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Überlebende erinnern sichVor acht Jahren Haus nach Explosion zerstört

Lesezeit 3 Minuten

Nach einer Gasexplosion im Keller des Hauses in der Pingsdorfer Straße in Brühl war das Haus kurz vor Weihnachten vor acht Jahren zerstört worden.

Brühl / Wesseling – Der damalige Brühler Bürgermeister und jetzige Landrat Michael Kreuzberg sprach von einer „offenen Wunde im Herzen Brühls“. Kurz vor Weihnachten vor acht Jahren, am 11. Dezember 2010, explodierte in der Pingsdorfer Straße ein Mehrfamilienhaus. Tobias (inzwischen 18) und Marc (23) Fischer verloren ihren Vater, dessen Lebensgefährtin und ihre Schwester Darline (damals zehn). „Heute geht es den Jungs gut“, sagt ihr Onkel Hans Fischer. „Oder?“, wirft er Marc über den Tisch einen fragenden Blick zu. „Na siehst du doch“, sagt er und lächelt seinen Bruder und seinen Onkel an.

„Die Jungs hatten nichts, nicht mal Klamotten“

Marc kam damals in der Nacht der Explosion direkt zu seinem Onkel, sein Bruder Tobias lag da noch unter den Trümmern des Hauses. Nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, nahmen ihn Hans Fischer und seine inzwischen Ex-Frau ebenfalls zu sich. „Die Jungs hatten nichts, nicht mal Klamotten“, erinnert er sich. Wenige Monate später zogen die vier nach Wesseling. Unmittelbar nach dem Unglück war die Hilfsbereitschaft groß.  Sofort wurden Spenden für Marc und Tobias gesammelt. Davon wurde dann das Haus in Wesseling gekauft, in dem Tobias und Hans Fischer seit Anfang 2010 leben.

Viele Feuerwehrleute hatten damals unter den Trümmern fieberhaft nach Überlebenden gesucht.

Dafür sind alle drei sehr dankbar. Aus der unmittelbaren Nähe, also Freunde und Familie, sei jedoch wenig bis gar nichts an Unterstützung gekommen, so Hans Fischer. Dabei habe es am Anfang immer geheißen „Wir helfen“. Man sei im Januar 2011 noch auf dem Geburtstag der Tante der Jungs gewesen und einige wenige hätten beim Umzug geholfen, aber das sei es gewesen. Jetzt frage keiner mehr von Freunden und Verwandten, wie es den Jungs gehe.

Therapie zum Verarbeiten

Marc wohnt und arbeitet inzwischen in Köln. Er hat eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht. Tobias war damals auf der Maria-Montessori-Schule in Wesseling. Zurzeit absolviert er ein Praktikum als Hausmeisterassistent an seiner alten Schule und wohnt noch bei seinem Onkel. „Wir hoffen, dass er danach dort einen Jahresvertrag bekommt“, sagt Hans Fischer.

Marc und Tobias begannen kurz nach der Explosion eine Therapie. „Die beiden mussten das ja verarbeiten“, sagt Fischer. Aber selbstverständlich habe man auch zu Hause über das Unglück gesprochen. „Manchmal sagt man zum Beispiel »Weißt du noch, wie es mit Papa war«“, beschreibt Marc Fischer. Dass Tobias Wesseling durch seine Schule kannte, machte die Sache einfacher. Auch sein Bruder kannte die Stadt einigermaßen. „Ich musste mich aber daran gewöhnen, dass der Bus ab 18 Uhr nicht mehr fährt“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Er fährt häufiger noch entlang der Pingsdorfer Straße. Dann würde ihm die Geschichte von damals immer durch den Kopf gehen.

Nach Unglück viel gespendet

Bei der Explosion des Wohnhauses in der Pingsdorfer Straße im Dezember 2010 sind Hans Fischer, der Vater von Tobias und Marc, dessen Lebensgefährtin und die zehnjährige Tochter Darline gestorben. Auslöser war Propangas, das aus einem Katalytofen ausgetreten war. Das Gas ist schwerer als Luft und hatte sich am Boden des Kellers des Hauses zusammen mit Sauerstoff zu einem hochexplosiven Gemenge vermischt. Durch das Drücken des Lichtschalters explodierte das Gas dann. Tobias war zunächst auch noch verschüttet, konnte aber gerettet werden. Sein Bruder Marc war zurzeit der Explosion in einer Bäckerei. Nach der Explosion kamen Spenden in Höhe einer sechsstelligen Summe zusammen, von denen das Haus in Wesseling gekauft wurde, in dem Marc und Tobias bei ihrem Onkel Hans Fischer gelebt haben und noch leben. (nip)