Haustier-Boom in Bergheim„Wer geht denn nach der Krise mit dem Hund Gassi?“

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Tierheimleiterin Heike Bergmann mit Hündin Kira, die in der Coronazeit an das Tierheim gegeben wurde.

Tierheimleiterin Heike Bergmann mit Hündin Kira, die in der Coronazeit an das Tierheim gegeben wurde.

  • Weil viele Menschen während der Pandemie von Zuhause arbeiten, schaffen sie sich einen Hund an.
  • Auch im Tierheim in Bergheim ist der Hunde-Boom zu spüren. Vor einem Jahr lebten dort noch doppelt so viele Hunde wie heute.
  • Auch wenn die Pandemie für Hunde und andere Tiere viele Vorteile hat, fürchtet Tierheimleiterin Heike Bergmann schon die Zeit nach dem Homeoffice.

Bergheim – Im Tierheim Bergheim ist nur noch die Hälfte aller Hundezwinger belegt. Grund dafür: Die Folgen der Corona-Krise. Offenbar ist jetzt für viele Menschen genau der richtige Zeitpunkt, um sich ein Haustier anzuschaffen. 20 Hunde leben zurzeit im Tierheim Bergheim, vor einem Jahr waren es fast doppelt so viele.

In den vergangenen Monaten verzeichnete das Tierheim nämlich deutlich mehr Anfragen von Menschen, die ein Tier bei sich aufnehmen wollen. „Das liegt vor allem daran, dass die Leute während der Corona-Zeit im Homeoffice arbeiten und deswegen jetzt Zeit haben, sich um ein Tier zu kümmern“, sagt Heike Bergmann, die Leiterin des Tierheims Bergheim.

Bergheim: Heim nimmt wegen Corona weniger Tiere auf

Das ist aber nicht der einzige Grund: Das Tierheim nehme seit einigen Monaten auch weniger Tiere auf, sagt Bergmann. Wer bereits ein Haustier besitze, habe jetzt mehr Zeit für den Hund oder die Katze, dadurch würden Menschen seltener Tiere an das Tierheim zurückgeben. Hinzukomme, dass seltener Fundtiere abgegeben werden. „Wir erklären uns das so, dass die Menschen am Anfang der Krise viel Zeit zu Hause verbracht haben und so weniger Menschen auf den Straßen unterwegs waren.“

Aber was ist nach der Krise? Werden die Tiere dann zurückgegeben, weil es wieder zurück ins Büro geht? Das bereitet Bergmann Sorgen. „Wer geht dann mit dem Hund Gassi, wenn die Kinder während der Corona-Zeit dafür verantwortlich waren und jetzt wieder die Schule besuchen?“ Deswegen fragt die Tierheimleiterin beim Kennenlernen der Interessenten gezielt, wie es mit dem Tier nach der Krise weitergeht. Beispielsweise, ob es absehbar sei, dass Herrchen oder Frauchen in naher Zukunft wieder zurück ins Büro gehe und wer dann auf den Hund aufpasse.

So ging das Tierheim mit der Corona-Krise um

Die Corona-Krise hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Menschen, die sich dafür interessieren, ein Tier aus dem Tierheim zu holen. Auch im Tierheim selbst ging im Frühjahr für einige Wochen nichts seinen gewohnten Gang. Am Anfang musste das Tierheim für zwei Wochen schließen. Die Tiere mussten aber natürlich weiterhin versorgt werden. „Wir haben dann bis Ende Juni in einem Zwei-Team-System gearbeitet, damit wir uns im schlimmsten Fall nicht alle mit dem Virus infizieren.“

Die 15 Ehrenamtler des Tierheims sind während der Schließung weiterhin mit den Hunden spazieren gegangen. In dieser Zeit war es nicht möglich, das Tierheim ohne einen vereinbarten Termin zu besuchen. „Vor der Corona-Krise gab es häufig Menschen, die spontan ins Tierheim kamen, um ein Tier mitzunehmen, das fiel jetzt komplett weg“, schildert Bergmann.

Bergheim: Tierheim mit finanziellen Verlusten

Erst seit drei Wochen ist es freitags und samstags wieder möglich, spontan für eine Hundevermittlung vorbeizukommen. Im Heim gelten dann die üblichen Regeln: Abstand halten, eine Maske tragen und die Hände desinfizieren.

Auch wenn es wieder bergauf geht, verzeichnet das Tierheim durch die Corona-Krise finanzielle Verluste. So musste Heike Bergmann das große Tierheimfest im Mai absagen. „Normalerweise wären da Hunderte Menschen gekommen, das ist natürlich nicht möglich. Dadurch fallen viele Spenden weg“, sagt sie.

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Eigentlich sollte im Frühjahr unter anderem ein neues Gebäude für Katzen auf dem Tierheimgelände gebaut werden. Der Bau sei aber aus finanzieller Not erst mal verschoben worden, berichtet Bergmann. „Alles stagniert im Moment. Wir müssen uns aber bei allen Helfern bedanken“, sagt sie. Viele hätten ihr Zuhause ausgemistet und einiges gespendet. „Unser Deckenlager ist jetzt mehr als voll“, sagt sie.

Das Tierheim ist freitags und samstags von 15 bis 17 Uhr für die Hundevermittlung ohne Termin geöffnet. Kontakt von montags bis freitags zwischen 13 und 17 Uhr unter 02271/4824124.

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