Rösrather UnternehmerAußergewöhnliches Haus aus Beton in Hoffnungsthal

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Das Beton-Haus der Familie Grunewald

Rösrath – Schön ist nicht das richtige Wort. Ralf Grunewald deutet auf die Wand hinter dem Schwimmbecken: „Sehen Sie die Wolken auf dem Beton?“, fragt er. Ja, sehen wir. „Das liegt an der Sonneneinstrahlung.“ Eine andere Wand hat kleine Einschüsse, eine dritte einen vertikalen Streifen. Keine Wand sieht wie die andere aus an dem Haus, das der Rösrather Unternehmer und seine Frau Dorotha in Hoffnungsthal gebaut haben. Und genau das fasziniert den 51-Jährigen.

Es ist nicht das erste Haus, das der gelernte Dachdecker und Bautechniker hochgezogen hat, es sind schon um die 20, alle modern und funktional, klare Linien im Bauhaus-Stil. Doch dieses ist seine größte Herausforderung gewesen. „»Warum Beton?« hat meine Frau und Geschäftspartnerin gefragt“, erinnert er sich. „Weil ich es unbedingt ausprobieren will“, habe er geantwortet. „Weil ich es noch nie gemacht habe.“

Keine Kunst, keine Deko

Ralf Grunewald ist ein Mann der Extreme. In seiner Freizeit ist er Triathlet, und auch beim Bauen geht er bis zum Äußersten seiner Kräfte. „Vier Monate habe ich mit vier Leuten nur betoniert“, erzählt Grunewald. Jeden Samstagmorgen um 6.30 Uhr kam der Betonmischer: „Dann ist die Temperatur gleichmäßig, der Mischer sauber und noch nicht so viel Verkehr auf der Straße.“ Das sei wichtig, denn der Werkstoff sei extrem empfindlich und das Zeitfenster für die Verarbeitung relativ klein. „Beton ist Minutenarbeit.“

Jetzt steht also Familie Grunewald stolz vor einem Gebäude, das in seiner Kompromisslosigkeit schon außergewöhnlich ist. Die Form ist ein zweigeteilter Kubus, der nach hinten, zum an das Landschaftsschutzgebiet grenzenden Garten, mit großen Glasfronten versehen ist. 300 Quadratmeter Wohnfläche stehen zur Verfügung – unten ein offener Multifunktionsraum mit Esstisch, Küche und Sitzlandschaft. Alles, aber auch wirklich alles ist weiß und leer.

Bis auf die ein oder andere Buddhafigur gibt es keine Kunst, keine Dekoration. Kein Schrank steht im Zimmer, kein Bild hängt an der Wand – auch nicht im hohen Treppenhaus. Noch nicht einmal Steckdosen sind zu sehen. „Die beleidigen meine Ästhetik.“ Die Küche ist aufgeräumt, nichts steht herum, sie wirkt geradezu unbenutzt. Auf die erstaunte Frage „Wird denn hier nicht gekocht?“ lacht Ralf Grunewald, schaut auf die Uhr und sagt: „Gleich kommen meine Kinder aus der Schule heim, natürlich wird es dann was zu essen gemacht.“  Die Wände bestehen komplett aus geräumigen Einbauschränken. Er öffnet einen, um uns einen Kaffee zu machen. „Wir haben wirklich nur das Nötigste“, erklärt er.

Klarheit und Leere

Klarheit und Leere, das sind die Eckpfeiler der Grunewaldschen Wohnphilosophie. Auch der Garten ist nichts als Wiese, nur ein paar Buchse „stören“ die Natur, die fast nahtlos in die Sülzaue übergeht. Wie lässt sich diese Ordnung eigentlich mit zwei Kindern durchziehen, zehn und zwölf Jahre alt? Ralf Grunewald lacht und öffnet kurz die Türen zu den beiden Kinderzimmern. Ganz normal. Ein flächendeckendes Barbiehaus ist im Mädchenzimmer aufgebaut. „Wenn man viel Platz hat, ist Ordnung leicht“, weiß der Vater.

Dass dieses Haus sein Meisterstück werden sollte, war von Anfang an klar. „Ich habe es selbst gezeichnet“, erklärt er und fügt hinzu: „Aber das kann doch eigentlich jedes Kind.“ Der Rest war Sache des Statikers – und der Architektin Andrea Wirges-Klein, mit der das Unternehmer-Paar schon häufiger zusammengearbeitet hat. Grunewald: „Sie hat mir neue Horizonte eröffnet,  vor allem, was die Wertigkeit betrifft.“

Ralf Grunewald saugt begierig alles auf, was neu und anders ist, und kann sehr bestimmend werden, wenn es darum geht, die Ideen umzusetzen. „Glücklicherweise zieht meine Frau meistens mit“, versichert er. „Sonst könnte so ein Bau durchaus eine Belastungsprobe für die Ehe sein.“ Architektin Andrea Wirges-Klein führt am Samstag, 25. Juni, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr durch das Haus, Bergische Landstraße 109.

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