Dass die Stadt Overath keine Terrorgefahr beim Weihnachtsmarkt sieht, gleichzeitig aber Verantwortung ablehnt, hält unser Autor für zynisch.
Absage von WeihnachtsmarktOverath verliert mehr als ein Fest – Sicherheit ist keine Privatsache


Einen Weihnachtsmarkt rund um die Overather St.-Walburga-Kirche wird es in diesem Jahr nicht geben. Stadt und Veranstalter sind uneins über die Terrorabwehr.
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Nur mal für einen Moment angenommen: Trotz der Anschläge von Berlin, Magdeburg oder Solingen hielte sich der Overather Stadtmarketingverein daran, dass die Stadt Overath keine Notwendigkeit zu besonderen Sicherheitsmaßnahmen sieht – und würde solche auch nicht vornehmen. Was wäre denn, wenn dann was passiert?
Die Stadt betont es gleich im nächsten Satz: Die „Verantwortung für den sicheren Ablauf einer Veranstaltung“ liege „grundsätzlich beim Veranstalter“. Das ist aalglatt und lässt keinerlei Bereitschaft erkennen, über Verantwortung ins Gespräch kommen zu wollen. Eher wird hier Verantwortung aktiv zurückgewiesen. Zu beteuern, es bedürfe keiner besonderen Sicherheitsmaßnahmen zur Terrorabwehr, dann aber keinerlei Anstalten zu machen, den Veranstalter im Ernstfall nicht im Regen stehen zu lassen, wirkt zynisch.
Stadtverwaltung hat dem neuen Bürgermeister ein dickes „Ei“ ins Nest gelegt
Dass den Verantwortlichen vom Stadtmarketingverein nach anderthalb Jahren Gesprächen mit der Stadtverwaltung bei einer derartig aalglatten Absage an jegliche städtische Verantwortungsübernahme der Kragen platzt, ist nachvollziehbar. Dass die endgültig abschlägige Nachricht dem Stadtmarketingverein einen Tag vor dem Chefwechsel im Rathaus zugestellt wird, lässt nicht nur in Sachen Verantwortungsübernahme tief blicken, sondern hat dem neuen Bürgermeister auch ein kapitales „Ei“ ins Nest gelegt.
Den Nachteil haben am Ende nicht allein die ehrenamtlich Aktiven für eine Veranstaltung wie den Overather Weihnachtsmarkt, sondern alle, die die Veranstaltung geschätzt und zum Treffen und Bummeln genutzt haben. Am Ende wird auch das gesellschaftliche Leben in Overath damit um einen stimmungsvollen Ort ärmer – auch wenn die Stadtverwaltung anderes beteuert. Krokodilstränen sind hier keine Lösung. Eine Stadt, die sich ihrer Verantwortung entzieht, verliert mehr als nur ein Fest – sie kann leicht auch das Vertrauen ihrer Bürgerinnen und Bürger zu verlieren.

