Bauarbeiten an der Kiesgrube ruhenAsbestwarnung schreckt Blessemer Anwohner auf

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Schilder an den Absperrungen warnen vor Asbest. 

Schilder an den Absperrungen warnen vor Asbest. 

Erftstadt-Blessem – Donnerstagmorgen hingen sie plötzlich an den Bauzäunen: Warnschilder mit der Aufschrift „Asbestfasern“. Die Metallgitter waren mit Kabelbindern und Metallschellen gesichert worden, der Zugang zur Burg von der Radmacherstraße aus versperrt. Auch an anderen Stellen, beispielsweise nahe dem „Blessemer Eck“, hingen die Schilder am Donnerstagnachmittag noch.

Bei vielen Blessemern löste das Beunruhigung aus – sie hatten sich schon Anfang der Woche gewundert, dass sich auf der Baustelle am Rand des Kraters nichts mehr tat. Da hatte es von der Stadt geheißen, man warte auf ein Gutachten zur Schadstoffbelastung.

Bauleiter: „Gutachter hat bestätigt, dass keine Gefahr besteht“

Robert Küsters, Bauleiter der Erper Firma Rhiem und Sohn, gab Donnerstag Entwarnung: „Die Baustelle ist seit heute Morgen asbestfrei.“ Mitarbeiter des Unternehmens hätten den Bauzaun geschlossen und die Schilder aufgehängt.

Das sei beileibe kein Skandal, sondern ein ganz normaler Vorgang. Denn das Dach der Reithalle, die bei der Flutkatastrophe beschädigt worden war und bereits abgebrochen ist, sei mit Eternitplatten gedeckt gewesen, ebenso eine Garage. Und in diesem Fall sei das Bauunternehmen gesetzlich verpflichtet, vor Asbest zu warnen. Der gesundheitsschädliche Stoff sei aber in den Dachplatten fest gebunden. „Ein Gutachter war da“, sagte Küsters, „und hat bestätigt, dass keine Gefahr besteht.“

Eigentümer der Burg Blessem wurden nicht informiert

Die Eigentümer der Burg waren über die Maßnahmen nicht informiert worden. „Meine Schwester hat mich heute Morgen angerufen und erzählt, dass der Zaun wieder geschlossen werde“, berichtet Alexander Engels. Der hintere Teil des Burggeländes sei ohnehin abgesperrt.

Verbraucherzentrale warnt vor Asbest

Gefährlich wird Asbest, wenn Fasern freigesetzt und eingeatmet werden, zum Beispiel im Rahmen von Renovierungsarbeiten oder einer Sanierung. Fachleute unterscheiden zwischen sogenannten schwach gebundenen Produkten wie Asbestpappe und fest gebundenen Asbestprodukten wie Asbestzement. Von Materialien und Produkte mit schwach gebundenem Asbest geht konstant eine Gefahr aus, da sie leicht Asbestfasern als feinen Staub abgeben. Für solche Produkte gelten seit langem die Asbestrichtlinien der Bundesländer, die ebenso wie die Gefahrstoffverordnung besagen, dass nur Fachfirmen mit der notwendigen Sachkunde für die Sanierung von schwach gebundenem Asbest beauftragt werden dürfen. (bru)

Dass der Zugang vorn geschlossen war, sei gar nicht aufgefallen: Wer dort wohne oder arbeite, fahre von der Seite aufs Gelände. Und das sei am Donnerstagmorgen auch ohne Probleme möglich gewesen. Seine Mutter, die bis zur Flut im Erdgeschoss des Hauptgebäudes gewohnt habe, habe sich lediglich geärgert, dass ihr die Bauarbeiter nicht hätten sagen wollen, warum sie die Bauzäune sicherten.

Erftstadt: Stadtverwaltung will sich nicht äußern

Die Stadtverwaltung wollte sich Donnerstag zu dem Asbestfund in Blessem nicht konkret äußern. Auf eine Anfrage, die diese Zeitung bereits am Mittwoch gestellt hatte, hieß es: „Die gesamte Baustelle wird kontinuierlich überwacht. Sobald Verdachtsmomente auftreten, wird diesen nachgegangen. Auch die Labore sind in der aktuellen Situation stark belastet. Um Überschneidungen zwischen der Vorlage der Ergebnisse und durchzuführenden Arbeiten zu vermeiden, wurden kurzfristig die Arbeiten zurückgefahren.“ Weitere Fragen – konkret zu Asbestfunden an der Abbruchkante – blieben am Donnerstag unbeantwortet.

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Der Rhein-Erft-Kreis bestätigte, ihm sei bekannt, „dass an der Ortslage Blessem asbesthaltige Abbruchstandteile im Zuge des Abbruchs nicht vollständig entsorgt worden sind“. Die Stadt Erftstadt habe deshalb jetzt die ordnungsgemäße Beseitigung unter gutachterlicher Begleitung in Auftrag gegeben.

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