EnergiewendeWird es im Rheinisch-Bergischen Kreis schwimmende Photovoltaik-Anlagen geben?

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Eine Photovoltaik-Anlage schwimmt auf dem Baggersee Maiwald.

Eine Photovoltaik-Anlage schwimmt auf dem Baggersee Maiwald - ist so etwas auch auf Dhünntalsperre möglich?

Von der Dhüntalsperre wird Trinkwasser aufbereitet. Ob das zu einer schwimmenden Photovoltaik-Anlage passt, ist umstritten.

Mit Wasserkraft wird an der Großen Dhünn-Talsperre bereits seit 2014 Strom erzeugt, künftig könnte auch die Sonne, die auf Deutschlands zweitgrößte reine Trinkwassertalsperre scheint, zur Elektrizitätsgewinnung genutzt werden. Das jedenfalls wünschen sich einige Kommunalpolitiker und haben an diesem Montag den grünen NRW-Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr zur Dhünn-Talsperre eingeladen. Erst einmal ohne große Öffentlichkeit.

Denn die Idee, schwimmende Photovoltaikanlagen, wie sie bereits heute am Niederrhein oder in den Niederlanden im Einsatz sind, auch auf der Großen Dhünn-Talsperre einzusetzen, ist keineswegs unumstritten.

Die Idee einer schwimmenden Photovoltaik-Anlage wird geprüft

Die Idee werde geprüft, sei aber noch nicht konkret, hieß es vergangene Woche auf Nachfrage bei der Jahrespressekonferenz des Wupperverbands in Wuppertal. Zwar findet sich das Thema auch im Jahresbericht des Verbands, der eine Reihe von Talsperren im Bergischen betreibt, aber auf der Großen Dühnn-Talsperre seien schwimmende Solaranlage schwieriger als auf anderen Talsperren, weil die Trinkwasserqualität nicht gefährdet werden dürfe, so die Auskunft bei der Wupperverbandsjahreskonferenz. Aber: Insbesondere mit Blick auf die steigenden Energiekosten und dem Ziel des Wupperverbands, 2028 energieneutral zu werden und dann auch mehr Energie zu produzieren, als verbraucht wird, sei es eine „denkbare Option“. Auch möglich sei eine faltbare Solarschicht, die über die Becken von Kläranlagen gezogen wird, die der Wupperverband ebenso an mehreren Orten wie unter anderem in Odenthal betreibt.

Wupperverband bereitet sich auf verschiedene Notfälle vor

Im Fokus steht beim Wupperverband unterdessen derzeit, sich auf Notfälle vorzubereiten. Im Pressegespräch in der Zentrale in Wuppertal erklärte Wupperverbandvorstand Georg Wulf, wie der Verband mit den Herausforderungen umgeht. Denn die nehmen zu: Die Flutkatastrophe im Juli 2021, der Krieg Russlands gegen die Ukraine und Cyberangriffe in Deutschland sorgen für eine Neubewertung von Risiken.

Während eines Blackouts könne die Kommunikation mit Satellitentelefonen gehalten werden. Zehn mobile und ein stationäres schaffte der Wupperverband an. Wobei Georg Wulf Brownouts, temporäre Stromknappheiten für weitaus wahrscheinlicher halte. Für jeden Fall gibt es Notstromaggregate. Und sollten sogar diese ausfallen, könnten die Talsperren immer noch mit Muskelkraft gesteuert werden, sagte Wulf, „dann muss einer ganz viel kurbeln“.

Die Talsperren seien als kritische Infrastruktur aber auch für Cyberangriffe gefährdet. Der Verband setze die Standards des Bundesamts für Sicherheit und Informationstechnik um. Auf mögliche Materialknappheiten und Preissteigerungen in Folge des Angriffs von Russland auf die Ukraine habe sich der Wupperverband ebenfalls vorbereitet. Material, das in den Kläranlagen benötigt wird, liege in Höhe eines Jahresbedarfs auf Lager, sagte Wulf.

Wupperverband führt Tests für kommende Hochwasser durch

22 Kommunen sind Teil des Verbands. Und was den Hochwasserschutz angeht, gebe es im Gebiet eine Reihe von Hotspots, sagte der Vorsitzende in Wuppertal. 780 Projekte zum Schutz vor Hochwasser identifizierte der Verband –vorläufig. Im vergangenen Sommer ließ der Verband mehr Wasser aus den Talsperren ab, um einen größeren Puffer für heftigen Regenfall zu haben, sagte Wulf. 2,5 Millionen Kubikmeter mehr sogenannten Retentionsraum hatte die Wuppertalsperre.

Spazierende dürften das kaum gemerkt haben, die Wassermenge macht nur einen Unterschied von einem halben Meter Füllstand am Ufer. Auch für die Bever- und Neyetalsperre war jeweils ein Puffer von einer Million Kubikmeter mehr eingeplant. „Der Weg ist richtig“, sagte Wulf und kündigte an, für 2023 ähnlich verfahren zu wollen, die Bezirksregierung Köln muss noch zustimmen. Parallel beseitigt der Verband noch immer die Schäden der Flutkatastrophe vor eineinhalb Jahren. 1211 Schäden hatte er erfasst, 334 sind 2022 durch Sturmtiefs hinzugekommen. Davon sind erst 567 behoben.

Beim Hochwasser 2021 wurde die Wupper-Talsperre geöffnet

Seither ist die Sorge vor einer Wupperwelle bei den Bürgerinnen und Bürgern groß. Im Februar 2022 testete der Wupperverband den Fall, vor einem Starkregen kurzfristig größere Mengen aus der Wuppertalsperre ablassen zu müssen. Während des Starkregens im Juli 2021 hatte der Wupperverband die viel kritisierte Entscheidung getroffen, die angestaute Wupper-Talsperre zu öffnen. Noch immer besteht bei manchen der Verdacht, er habe dadurch die Welle ausgelöst, die unter anderem Leichlingen und Opladen überflutete. Ein wissenschaftliches Gutachten war zu dem Ergebnis gekommen, der Verband habe richtig gehandelt.

Bei dem starken Regen Mitte dieses Monats ist es hingegen gar nicht so weit gekommen. In die Wuppertalsperre seien zum Höhepunkt am 13. Januar 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde geflossen und sie habe nur 30 Kubikmeter pro Sekunde abgegeben, sagte Wulf, „die Situation war aus unserer Sicht safe“.

Auf die Herausforderung der Abwechslung zwischen Trockenperioden und Starkregen bereite sich der Verband mit Vorhersagemodellen vor. Dem schon an der Dhünn bestehendem System, das alle drei Stunden Daten des Deutschen Wetterdiensts verarbeitet, soll zukünftig eine künstliche Intelligenz an der Wupper gegenüberstehen. Ein weiterer Test im Hochwassermanagement. Auf die Zusage und Förderung des Landes für dieses Hochwasserwarnsystem 4.0 wartet der Verband seit einiger Zeit, im ersten Quartal dieses Jahres rechnet er endlich damit. 16 Pegelmesser sind schon installiert. In einigen Jahren könnte die neue Software schnellere Vorhersagen zu Pegelständen als das System an der Dhünn treffen, so Wulfs Hoffnung.

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