„Preise sind Fiktion“Apotheken in Rhein-Berg streiken und schließen am Mittwoch – nur Notdienst

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Markus Kerckhoff und Nicola Henselmann sitzen an einem Tisch.

Gespräch mit Markus Kerckhoff und Nicola Henselmann zum Apothekerstreik.

Viele Inhaber fühlen sich von der Politik im Stich gelassen und fordern bessere Bedingungen. 

Das Apothekensterben ist ein bundesweites Phänomen, das auch in Rhein-Berg Probleme bereitet (wir berichteten). Diese Entwicklung habe viele Gründe und bedeutet für Kundinnen und Kunden: Die flächendeckende Medikamentenversorgung ist in Gefahr.

Um auf die Schieflage in der Branche aufmerksam zu machen, streiken Apotheken am 14. Juni bundesweit. Zum Streik aufgerufen hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). „Für unseren Berufsstand steht fest: Die Bundesregierung hat diesen Protesttag provoziert“, erklärt die Präsidentin der ABDA , Gabriele Regina Overwiening. Der Apothekerverbandes Nordrhein geht davon aus, dass 90 Prozent der Apotheken an Rhein und Ruhr mitstreiken. Wie viele genau in Rhein-Berg dabei sind, konnte er nicht sagen.

Apotheken haben keine Chance auf finanzielle Lage zu reagieren

Unter anderem sind die Apotheken von Markus Kerckhoff und die Odenthaler Barbara-Apotheke von Nicola Ciliax-Kindling dabei. Öffentliche Apotheken seien Wirtschaftsunternehmen, aber hätten keine Chance, unternehmerisch auf ihre finanzielle Lage zu reagieren, sagte Kerckhoff im Gespräch mit dieser Zeitung. In der Bevölkerung herrsche das Bild, dass es Apotheken schon gut gehe, weil die Medikamente so viel kosten.

Doch: „Apothekenpreise sind Fiktion“, erklärte Kerckhoff. Der Staat lege die Preise fest, alle müssen sich daran halten. Das sei erstmal eine gute Regelung, weil durch die Preisbindung die Versorgung gesichert werde. Allerdings bleibe nur ein kleiner Anteil (3 Prozent plus einem Fixbetrag von 8,35 Euro abzüglich einem Rabatt an die Gesetzliche Krankenversicherung von 2 Euro). Und die Regelung verhindere, dass Apotheken auf die Kostensteigerungen reagieren können.

Apotheken müssen auch unwirtschaftlich arbeiten

Zudem sind sie durch ihren Versorgungsauftrag gesetzlich dazu verpflichtet, auch unwirtschaftlich zu arbeiten. Wenn ein Patient eine kleine Menge von einer aufwendig zuzubereitenden Creme baucht, kann die Apotheke ihn nicht einfach wegschicken, weil sich das Geschäft nicht für sie lohnt. „Auch das ist sehr wichtig und richtig. Aber die Politik muss einen Weg finden, dass Apotheken daran nicht Pleite gehen“, sagte Kerckhoff und ergänzte: „Wir sind am Ende angekommen.“

Das findet auch Nicola Ciliax-Kindling: „Apotheken stehen mit dem Rücken an der Wand.“ Gerade auf dem Land lohne sich eine Apotheke kaum noch. Sie kann sich keine Bürokraft mehr leisten und erledige den Papierkram sonntags selbst. „Da hört es auch irgendwann auf“, sagte sie. Ein paar Jahre mache sie noch weiter, ewig ginge das aber nicht mehr.

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