„Bin mit mir im Reinen“Erner rechnet in Ratssitzung mit der Erftstädter Politik ab

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Volker Erner zu Beginn seiner Zeit als Bürgermeister

Volker Erner zu Beginn seiner Zeit als Bürgermeister

  • Bürgermeister Volker Erner tritt bei der anstehenden Kommunalwahl nicht mehr an.
  • Die letzte von ihm geführte Ratssitzung nutzte der amtierende Bürgermeister, um noch einmal deutliche Worte zu finden und Spekulationen zurückzuweisen.
  • Am Ende verzichtete er sogar auf Blumen und eine offizielle Zeremonie im Stadtrat.

Erftstadt-Lechenich – Der Blumenstrauß war schon besorgt, doch er blieb im wassergefüllten Eimer unter einem Tisch stehen. Die von vielen erwartete Verabschiedung von Bürgermeister Volker Erner (CDU) auf der letzten von ihm geführten Ratssitzung fand schlichtweg nicht statt. Er wollte es so. Mit ihm werde es keine offizielle Abschiedszeremonie geben, stellte er in ruhigem, sachlichem Ton klar.

Stattdessen machte das Stadtoberhaupt in der Aula des Lechenicher Schulzentrums – der Liblarer Ratssaal ist in Corona-Zeiten wegen der Abstandsregeln zu klein für den Stadtrat – einige „persönliche Anmerkungen“. Das Nein zum offiziellen Abschied sei kein Ausdruck von Gram. Erner: „Ich bin mit mir absolut im Reinen. Es war eine spannende, aber auch anstrengende Zeit“, resümierte er seine Berufsjahre im Dienst der Stadt. Seit 2001 war er Erster Beigeordneter und seit Juni 2013 Bürgermeister.

Volker Erner weist Spekulationen zurück

Er sei stolz darauf, dass er so lange habe mitwirken können. Die Kooperation mit dem Rat sei schon mit manchen Herausforderungen verbunden gewesen. Im Rathaus habe er es mit vielen tollen Kollegen zu tun gehabt. Besonders aber hätten ihm die vielen Begegnungen mit den Bürgern Freude bereitet. „Das deckte so manche andere Wunde bei mir zu“, sagte er mit Blick auf politische Auseinandersetzungen während seiner Amtszeit.

Mit Leib und Seele sei er Bürgermeister gewesen, betonte Erner. Er verwies Spekulationen, dass er mit seinem Rückzug aus dem Amt seiner Abwahl zuvorgekommen sei, ins Reich der Märchen. „Ich war von einer Abwahl soweit entfernt wie Bernd Bohlen von einer Wahl zum nächsten Papst“, sagte er und blickte zum SPD-Fraktionschef hinüber.

„Habe den Entschluss keine Sekunde bereut“

Und auch Mutmaßungen, er habe womöglich übereilt seinen Entschluss für den Rückzug aus Amt und Politik gefasst, wies Erner zurück. „Ich habe mich für eine neue Lebensphase entschieden. Keine Sekunde habe ich bereut, diesen Entschluss getroffen zu haben.“

Den Stadtverordneten gab er den Rat, „Treffen Sie kluge Entscheidungen für die Stadt“, mit auf den Weg. Zum Wahlabend der Stadt werde er nicht kommen. Er meide in dieser besonderen Zeit größere Menschenansammlungen. Das habe nichts mit dem Hygienekonzept zu tun.

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Etwas Applaus wurde gespendet – und der noch nicht mal von allen.

Eine kleine Pointe setzte zum Abschluss der ebenfalls scheidende Lechenicher Ortsbürgermeister Hans-Joachim Schmidt. In seiner Amtszeit habe er etwa 300 Bürgerinnen und Bürger besucht, die Geburtstage jenseits des Neunzigsten feierten, berichtete Schmidt. Und so gut wie alle hätten ihm mit auf den Weg gegeben: „Wir möchten Volker Erner für seine Arbeit danken und ihm schöne Grüße senden.“

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