Hochwasser contra NaturschutzIn Odenthal kämpfen Anwohner um zehn Schwarzerlen

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Mit bunten Bändern geschmückte Bäume. Infozettel informieren über ihren ökologischen Wert.

Aus Protest gegen die geplante Fällung von Schwarzerlen in Osenau haben Anwohner die Bäume geschmückt und Unterschriften gesammelt.

Weil der Osenauer Bach schneller fließen soll, sind zehn Schwarzerlen von der Säge bedroht. Die Odenthaler FDP hat andere Lösungsvorschläge.

Auch kleine Bäche können Wellen schlagen. Der Osenauer Bach hat dies – wie fast alle Gewässer auf Gemeindegebiet – während der Starkregenkatastrophe im Juli 2021 getan und tut dies nun auch politisch. Denn der Wupperverband hat den Osenauer Bach in seinen Maßnahmenkatalog aufgenommen und möchte den schnelleren Abfluss des Bachwassers fördern.

Dazu sollen die Ufer freigeschnitten und rund zehn alte Bäume gefällt werden. Das wiederum gefällt vielen Anwohnern nicht. 55 von ihnen haben eine Unterschriftenliste zum Erhalt der Schwarzerlen an der Osenauer Straße unterzeichnet. Sie fordern eine sanftere Vorgehensweise als den Kahlschlag.

Kaum Überflutungen in der Vergangenheit

Schon die Entfernung der Sedimente, die sich im Bachbett abgelagert haben, das Freischneiden der Ufervegetation und möglicherweise auch die Anlage eines kleinen Überlaufbeckens an der Einmündung zum Geus Garten könnten die Fließgeschwindigkeit des Baches erhöhen und Überschwemmungen verhindern, meint Eva Kuhl, die sich für die Bäume starkmacht. Das Thema wird heute im Rat behandelt.

Überflutungen seien in der Vergangenheit aber ohnehin kaum vorgekommen. Und „ein Hochwasser wie 2021 könnte der Bach niemals führen, auch nicht nach einer Ufererweiterung“, ist sich Eva Kuhl, die direkt angrenzend wohnt, sicher. Nadelöhre seien die Grundstückseinfahrten, an denen der Bach durch Rohre geführt wird.

Auch der Naturschutzverein fordert den Erhalt der Bäume

Die Bäume tragen inzwischen bunte Lebensbänder und Infozettel mit den wichtigsten Daten, was Bäume als Teil des Ökosystems (nicht zuletzt auch für Menschen) leisten – eine spontane Aktion der Nachbarn, freut sich Eva Kuhl, die auch Vorsitzende des FDP-Ortsvereins und sachkundige Bürgerin ist. Die Liberalen hatten schon im Sommer einen Antrag gegen die Verbreiterung des Osenauer Baches gestellt und stattdessen Retentionsflächen für Niederschläge vorgeschlagen.

Auch der Bergische Naturschutzverein (RBN) fordert die Erhaltung der „ortsbildprägenden Schwarzerlen“ und spricht von gesunden Bäumen. Es fehlten „stichhaltige Belege, die die Entfernung der vitalen Bäume erforderlich machen“, so Mark vom Hofe in einer Stellungnahme. Der Umbau des Gewässers zerstöre „die letzten Relikte einer natürlichen Aue“.

Wald und Holz NRW hält Wurzelwachstum für problematisch

Der derzeitige Zustand des Osenauer Baches im Unterlauf, sei Folge „einer Fehlentwicklung bei der örtlichen Siedlungsentwicklung“ und „degradiert den Bach zu einer bloßen Abflussrinne“, kritisiert der Naturschützer. Es erschließe sich nicht, warum das Fällen der Bäume für den Landesbetrieb Wald und Holz NRW Voraussetzung dafür sei, den Bachlauf anschließend wieder naturnah neu anzulegen, widersprach vom Hofe einer Einschätzung eben dieses Landesbetriebs.

Wald und Holz NRW hält den Standort am Osenauer Bach für die Größe der Schwarzerlen mit ihrer „hohen Wurzelaktivität“ für ungeeignet und die „Entnahme“ – sprich Fällung der Bäume – für die sinnvollste Lösung. „Insbesondere die einmalige Eigenschaft auch unter Wasser Wurzelwachstum zu betreiben, führt dazu, dass die Bachsohle immer weiter angehoben wird“, so der Landesbetrieb. Der Konflikt mit dem Hochwasserschutz werde sich mit zunehmendem Alter der Bäume weiter verschärfen, prophezeit Wald und Holz NRW.

Nach Angaben der Odenthaler Verwaltung hatte der Rheinisch-Bergische Kreis als Untere Wasserbehörde den Wupperverband, der zuständig für die Gewässer in Odenthal ist, aufgefordert, seiner Unterhaltungspflicht am Osenauer Bach nachzukommen. Für die Arbeiten müssten die auf Gemeindeland stehenden Schwarzerlen entfernt oder im Wurzelbereich zurückgeschnitten werden, so die Verwaltung weiter.

Die von den Bürgern und von der FDP gemachten Vorschläge zum Erhalt der Schwarzerlen und zur Verbesserung des Bachlaufes habe man an Kreis und Wupperverband weitergeleitet. Die Stellungnahmen werden Ende Oktober erwartet.

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