Serie Kunst am BauKeramische Sonnenuhr ziert Flachdach-Haus in Frechen

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Das Bild zeigt eine Sonnenuhr des Bildhauers Franz Albermann.

Die Sonnenuhr an dem Mehrfamilien- und Geschäftshaus in der Keimesstraße in Frechen ist ein Entwurf des Bildhauers Franz Albermann.

Über eine keramische Sonnenuhr in Frechen geht es in diesem Teil der Adventsserie „Kunst am Bau“.

Man muss den Kopf weit in den Nacken legen, um die keramische Sonnenuhr zu entdecken, die an dem mehrgeschossigen ockerfarbenen Gebäude an der Keimesstraße 24 in Frechen angebracht ist. Das Mehrfamilien- und Geschäftshaus mit den auffallenden Flachdächern, dem ein halbrunder, pavillonartiger Bau vorgelagert ist, wirkt aufgrund seiner Dimensionen und seiner Ausrichtung in der Reihenhaussiedlung aus den Jahren 1928/29 wie ein Torhaus.

Die 36 Einfamilienhäuser, die die Straße säumen, wurden von dem Architekten Julius Gatzen, der 1927 Leiter des Hochbauamts in Frechen wurde, für kinderreiche Familien entworfen. Die Fensterzone im Erdgeschoss zieren schmucke Verkleidungen aus verschiedenfarbiger Keramik, die der Bildhauer Franz Albermann (1877-1959) geschaffen hat.

Toni Ooms, der Direktor der Frechener Steinzeugfabrik Jacob Kalscheuer, hatte ihn als künstlerischen Leiter der 1925 eingerichteten bau- und feinkeramischen Abteilung des Unternehmens eingestellt. Albermanns Werk ist auch die Sonnenuhr, der einzige Schmuck an dem gradlinigen kubusartigen Gebäude, das ebenso wie die Reihenhäuser nach Plänen von Julius Gatzen entstanden ist.

Sonnenuhr unter dem Sims

Die Sonnenuhr an dem niedrigeren Baukörper ist direkt unter dem Sims angebracht; der rechte Bildstreifen ist um die Ecke herumgeführt und leitet den Blick des Betrachters in die Keimesstraße hinein. Das runde Gesicht auf der hellen Bildplatte ist eine Personifikation der Sonne. Von ihr gehen halbkreisförmig zwölf Strahlen aus, die auf blaue Zahlen gerichtet sind. Links neben dem Hauptmotiv sieht der Betrachter einen knienden und einen stehenden Frauenakt.

Die beiden Figuren, die Fruchtbarkeit und Wachstum symbolisieren sollen, verbindet eine Blütenranke. Über der Uhr sind blaue Platten mit den Darstellungen der Tierkreiszeichen angebracht, die sich ebenso wie die Frauenakte als plastisches Relief von ihrem Untergrund abheben. Die Sonnenuhr wurde 1929 im Werk Kalscheuer gefertigt, die Wohnsiedlung Keimesstraße steht seit 1994 unter Denkmalschutz.


Die Serie

Gerade in der eigentlich besinnlichen, aber dann doch oft von Hektik getriebenen Adventszeit lohnt es sich, mal innezuhalten. Und Dinge zu entdecken, die einem sonst entgehen würden. Wir tun dies mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, bis Heiligabend, indem wir zwar nicht hinter Türchen blicken, sondern die Geschichten hinter den Kunstwerken erzählen, die ein Gebäude erst zu einem besonderen Bauwerk machen. 

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