Deutscher MühlentagFür die Oberaußemer Mühle kommen Besucher aus Bremen bis nach Bergheim

Lesezeit 3 Minuten
Die Oberaußemer Mühle steht im Grün. Die Windräder fehlen.

Die Oberaußemer Mühle beteiligte sich am 30. Deutschen Mühlentag.

Die Mühle wurde erst ab 2005 restauriert, an ihr kann viel Geschichtliches nachvollzogen werden.

„Pfingstmontag ist Mühlentag“, erklärt Regina Jackwerth, die zusammen mit ihrem Mann Wolfgang aus Bremen bei ihrer Tochter in Köln zu Besuch war. Sie nutzte die Gelegenheit, sich am 30. Deutschen Mühlentag der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung neben der Wassermühle in Paffendorf auch die Oberaußemer Mühle anzusehen. „Es sind tolle Führungen, die die vielen Ehrenamtlichen am Mühlentag auf die Beine stellen“, findet sie und hebt zwei Details hervor, die sie als regelmäßige Besucherin des Mühlentages an der Oberaußemer Mühle besonders bemerkenswert findet.

Oberaußemer Mühle ist frisch restauriert

Da sind zum einen die in den Ziegelboden eingelassenen Holzbalken, auf deren Erhalt der Landeskonservator bei der seit 2005 andauernden Restaurierung Wert gelegt hat. Sie hatten die Funktion, den Pferden das Stehen zu erleichtern. Diese zogen den Wagen in die Mühle, damit Säcke in die darüber liegende Etage ab- oder von dort aufgeladen werden konnten. Dabei mussten die Tiere still stehen. Zu erkennen sind im Boden noch die Spurrillen, die die schweren Wagen hinterlassen haben.

Das zweite Detail ist der flach gemauerte Torbogen, in dessen Mitte ein Sandstein auf das Geburtsjahr 1813 des Mühlenerbauers J. W. Baumanns hinweist. Der Torbogen war in den fast 100 Jahren zwischen der Stilllegung der Mühle im Jahr 1906 und dem Beginn der Restaurierung eingestürzt.

Er wurde aber nach alten Fotos und historischen Bogentechniken von Albert Nicolin und einigen engagierten Mitstreitern unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Vorgaben wieder aufgemauert. Denn auch, wenn die Oberaußemer Mühle über kein Windrad und keine Mühlentechnik mehr verfügt, lassen sich an ihrem Beispiel solche geschichtlichen Details des Mühlenwesens und der Gebäude erläutern.

Nach 60 Jahren stillgelegt

Sie steht zum Beispiel am höchsten Punkt der Ville, damit der Wind das Mühlrad gut antreiben konnte. Erbaut wurde sie 1846, aber bereits 1906 wieder stillgelegt, da in Oberaußem eine weitere, mit einem Elektromotor betriebene Mühle ihre Produktion aufnahm. Diese war nicht mehr vom Wehen des Windes abhängig. So blieb das Mühlengebäude zwar stehen, war aber dem Verfall preisgegeben. In der Einflugschneise zwischen Brüssel und dem Butzweiler Hof gelegen, wurde es im Zweiten Weltkrieg zusätzlich beschädigt, und auch der Turmhelm stürzte teilweise ein.

Um den Zerfall zu stoppen, wurden 1961 alle Eingänge zugemauert und vom örtlichen Zimmerbetrieb Holzbau Walther eine neue Kuppel gebaut und vor Ort montiert, wobei die Einzelteile mit einer Seilwinde nach oben gezogen wurden. Die Dachkonstruktion wurde von der Dachdeckerei Over mit Zink gedeckt.

Kleines Museum

So blieb die Mühle sich selbst überlassen mehr als 40 Jahre stehen, bis Albert Nicolin sie in Erbpacht von der Stadt Bergheim übernahm – mit der Auflage, sie auch für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er öffnete die alten Fenster- und Türöffnungen und restaurierte überwiegend in Eigenarbeit und unter Aufsicht der Denkmalschutzbehörden nach und nach die Fassade innen und außen, ließ die tragenden Deckenbalken der Mahl-Etage instand setzen und baute Treppen und Zwischenböden ein.

Musste Material ergänzt werden, suchte und fand er passendes in Gebäuden, die dem Tagebau zum Opfer fielen. Der Mühlentag informiert auch über diese Geschichten, wie mit viel persönlichem Engagement die Zeugnisse des Müllerhandwerks erhalten werden.

Genutzt wird die Mühle heute zum Beispiel als kleines Museum für Mühlenkunde und die Geschichte Oberaußems. Schulklassen können dort Grillfeste feiern. Auch Hochzeiten sind an diesem besonderen Ort möglich.

KStA abonnieren