StolpersteineRösrath gedenkt drei Opfern des Nationalsozialismus

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Das Foto zeigt Günter Demnig mit dem Stolperstein für Gunter Demnig.

Künstler Gunter Demnig mit dem Stolperstein für Gustav Schiffbauer.

In Rösrath erinnern jetzt drei Stolpersteine an die NS-Opfer Gustav Schiffbauer, Heinrich Klein und Hermann Gohrke.

 Sorgfältig bettet der Künstler Gunter Demnig drei Stolpersteine mit glänzender Messingoberfläche in den Bürgersteig direkt vor dem Rathaus in Hoffnungsthal – eine fast meditative Arbeit, die Bürgermeisterin Bondina Schulze und Kulturamtsleiterin Elke Günzel andächtig beobachten.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben sich fast 200 Menschen versammelt, um dem Festakt rund um die Stolpersteinverlegung für drei Opfer des Nazi-Regimes aus Rösrath beizuwohnen.

Das Foto zeigt den Gedenkstein für Gustav Schiffbauer.

Gedenkstein für Gustav Schiffbauer, im KZ Sachsenhausen ermordet

Der Straßenverkehr rollt unermüdlich weiter, es wird ziemlich eng auf dem Platz und dem Bürgersteig. Drei Jahre hat es gedauert, bis nach einem Antrag des Rösrather Geschichtsvereins und der politischen Willensbekundung im Kulturausschuss und im Rat – nach Diskussionen auch in der Bürgerschaft – die drei Stolpersteine für die Nazi-Opfer Gustav Schiffbauer, Hermann Gohrke und Heinrich Klein verlegt werden konnten.

Das Foto zeigt den Gedenkstein für Heinrich Klein.

Der Gedenkstein für Heinrch Klein, im KZ Sachsen

Alle drei waren aktive Führungsmitglieder der Kommunistischen Partei in Rösrath, zwei von ihnen Mitglied des Gemeinderates. Allein wegen ihrer Parteizugehörigkeit wurden sie von den Nationalsozialisten verhaftet, verschleppt und vermutlich im Konzentrationslager umgebracht.

Bondina Schulze 

„Selbstverständlich können die Gedenkinschriften nicht ungeschehen machen, was den Opfern angetan wurde, aber sie rücken die Betroffenen wieder in unser Bewusstsein“, trug Bondina Schulze bei der Begrüßung der vielen Besucher, darunter auch viele junge Menschen vor: „Als Warnung und Mahnung, dass Ausgrenzung und Rassismus immer und überall zur Bedrohung der Menschenrechte werden können.“

Das Foto zeigt den Gedekstein für Hermann Gohrke

Gedenkstein für Hermann Gohrke, im KZ Dachau ermordet

Mit dem Bewusstsein „Der Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ hat Marina Wittka vom Geschichtsverein Rösrath das Schicksal der drei Rösrather Persönlichkeiten recherchiert. Schon vor 33 Jahren hat sie mit Klaus-Dieter Gernert begonnen, das Schicksal dieser Männer und einer Frau zu erforschen. „An die Zeitzeugen, an die Familien heranzutreten, war damals noch sehr schwierig“, berichtet sie auf dem Platz vor dem Bürgerforum. „Viele wussten nichts mehr oder wollten nichts mehr über die Nazi-Zeit wissen.

Der Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist
Marina Wittka, Geschichtsverein Rösrath

Den Kindern der Opfer fiel es außerdem verständlicherweise sehr schwer, über die bitteren Erfahrung der NS-Zeit zu reden.“ Doch heute lebten die unmittelbar Betroffenen nicht mehr, der Tod von Hermann Gohrke, Heinrich Klein und Gustav Schiffbauer in Sachsenhausen und Dachau im Jahr 1945 liege so weit zurück.

Rösrather seien verfolgt, verhaftet und ins KZ deportiert worden

„Aber wer, wenn nicht wir, muss sich erinnern und mahnen!“ richtet sie ihren Appell an die Öffentlichkeit. Zahlreiche Rösrather seien verfolgt, verhaftet und ins KZ deportiert worden, aber drei von ihnen seien nie wieder nach Hause zurückgekehrt: „Ihre Familien hier in Hoffnungsthal, Rösrath und Forsbach haben umsonst gehofft und gebangt!“ An die drei Opfer des NS-Regimes solle nun durch die Stolpersteine gedacht werden: „Jeder Mensch hat einen eigenen Namen, und jeder Name zählt.“

Einen Menschen zu einer Nummer zu machen, diese in seinen Arm einzubrennen und ihn fortan nur noch als Zahl zu brennen, sei ein zynischer Akt der Entmenschlichung. Es nehme ihm Identität, Individualität und Menschenwürde. „Diese drei Rösrather sollen keine anonymen Nummern bleiben, und sie sollen nicht vergessen werden“, so Wittka. „Ihre Namen und die Erinnerung an sie wollen wir jetzt in ihre Heimatstadt zurückholen.“

Für eine Minute ist es ganz still in Hoffnungsthal

Beeindruckend ist die Schilderung des Lebens der Rösrather NS-Opfer – sie waren Bürger der Stadt, Handwerker und engagierten sich in der Kommunistischen Partei. Als die Verlegung der Stolpersteine beendet und die glänzende Messingfläche gesäubert ist, legt Elke Günzel drei Rosen an die Gedenksteine. Für eine Minute ist es ganz still in Hoffnungsthal – für die Schweigeminute stoppt die Feuerwehr exakt für diese Zeit den Verkehr in beiden Richtungen.

Nach dem Vortrag von Felix Mendelsohn Bartholdys Nr. 6 aus dem Zyklus „Lieder ohne Worte“, gespielt von Jens Müller, sprechen Angehörige von Gustav Schiffbauer und Heinrich Klein über die Erinnerung ihrer Familie an die Verstorbenen und der Bedeutung der Erinnerungskultur für ihre Familien. Auch die jungen Menschen des Oberstufenkurses Geschichte tragen ihre Sicht auf das Stolpersteinprojekt vor.

„Jeder Einzelne trägt Verantwortung, Demokratie zu wahren, niemals zu vergessen“, mahnt Klaus-Dieter Gernert zum Abschluss. Er weist auch auf die Ausstellung „Stolen Memory“ auf dem Veurneplatz hin, die eine Arbeitsgruppe des Geschichtsvereins initiiert hat – mit Erinnerungsstücken an KZ-Opfer, Fotografien von Fritz Zapp von Zwangsarbeitern in der Gemeinde. „Alle diese Aktionen werden im großen Rahmen dokumentiert und erfahrbar gemacht“, so Gernert.

Der bereits bestehende Rundgang zu 112 Denkmälern und denkmalwürdigen Gebäuden solle möglichst bald um weitere 30 Orte des Erinnerns und Gedenkens an Krieg und Gewaltherrschaft in Rösrath ergänzt werden.

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