Die Kleinen erfahren, wie sie selbstsicher auftreten und sich mit Worten, Gesten und Verhalten schützen können.
Resilienz-Training So macht die Frechenerin Stefanie Averbeck Kinder stark

Stefanie Averbeck und ihre „Assistenten“.
Copyright: Beate Schwarz
Schulpausen sind für viele Kinder alles andere als entspannend: Denn wer regelmäßig geärgert, körperlich bedrängt oder ausgegrenzt wird, leidet immens. Die Frechenerin Stefanie Averbeck will Kinder stärken. In ihren Trainings erfahren diese, wie sie selbstsicher auftreten und sich mit Worten, Gesten und Verhalten schützen können. Beate Schwarz sprach mit der Resilienztrainerin über ihre Ziele, ihre Erfahrungen und ihre Projekte.
Frau Averbeck, Sie sind Resilienztrainierin. Was ist das?
Stefanie Averbeck: Resilienz ist die psychische Fähigkeit, schwierige Situationen zu bewältigen und sich von dieser Erfahrung wieder zu erholen. Diese Fähigkeit kann man verbessern. Ich habe eine Ausbildung zur Resilienztrainerin gemacht.
Gab es einen Anstoß, die Ausbildung zu beginnen?
Interessiert hat mich das schon während des Heilpädagogik-Studiums. Als unser Sohn in die Grundschule kam und schlimme Mobbingerfahrungen hatte, habe ich zuerst einen Stärkungstag gemacht, und dann die Ausbildung bei Daniel Duddek begonnen. Duddek ist selbst Erzieher und Vater. Er hat das Anti-Mobbing-Programm „Stark auch ohne Muckis‟ entwickelt.
Welche Erfahrungen machen Kinder in der Schule?
Schule ist für viele nicht Lernspaß oder Quatsch machen in der Pause, sondern Stress. Wenn ich mit Eltern, Lehrern oder Psychologen spreche, nennen sie als Hauptprobleme im Schulalltag Ausgrenzung, Gewaltandrohung und Beleidigung.
Wann wird Geärgert-Werden zur Belastung?
Kinder, denen gelegentlich etwas weggenommen wird oder die mal geärgert werden, kommen meistens schnell darüber hinweg. Aber wenn regelmäßig das Mäppchen durch die Gegend geworfen, die Käppi versteckt oder das Kind beleidigt und gedemütigt wird, dann macht das was mit dem Kind. Es glaubt, es sei selbst schuld, es sei weniger wert.
Was können die Folgen sein?
Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Schulverweigerung, ein stark vermindertes Selbstwertgefühl, Angststörungen bis hin zu schweren psychischen Erkrankungen, etwa einer Depression.
Warum tun Kinder das anderen an?
Auslöser können Frust oder eigene Unsicherheit sein, bei einigen sind Entwicklungsstörungen die Ursache. Möglich ist auch, dass sie zu Hause wenig Respekt erfahren oder Konflikte dort nicht gewaltfrei gelöst werden. Übrigens können in der Schule oder im Kindergarten die Rollen schnell wechseln: Dann werden Täter zu Opfern und Opfer zu Tätern. Viele Kinder sind sehr feinfühlig und sehr impulsiv.
Nehmen mehr Betroffene oder mehr Täter an Ihren Kursen teil?
Es sind vor allem Kinder, die sich als Opfer fühlen. Aber es kommen auch viele Mädchen und Jungs, deren Eltern sagen: Ich möchte, dass mein Kind gewappnet ist, dass es Techniken lernt.
Wie alt sind die Teilnehmenden?
Derzeit biete ich Kurse für Fünf- bis Elfjährige an. Ich arbeite in Kindergärten, gebe Kompaktkurse und Einzeltrainings. Ich schaue, dass die Kurse altershomogen sind. Vielleicht nehme ich bald Kurse für ältere Kinder oder geschlechtergetrennte Kurse ins Programm. Gerade mache ich einen Lehrgang Medienpädagogik, denn Onlinemobbing ist bei älteren Kindern ein großes Thema.
Was lernen die Kinder bei Ihnen?
Wir spielen Situationen durch – dann schlüpfe ich zum Beispiel in die Rolle der schlecht gelaunten Jenny. Die Kinder lernen, wie sie Grenzen setzen und gewaltfrei Konflikte lösen können. Zum Beispiel, wenn ihnen etwas weggenommen wird, wenn sie beleidigt werden, ihnen Gewalt angedroht wird oder sie nicht wissen, wie sie sich Hilfe holen können. Sie erfahren, wie sie in einer Situation handeln können, was sie sagen können, wie sie gut aus der Situation herauskommen. Am Ende des Kurses nehmen die Jungen und Mädchen nicht nur eine Urkunde mit, sondern auch hilfreiche Leitsätze. Das Training muss ihnen natürlich Spaß machen, sonst bringt das nichts.
Genügt ein dreistündiger Kurs, wie Sie ihn im Januar beim Kinderschutzbund Frechen anbieten?
Sinnvoll ist, wenn das Gelernte weitergeführt wird – zuhause, im Kindergarten, in der Schule. Manche Kinder machen zusätzlich Einzeltrainings, manche kommen im Abstand von einigen Jahren nochmal in einen Kurs.
Wie werden die Eltern eingebunden?
Nach jedem Kurs biete ich einen Elternabend oder ein Treffen per Zoom an. Die Eltern können da alles fragen, was ihnen wichtig ist.
Bekommen Sie Rückmeldungen?
Manchmal schreiben mir Eltern und sagen, dass ihr Kind sich positiv verändert hat und viel selbstbewusster geworden ist. Manchmal sehe ich zufällig ein Kind und es erzählt mir stolz von einer Situation, die es toll gelöst hat, weil es einen Satz oder ein Verhalten benutzt hat, die es aus dem Training kannte. Das freut mich sehr.
Was halten Sie von Kampfsport, um das Selbstwertgefühl zu stärken?
Sehr viel! Jeder Sport kann das Selbstwertgefühl eines Kindes fördern. Es lernt Regeln, hat Erfolg, muss mit Frust umgehen. Beim Kampfsport geht es ja nicht darum, sich körperlich verteidigen zu können. Selbst bei Selbstverteidigungskursen lernt man, dass man die Techniken nur in bestimmten Situationen anwenden soll. Zu wissen, dass ich mich verteidigen kann, stärkt in jedem Fall ungemein.
Sind Sie mit dem Kinderschutzbund vernetzt?
Wir kooperieren. Ich bin Mitglied im Kinderschutzbund. Ich werbe für die Anliegen und Aktivitäten des Kinderschutzbunds und kann in seinen Räumen Kurse geben.
Erreichen Selbstbehauptungskurse jene Kinder, die ein Training bräuchten?
Nein, leider nicht alle. Aber ich bin mir sicher, dass ein Kurs jedem Kind gut täte. Viele Schulen im Kreis bieten kostenfrei Basiskurse zu gewaltfreier Kommunikation und Konfliktlösung an.
Zur Person:
Stefanie Averbeck hat Heilpädagogik studiert. Sie arbeitet in einem Kindergarten und hat eine sechsmonatige Ausbildung zur Resilienztrainerin absolviert. Selbstbehauptungskurse für Kinder bietet sie seit 2022 an. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Frechen
Kurse für Selbstbehauptung und Selbstsicherheit
Den nächsten Kursus für Sechs- bis Elfjährige bietet Stefanie Averbeck in Kooperation mit dem Kinderschutzbund Frechen am Samstag. 10. Januar 2026, 10-13 Uhr, in den Räumen der Kirchengemeinde St. Audomar, Frechen, an. Anmeldung bis 3. Januar 2026 unter: www.stefanie-averbeck.de/anmeldung
