„Lage verheerend“Odenthal gehen die Betten für die Geflüchtete aus

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Odenthal Flüchtlingsbetten Turnhalle-2015-10-30

2015 wurden Odenthaler Sporthallen zu Schlafräumen. 

Odenthal – Die Lage ist verheerend – wie in fast allen Kommunen in NRW“. Claudia Kruse, Integrationsbeauftragte der Gemeinde Odenthal – und als solche auch für die Unterbringung von Geflüchteten zuständig – hat schon etliche krisenhafte Situationen gemanagt. Doch nun sei man am Anschlag: „Wir stehen kurz davor, wieder Turnhallen belegen zu müssen“, befürchtet sie und tut alles, um dies noch zu verhindern.

Schon früh im Jahr hatte Kruse im Sozialausschuss auf die wieder fast vollbelegten Flüchtlingsunterkünfte und zu erwartende neue Zuweisungen aufmerksam gemacht. Die düstere Prognose führte dazu, dass die Gemeinde per Dringlichkeitsentscheid zwei Millionen Euro bereitstellte, um eilig neue Wohncontainer bestellen zu können. Mit ihnen rechnet die Integrationsbeauftragte aber erst im Frühjahr, vermutlich zu spät, um die aktuelle Situation zu entschärfen.

Immer mehr Zuweisungen für Odenthal

Gerade habe die Bezirksregierung angekündigt, dass ab Ende September wöchentlich drei bis acht Personen, fast alle aus der Ukraine, in Odenthal aufgenommen werden müssten, berichtet sie. Ab November bestehe eine Aufnahmeverpflichtung für 25 Personen, sagt Claudia Kruse. Und es gebe natürlich auch noch deutsche Obdachlose.

„Wir mobilisieren gerade alle Räume, die keine Turnhallen sind.“ Gemeinschafts- oder Lagerräume würden umfunktioniert, die Belegung verdichtet. „Das ist dann aber wirklich nur noch ein Dach über dem Kopf“, kritisiert sie. Integrationsarbeit sei unter diesen Bedingungen nicht mehr zu leisten.

Private Vermieter ziehen sich zurück

Derzeit leben in den verschiedenen Odenthaler Unterkünften rund 360 Personen, zwölf Betten seien noch frei. Eine rein rechnerische Größe, da man die Betten nicht wahllos eins zu eins belegen könne. „Das muss auch passen“, sagt Kruse mit Blick auf Alter und Geschlecht, Familienstand, Kultur oder Gesundheitszustand der Bettnachbarn. Zudem stünden auch weniger private Vermieter als zu Beginn des Ukrainekrieges bereit. „Einige Mietverhältnisse platzen uns jetzt, die sogenannten Sofaverhältnisse (Geflüchtete, die privat, aber nicht in separaten Wohnungen untergebracht wurden, d. Red.) sowieso“, bedauert Claudia Kruse.

Aus diesem Grund scheint auch die Alte Kaplanei wieder als Flüchtlingsunterkunft im Gespräch zu sein. Für das denkmalgeschützte Gebäude war eigentlich eine gastronomische Nutzung vorgesehen.

Ehrenamtliche Helfer rund um die Uhr im  Einsatz

Ein Lichtblick seien die vielen ehrenamtlichen Helfer, betont die Integrationsbeauftragte. Manche von ihnen seien rund um die Uhr im Einsatz, seien als Dolmetscher tätig, organisierten Hilfsfahrten oder drehten Youtube-Videos mit Anleitungen, wie Menschen aus der Ukraine mit deutschen Formularen klarkommen können.

Doch weil das alles nicht reiche und die Zuweisungsregelungen geändert werden müssten, appelliert die Integrationsbeauftragte auch an die Politik: „Ich rege an, dass die Bürgermeister der Kommunen im Rheinisch-Bergischen Kreis einen Brandbrief an den Ministerpräsidenten schreiben“, so Claudia Kruse.    

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