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Das Leiden der LämmerBauer wegen Tierquälerei in Bensberg vor Gericht

Lesezeit 3 Minuten
Drei neugeboreneLämmer laufen über eine Wiese.

Drei neugeboreneLämmer laufen über eine Wiese (Symbolfoto).

Ein bergischer Bauer soll für das Leiden der Lämmer seines jüngeren Bruders in Overath verantwortlich sein. Jetzt begann der Prozess. 

Ein erschreckender Fall von Tierquälerei beschäftigt aktuell die Bensberger Strafjustiz. Angeklagt sind ein bergischer Bauer und sein Helfer: Die beiden sollen Ende Mai 2021 in Overath eine Wiese gemäht und dabei fast zehn Schafe, Mutterschafe und ihre Lämmer, entweder getötet oder so schwer verletzt haben, dass die Tiere von ihren Qualen erlöst werden mussten.

In Gang gebracht hat das Verfahren der jüngere Bruder des Bauern. Ihm gehörten die Tiere. Jedoch bestreiten beide Angeklagten die Tat, und nach dem ersten Verhandlungstag ist tatsächlich vieles noch unklar.

Qualvolle Verletzungen

Dass zwei Brüder, der ältere Bauer, der jüngere Schafhalter, einander spinnefeind sind, ist in der Menschheitsgeschichte kein ganz neues Motiv. Aber dass aus so einer Feindschaft heraus der bald 70-jährige Bauer Kai N. womöglich die unschuldigen Lämmer des drei Jahre jüngeren Bruders Anton (Namen geändert) durch die Mähmaschine zu Tode hat kommen lassen, das hat auch einen von Amts wegen mit dem Fall befassten Veterinärmediziner der Kreisverwaltung berührt und angefasst, wie der Beamte als Zeuge durchblicken ließ.

Laut Anklage spielte sich das tierische Drama in der Nacht zum 29. Mai 2021 auf einer Wiese ab, die die Brüder geerbt hatten und um deren Nutzung sie schon ewig stritten. Anton, der Schafhalter, gab an, er habe an diesem Abend die Hälfte der Wiese mit einem Zaun abgesperrt, um seine Tiere wie schon im Vorjahr nach Monaten der Stallhaltung wieder in die Natur zu lassen.

Als ich auf der Fläche war, waren da keine Schafe.
Mähmaschinen-Fahrer Andreas P.

Doch habe Bruder Kai die Polizei geholt, die Anton wegen eines angeblichen Betretungsverbotes des Platzes verwiesen habe. Die Tiere seien geblieben. Am nächsten Tag seien der Zaun zerstört, die Wiese gemäht und die Tiere verschwunden gewesen. Nach mehreren Tagen habe er alle bis auf eines gefunden: Tot oder schwer verletzt seien sie gewesen, hätten gebrochene Gliedmaßen gehabt. Anton M. war sich felsenfest sicher, dass Bruder Kai und Mähmaschinen-Fahrer Andreas P. (56) die drei Mutterschafe und ihre je zwei Lämmer auf dem Gewissen hatten.

Das bestritten die beiden Angeklagten aber nachdrücklich. Andreas P. sagte, an dem fraglichen Abend habe er gar nicht gemäht, da er Tonis Auto in der Nähe gesehen habe und Streit habe vermeiden wollte. Beide Angeklagten gaben an, sie hätten erst am nächsten Morgen gemäht. Andreas P.: „Als ich auf der Fläche war, waren da keine Schafe.“

Kai N. will Fotos nachliefern

Kai N. gab an, er habe noch nach der Mäh-Aktion Schafe gesehen und fotografiert. Die Fotos könne er nachliefern. Das möge er tun, beschied ihn Richter Ertan Güven, aber bitte zusammen mit dem Handy, um Manipulationen ausschließen zu können.

Seine Skepsis gegenüber dem angebotenen Beweismittel erklärte der Richter als „Berufskrankheit“: „Sonst wären wir hier eine Glaubensgemeinschaft.“ Im Fortsetzungstermin steht neben der Fotosichtung auch die Vernehmung weiterer Zeugen an.

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