ProtestantenOverather Versöhnungskirche kommt ins Museum

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Die 1951 errichtete erste protestantische Kirche in Overath soll ab- und im LVR-Museum in Kommern wieder aufgebaut werden.

Die 1951 errichtete erste protestantische Kirche in Overath soll ab- und im LVR-Museum in Kommern wieder aufgebaut werden.

  • Die evangelischen Christen in Overath werden sich ab dem kommenden Jahr völlig neu aufstellen und sich von ihren beiden Kirchen im Hauptort und in Neichen trennen.
  • Die Versöhnungskirche auf dem Klarenberg wird nach Ostern 2017 im LVR-Freilichtmuseum stehen.

Overath – Die evangelischen Christen in Overath werden sich ab dem kommenden Jahr völlig neu aufstellen und sich von ihren beiden Kirchen im Hauptort und in Neichen trennen. Während der geplante Verkauf der Friedenskirche in Neichen bereits vor Monaten beschlossen wurde und für viel Traurigkeit unter Protestanten vor Ort gesorgt hat, drohen jetzt erhebliche Dispute um die Versöhnungskirche am Klarenberg. Sie war vor 65 Jahren als Notkirche für die aus ihrer alten Heimat im Osten geflüchteten oder vertriebenen Overather Neubürger errichtet worden und soll nach Ostern 2017 ins Museum – nämlich ins LVR-Freilichtmuseum nach Kommern. An ihrem bisherigen Standort auf dem Klarenberg wollen die Protestanten anschließend neu bauen. Der Architektenwettbewerb beginnt in diesem Monat.

Zahlen stützen Argumente

Wer Pfarrer Karl-Ulrich Büscher auf die im jüngsten Gemeindebrief wortkarg verkündeten Translozierungs-Beschluss des 14-köpfigen Presbyteriums anspricht, erlebt einen Geistlichen, der zwar Verständnis für die Empfindungen von Kritikern bekundet, aber andererseits nicht wankt: „Die Entscheidung steht, und sie bleibt.“

Büscher argumentiert mit Zahlen und Fakten und dem Bestreben, den Kindern und Enkeln eine lebensfähige Kirchengemeinde zu hinterlassen: „Die Evangelischen werden weniger.“ Von der erst 1965 errichteten Neichener Kirche trennen sich die Protestanten wegen ihrer Randlage im Gebiet der Kirchengemeinde. Dafür, nun auch die 1951 errichtete Notkirche vom Typ „Diasporakapelle“ aufzugeben, sprechen aus Büschers Sicht vor allem ihr schlechter Bauzustand und die außerordentliche große Menge Erdgas, die erforderlich sei, um sie zu beheizen. Büscher: „Wir brauchen die Räume ständig, nicht nur sonntags.“ Das künftige, dann einzige Gotteshaus für die 4300 Protestanten soll „mangels bezahlbaren Baugrundes im Zentrum“ an der gleichen Stelle wie die Versöhnungskirche entstehen. Bis September läuft der Architektenwettbewerb zeigen. Klar ist die grobe Richtung: „Ökologisch auf dem neuesten Stand und sehr sparsam. Schön, aber nicht protzig. Wir brauchen keinen »Dom« in Overath.“

Jährlicher Besuch der Gemeinde

Den historischen und architektonischen Wert der jetzigen Versöhnungskirche scheint Büscher nicht als überwältigend hoch einzuschätzen. Ziel des Architekten Otto Bartning sei es damals gewesen, den nach Westdeutschland kommenden Flüchtlingen schnell neue Kirchen zu bauen. Nach dem Krieg sei bundesweit eine große Zahl solcher „Ikea-Kirchen“ (Büscher) entstanden. Über die Kontakte zum Landschaftsverband Rheinland gefundenen Lösung, die Kirche nach Kommern zu schaffen, wo seit 2010 ein neues Dorf entsteht, das die Architektur der 1950er bis 1970er Jahre im Rheinland abbilden soll, sei das Presbyterium sehr froh. Die evangelische Gemeinde werde künftig einmal pro Jahr ihre alte Kirche im LVR-Museum besuchen fahren.

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