölkerung. „Mir geht auch vieles zu langsam, und ich werde aufs Tempo drücken, wo ich nur kann, aber ich werde im Wahlkampf nur Dinge versprechen, die ich auch halten kann.“
Und so bleibt manches bei Kreutz vage. In einer Serie von Veranstaltungen geht Kreutz auf viele Themen in der Stadt ein – ohne fertige Lösungsansätze zu präsentieren und konkrete Zahlen zu nennen. Er hört zu und wirbt um Vertrauen, appelliert an das Miteinander – das ist seine Strategie. Obwohl: Das ist nicht ganz richtig. Kreutz schlägt die Einrichtung eines städtischen Fördertopfs in Höhe von 30.000 Euro vor, um Übungsleiter- und Trainerlehrgänge zu finanzieren. Das ist gerade gemessen an den drei Millionen Euro, die Felsch an die Schulen überweisen will, nicht viel mehr als eine symbolische Summe.
Die neuralgischen Punkte sind Kreutz wie allen Bewerbern fürs Bürgermeisteramt klar: Der Verkehr zum Beispiel. Routiniert spult Kreutz das Programm ab. Ausbau des Radwegnetzes, Sanierung der Straßen und vor allem das zweite Gleis für die S11. Aber was kann Kreutz, was sein Vorgänger Stein nicht konnte? Was ist an „Stein 2.0“ wirklich neu? Diese Frage begleitet Kreutz unausgesprochen auf Tritt und Schritt.
Als Bergisch Gladbach ein Parkgebührensystem ohne Bargeld einführen wollte, schaltete sich Kreutz ein. Das sei ein ambitioniertes Ziel, die richtige Richtung – aber an der Realität insbesondere von älteren Menschen vorbei. Das ganze Thema wurde dann faktisch vertagt. Im Streitgespräch über dieses Thema bei dieser Zeitung konnte Alexander Felsch viele Punkte sammeln. Wer Kreutz wählt, bekommt eben auch die Politik von grün-rot mitgeliefert.
Perspektivisch wird Kreutz sich – wie jeder andere gewählte Bürgermeister – in seiner Amtszeit gegen ein Haushaltssicherungskonzept stemmen müssen. Aber schwarzzusehen ist eben so gar nicht die Art von Kreutz. „Ich glaube an die lokalpolitische Vernunft, ich glaube an pragmatische Lösungen im Stadtrat.“ Und deshalb auch an eine konstruktive Zusammenarbeit aller demokratischen Parteien im Rat. Im kommenden Rat wird es aller Wahrscheinlichkeit nach keine klare Mehrheit geben. Kreutz denkt schon jetzt darüber nach, wie er auf die verschiedenen Parteien zugehen kann. „Das geht nur mit einem Wir-Gefühl. Um so mehr bin ich überzeugt, der richtige Bürgermeister von und für Bergisch Gladbach zu sein.“