CDU-Politiker analysieren die Niederlage, Perspektive für Frechen und FDP begrüßen die Wahl des neuen Bürgermeisters Uwe Tietz (SPD).
Bürgermeister-StichwahlSo geht es in Frechen nach dem Sieg von Uwe Tietz (SPD) weiter

Uwe Tietz, seine Frau Kerstin und Tochter Muriel waren von dem Sieg überwältigt.
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Der Sieg von Uwe Tietz (SPD) in der Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Frechen bewegt weiterhin die politische Szene: Der Sozialdemokrat hat sich mit 54 Prozent der Stimmen gegen seinen CDU-Konkurrenten Gerd Koslowski (46 Prozent) durchgesetzt. 17.261 Wählerinnen und Wähler gaben am Sonntag eine gültige Stimme ab, damit lag die Wahlbeteiligung bei 42,8 Prozent. Nach 26 Jahren CDU-Bürgermeister gibt es erstmals wieder ein SPD-Stadtoberhaupt. Von 1999 bis 2015 hatte das Amt Hans-Willi Meier inne, den Susanne Stupp 2015 ablöste. 2020 hatte sie für eine zweite Amtszeit in der Stichwahl mit 51,7 Prozent knapp gegen Carsten Peters von der SPD gewonnen. Damals lag die Wahlbeteiligung bei nur 35 Prozent.
Mir geht es um einen neuen Politikstil in Frechen. Dazu gehören Respekt und ein fairer Umgang, auch bei unterschiedlichen Standpunkten
Tietz versprach bei seinem Dank an die Wähler, dass sein Selbstverständnis eindeutig sei: „Ich möchte Bürgermeister für alle Frechener sein, für alle Stadtteile, ganz unabhängig von Herkunft, Haltung oder Parteibindung. Mir geht es um einen neuen Politikstil in Frechen. Dazu gehören Respekt und ein fairer Umgang, auch bei unterschiedlichen Standpunkten. Eine aktive, konstruktive Zusammenarbeit suche und pflege ich mit allen demokratischen Kräften im Rat.“

Einen bangen Blick auf die Hochrechnungen warfen Gerd und Ruth Koslowski mit den Parteifreunden Jan Pickardt, Karla Palussek und Andrea Wiethüchter (v.l.).
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Gerd Koslowski, der kurz nach dem Endergebnis mit Parteifreunden ins Rathaus gekommen war, um Tietz zu gratulieren, analysiert seine Niederlage: „Für mich steht fest, die Wählerinnen und Wähler wollten einen politischen Wechsel an der Stadtspitze, weil sie mit der bisherigen Amtsführung unzufrieden waren.“ Es müsse sich endlich etwas ändern, sei der häufigste Satz von Bürgern in diesem Wahlkampf gewesen. „Die Ursachen für diesen Wechselwillen und das schlechte CDU-Stadtratsergebnis werden aufzuarbeiten sein“, so Koslowski.
Wir analysieren nun erstmal in aller Gründlichkeit die Ergebnisse und beraten die Schlussfolgerungen.
Zudem hätten sich fast alle Parteien im Rat für seinen Gegenkandidaten ausgesprochen: „Es ist schwer, gegen eine solche Allianz anzukommen“, erläutert der Christdemokrat. Da er nicht für den Stadtrat kandiert habe, sondern als Bürgermeisterkandidat angetreten sei, werde er jetzt erst einmal abschalten und mit seiner Familie über Zukunftspläne sprechen. „Der CDU Frechen bleibe ich natürlich treu“, versichert Koslowski.

Die Wahlplakate sind zum Teil schon abgehangen und stapeln sich auf dem Hof der CDU-Kreisgeschäftsstelle in Frechen.
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Für die Zukunft der CDU Frechen hat auch ihr Parteivorsitzender Thomas Okos Pläne: „Wir analysieren nun erstmal in aller Gründlichkeit die Ergebnisse und beraten die Schlussfolgerungen.“ Die Partei gratuliere Tietz, dessen Aufgabenkatalog für die Stadt nun prall gefüllt sei. Die Erwartungen der Menschen seien hoch. Er versichert: „Wir werden eine pragmatische Politik, die Lösungen schafft, unterstützen. Wenn der Bürgermeister das Gespräch mit uns sucht, werden wir uns dem nicht verschließen.“ Gerd Koslowski gehöre der Dank der CDU für seinen enormen Elan und sein persönliches Engagement.
„Natürlich enttäuscht“ über den Wahlausgang zeigte sich auch die Frechener CDU-Fraktionsvorsitzende Karla Palussek: „Wir haben Herrn Tietz gratuliert und wünschen ihm viel Erfolg für die anstehenden Aufgaben. Die Erwartungen, die er bei den Bürgerinnen und Bürgern geweckt hat, sind hoch. Es wird sich zeigen, in welchem Maß er diese erfüllen wird. Wir werden die wichtigen Themen im Rat konstruktiv, aber auch kritisch begleiten.“
Es ist vollbracht, der erste Schritt zu einem Neuanfang in Frechen ist gemacht
Die Perspektive für Frechen, die nach dem Ausscheiden ihres Bürgermeisterkandidaten Wolfgang Höfig (25,2 Prozent) Uwe Tietz öffentlich unterstützt hatte, teilte mit: „Es ist vollbracht, der erste Schritt zu einem Neuanfang in Frechen ist gemacht. Es gilt viel zu bewegen und den Anspruch, ein Bürgermeister für ganz Frechen zu sein, zu erfüllen. Wir werden die Bemühungen zum Wohle unserer Stadt wohlwollend unterstützen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit, auch wenn es in der Sache hin und wieder sicher das ein oder andere Mal nicht so einvernehmlich laufen wird. Das gehört zu einem vernünftigen politischen Diskurs dazu.“
Frechen: Wolfgang Schwerdtfeger erhält das Direktmandat von Uwe Tietz
Die FDP-Fraktionsvorsitzende Angela Lindemann-Berk, deren Partei Tietz auch unterstützt hatte, wertete: „Wir begrüßen es sehr, dass mit Uwe Tietz ein in Politik und Verwaltung erfahrener Pragmatiker an der Spitze des Rathauses stehen wird. Sein Wahlsieg ist auch ein Signal gegen den weitverbreiteten Wahlfrust: Der Wähler hat sich mit Erfolg einen Bürgermeister gewünscht, der Frechen als eine (!) Stadt sieht und nicht bloß als Summe ihrer Stadtteile und zudem mit einem Kassensturz beginnen möchte, was unbedingte Voraussetzung dafür ist, die Handlungsmöglichkeiten für Frechen zu erkennen.“
Über den Sieg von Uwe Tietz konnte sich zudem ein junger SPD-Politiker ganz besonders freuen: Wolfgang Schwerdtfeger von den Jusos Frechen. Tietz ist als Bürgermeister automatisch mit einem Sitz im Rat vertreten. Der 1997 geborene Jungpolitiker erhält nun das Direktmandat, das Tietz in seinem Wahlbezirk 7 (Gymnasium) mit 52,24 Prozent geholt hatte. Schwerdtfeger selber war bei der Ratswahl in seinem Wahlbezirk 18 (Grachtenhof) mit 23,1 Prozent auf den zweiten Platz gekommen. Das Direktmandat eroberte dort Hans Dieter Moll von der CDU mit 25,3 Prozent. Schwerdtfeger war bereits als Sachkundiger Bürger im Kultur- und im Schulausschuss für die SPD vertreten.