Mit kindgerechten Texten sollen Familien die Kirche auf eigene Faust entdecken können. Dabei warten einige Überraschungen auf die jungen Besucher.
Kirchenführer für KinderSigrid Eberle führt spielerisch durch den Altenberger Dom
Ein Esel kennt sich aus: Schon im Mittelalter soll der Legende nach ein Esel den Mönchen des Zisterzienserordens den idealen Bauplatz für ein Kloster im Tal der Dhünn gezeigt haben. 800 Jahre später führt ein nicht minder schlauer, aber fiktiver Nachfahre namens Egbert Kinder durch den Altenberger Dom.
Esel Egbert ist eine Schöpfung von Sigrid Eberle und dient der Odenthalerin als Maskottchen, als tierischer Kirchenführer. Er soll Wissen transportieren, soll junge Besucher mitnehmen auf eine Entdeckungstour durch das gotische Gebäude, seine Geschichte und seine Funktion als Gotteshaus.
Die Geheimnisse des Doms entdecken
Sigrid Eberle schwärmt für den Altenberger Dom, der simultan von evangelischen und katholischen Christen genutzt wird, aber auch ein großer touristischer Anziehungspunkt für die Region ist. Als engagiertes Mitglied der evangelischen Gemeinde Altenberg und auch als ausgebildete Kirchenpädagogische Kirchenführerin ist sie oft im Dom, sieht ihn mit ganz besonderen Augen.
Die Geheimnisse des Domes will sie auch nachfolgenden Generationen näherbringen: „Ich möchte meinen Enkelkindern meine Kirche so darstellen, wie ich sie liebe“, erklärt die 72-Jährige, die fünf Enkelkindern hat. Dabei habe sie festgestellt, dass es zwar eine geführte Dombesichtigung für Kinder gibt, aber keinen gedruckten Kirchenführer, mit dem Familien den Altenberger Dom auf eigene Faust „entdecken, erkunden und erobern“ können.
Die erste, kleine Auflage war schnell vergriffen
„Da habe ich gedacht: Dann schreibst Du eben selbst einen“, berichtet sie über ihre Intention. Am Ende wurde es eine Familienproduktion, denn Tochter und älteste Enkelin ergänzten und lektorierten kindgerecht, ihr Mann steuerte die meisten der Fotos bei. Die erste, für die Familie gedachte Auflage von 20 Exemplaren, war aber so schnell vergriffen und sei so gut angekommen, dass Eberle das liebevoll gestaltete Heft nun überarbeitet mit einer Auflage von 500 Exemplaren einem größeren Kreis anbietet.
Das Maskottchen Egbert war mit Blick auf die Historie schnell gefunden und so trabt der Esel nun munter durch den Haupteingang, erzählt dabei von Gotik und Barock, erklärt liturgische Gegenstände wie Taufbecken, Altar oder Kreuz, die direkt ins Auge fallen, aber auch über Ausstattungsgegenstände, die man erst wie ein Detektiv suchen muss, um sie zu finden.
Viele Tiere „wohnen“ im Altenberger Dom
„Für mich ist Kirche ein Ort der intensiven Gottesbegegnung“, erklärt Eberle. „Das möchte ich Kindern vermitteln.“ Am Beispiel von Gegenständen erklärt sie die theologische Bedeutung: „Warum bekreuzigen sich Katholiken am Weihwasserbecken?“. Oder: „Welche Rolle spielten Fenster und Licht für die Zisterzienser?“.
Esel Egbert ist dabei nicht das einzige Tier im Altenberger Dom: „Manchmal verirren sich Vögel in den Dom“, erzählt Egbert. „Die wissen sich aber meist nicht anständig zu benehmen und flattern sogar während der Gottesdienste aufgeregt hin und her“, berichtet er und man meint, ein leichtes Stirnrunzeln zwischen den langen Ohren zu entdecken.
200 Engel verstecken sich im Inneren der Kirche
Andere Tiere sind da wesentlich ruhiger, weil nicht aus Fleisch und Blut: Der Adler am Lesepult im Altarraum, der Löwe mit scharfen Krallen auf einer Fahne im Herzogenchor, der kleine Dackel, der keck am Chorgestühl emporklettert oder auch das Einhorn am Fenster im nördlichen Seitenschiff.
Noch viel häufiger ist eine andere Spezies: Sie sind auf Grabplatten und an Bänken, im Chorgestühl, auf Bildern, und wer genau hinschaut, entdeckt auch ein kleines, besonders niedliches Exemplar direkt unter der Orgel: Rund 200 Engel sind im Altenberger Dom beheimatet, weiß Sigrid Eberle, wie geschaffen dafür, sie auf einer himmlischen Kirchenrallye zu suchen.
Auch ein kleiner Teufel zeigt sich im Westfenster
Große und kleine, nicht ausschließlich ernste, sondern auch frohlockende Himmelsboten im Westfenster, die mit Laute, Fiedel und Dudelsack jubilieren. Doch kein Paradies, das nicht bedroht wäre: Auch der Teufel zeigt sich im Westfenster, sicherheitshalber allerdings fest angekettet und seiner Macht beraubt.
Sigrid Eberle: „Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein. Esel Egbert erklärt Kindern den Altenberger Dom“, Eigenverlag 2023, für neun Euro im Altenberger Dom-Laden, Eigen-Heinen-Platz 2 in Altenberg.