„Dat es Heimat“23-Jähriger mit Down-Syndrom wird Bachemer Karnevalsprinz

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Die Personen tragen alle das weiße Hemd der Gesellschaft, sie stehen draußen.

Stolz stellt sich der designierte Bachemer Prinze Andy I. (Andreas Müller, 3. v. l.) mit seinem Team vor.

Der Frechener mit Down-Syndrom tauscht seinen Platz am Anfang der Prozession gegen den letzten, den Prinzenplatz, ein.

Es ist ein seit Jahren gewohntes Bild: Wenn die Bachemer Karnevalsgesellschaft Jeck em Rän während der Session in die Säle einzog, marschierte Andreas Müller immer vorne weg, im schwarzen Frack und mit zerfleddertem Regenschirm in der Hand. Diesen Spitzenplatz wird er in der kommenden Session allerdings räumen müssen, denn dann wird er von der Spitze an das Ende der „Prozession“ wechseln – als Bachems Karnevalsprinz Andy I.

Andreas Müller, am 7. Juli 1989 in Köln-Lindenthal geboren, lebt in Frechen, hat Trisomie 21 (Down-Syndrom), besuchte den Paul-Kraemer-Kindergarten in Buschbell und später die Paul-Kraemer-Schule in Frechen. Mit viel Freude absolvierte er während der Schulzeit zwei Praktika. Drei Wochen war er nachts in der Bäckerei Halver aktiv.

Schon früh Erfahrungen mit Karneval

„Da marschierte er nachts um 3 Uhr allein hin“, erzählt seine Mutter Helga. Auch das Praktikum im Service im Brauweiler Jugendhaus „Zahnrad“ habe ihm Spaß gemacht, erinnert sich Vater Günther. Seit 2009 arbeitet Andreas Müller in den Reha-Betrieben Erftland in Bergheim.

Mit dem Karneval sei der designierte Prinz schon als Kind in Berührung gekommen, berichtet Günther Müller: „Damals lief er mit den Aurora-Funken, den Mehl-Säck der Kajuja mit.“ Seit 2008 ist Andreas Müller aktives Mitglied der KG Jeck em Rän. Mit großem Interesse verfolgte er 2019 die Amtszeit von Karnevalsprinz Kai I. So reifte in ihm der Entschluss, selbst die Rolle des Prinzen in Bachem zu übernehmen.

Begeisterungsfähig und penibel

Prinzenführer Dieter Heller: „Andy hat ganz klare Vorstellungen, wie seine Amtszeit ablaufen soll, und er hat sich seine Mannschaft auch selbst zusammengestellt.“ Sein Vater Günther wird den Posten des Fahrers übernehmen, seine Mutter Helga gehört neben Thomas Sterzenbach und Gustel Förster zum Adjutantenteam.

Andreas Müller, der auch Mitglied im Frechener Schützenverein ist, ist begeisterungsfähig. Mancher beschreibt ihn als recht penibel. Er liebt Musik, aber nicht nur Karnevalslieder, sondern auch BAP und Schlager, besonders die von Wolfgang Petry.

Alles im Griff

Andreas Müller liebt es, die Dinge im Griff zu haben, und so stammen die Entwürfe für die „Diensthemden“ des Teams mit dem Spruch „Dat es Heimat“ sowie des Ordens auch von ihm.

„Natürlich hat der designierte Prinz auch die volle Unterstützung der Zuggemeinschaft Bachem bliev Bachem“, sagte die Vorsitzende Katja Wallraf. „Es war schön zu sehen, wie Andys Augen strahlten, als er den Vertrag unterschrieb.“

Die Proklamation findet am 18. November im Haus Burggraben statt. Vereine und Privatleute, die sich den Besuch des Prinzen wünschen, können sich mit Prinzenführer Dieter Heller in Verbindung setzten, und zwar unter 02234/204991 oder unter 0177/6021501.

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