Geplante NotlandungHeimatforscher präsentieren Buch über Fluglegende Georg Gierlich

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Am Flugtag in Bornheim-Sechtem flog Georg Gierlich 1953 im Schulgleiter SG 38.

Am Flugtag in Bornheim-Sechtem flog Georg Gierlich 1953 im Schulgleiter SG 38.

  • Flugkünstler Georg Gierlich hat nicht nur in seiner Heimat Bornheim Eindruck hinterlassen.
  • Anlässlich seines 30. Todestags haben zwei Heimatforscher ein Buch über den Piloten geschrieben.

Erftstadt/Bornheim – Wenn vor 50 oder 60 Jahren über dem Himmel von Bornheim ein Flieger auftauchte, dann konnte man sich eines sicher sein: Im Cockpit saß Georg Gierlich. Noch heute reden die Mertener gern über ihr Ausnahmegenie in Sachen Flugkunst. Dabei lag ihm der Segelflug genauso wie der Motorflug am Herzen.

Mit seinen Flugkünsten hat Gierlich auch in Erftstadt-Erp bleibende Eindrücke hinterlassen. Es war in den 30er-Jahren, als er vom Flugplatz Hangelar aus zu einem „halbmilitärischen“ Kurierdienst nach Aachen-Merzbrück startete. In seiner Klemm 25 saß auch der damalige Bornheimer Amtsbürgermeister Heinrich Dietz. „Bei Erp in der Zülpicher Börde gab Gierlich dann aus heiterem Himmel vor, einen Motorschaden zu haben und notlanden zu müssen“, schreiben jetzt die beiden Heimatforscher Horst Bursch und Franz Levenkaul in ihrer gerade fertiggestellten Broschüre über die Mertener Fluglegende.

Georg Gierlich wurde 1956 von der Bundeswehr auf dem Sportplatz in Merten abgeholt.

Georg Gierlich wurde 1956 von der Bundeswehr auf dem Sportplatz in Merten abgeholt.

„Ob der Herr Bürgermeister denn nicht die Stichflamme gesehen habe, die aus dem Motor geschossen sei?“ Vor lauter Schreck habe Ditz dann natürlich bestätigt, ebenfalls die vermeidliche Stichflamme gesehen zu haben.

Unfallfreie „Notlandung“ bei Erp

Den wahren Grund für die Notlandung hat Georg Gierlich dem Heimatforscher Bursch allerdings noch zu Lebzeiten verraten. „Er hatte nämlich eine ganz andere Flamme, eine gute Bekannte, in dem bei Lechenich gelegenen Ort“, berichtet Bursch. Ihr wollte Gierlich einfach einmal guten Tag sagen. Ganz genau beschreiben Bursch und Levenkaul auch die weiteren Begebenheiten nach der unfallfreien „Notlandung“ auf dem rumpligen Acker bei Erp. Nahezu die gesamte Ortschaft mitsamt der „guten Bekannten“ sei zusammengelaufen – allen voran der Dorfpolizist.

Doch Gierlich wusste sich zu helfen und tat so, als repariere er – natürlich erst nach der Begrüßung seiner „Flamme“ – den Flieger. Dann wies er den Polizisten an, die Schaulustigen vom Flugzeug zu halten. Nach einem guten Start konnten Gierlich und Dietz schon kurze Zeit später in Merzbrück landen. Was der tollkühne Pilot jedoch nicht ahnte war, dass seine Landung in Erp sogar die lokale Presse mobilisiert hatte und die Sache mit der angeblichen Notlandung publizierte, mit der Folge, dass Gierlich in den Borkenberg strafversetzt wurde.

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Doch Nachteile hatte diese Versetzung für ihn in keiner Weise. „Sein Leben als Flieger nahm von nun an erst richtig Fahrt auf“, schreiben die Autoren.

Jahrzehntelang Material gesammelt

Gut ein Jahr haben Bursch und Levenkaul an ihrem Buch geschrieben. Über Jahrzehnte hinweg haben sie jedoch zuvor Dokumente und Fotografien über das Mertener Fluggenie gesammelt und mit etlichen Zeitzeugen gesprochen.

Die beiden Buchautoren Franz Levenkaul und Horst Bursch (rechts) und ihr Werk.

Die beiden Buchautoren Franz Levenkaul und Horst Bursch (rechts) und ihr Werk.

Gierlich, der in Bornheim-Merten ein Elektrogeschäft und eine Werkstatt hatte, zudem Ingenieur war, hatte sich in Fliegerkreisen in den 50er-Jahren längst auch als Materialspezialist einen Namen gemacht. So kam es, dass sogar die frisch gegründete Bundeswehr seine Dienste für eine Materialprüfung anforderte. Sein damaliger Mitarbeiter Josef Fourate (79) erinnert sich noch gut an den Tag, als im Sommer 1956 der Transporthubschrauber Typ „Sikorsky“ auf dem Mertener Sportplatz landete, um seinen Chef abzuholen. Das ganze Dorf sei dort oben auf der Mertener Heide zusammengelaufen. Schüler der Volksschule hatten auf das Fußballfeld ein H mit Kreide gemalt und er, Josef Fourate, habe ihn im Wagen hinauf zum Sportplatz begleitet und anschließend Gierlichs Wagen wieder nach Hause gefahren.

Buch zum 30. Todestag

Autofahren konnte Fourate damals schon, den Führerschein habe er aber erst ein Jahr später gemacht. Bis heute konnte im Übrigen nicht ermittelt werden, wohin man Gierlich mit dem Helikopter geflogen hat. Festgehalten ist allerdings: „Derselbe Hubschrauber landete am Nachmittag erneut auf dem Mertener Sportplatz, wo Gierlich von seinem Mitarbeiter zur Heimfahrt erwartet wurde.“

In lebendigen Worten und mit vielen historischen Fotografien haben Bursch und Levenkaul viele kleine und große Begebenheiten des Piloten Georg Gierlich in ihrer Lektüre aufgeschrieben, die sie anlässlich des diesjährigen 30. Todestag des Piloten herausgebracht haben. „Damit er nicht vergessen wird“, so Bursch.

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