Unverständnis von AutofahrernFrechener Feuerwehrleute wegen zugeparkter Straßen sauer

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Auf dem Foto ist zu sehen, wie sich ein Feuerwehrauto an den am Straßenrand geparkten Pkw vorbeischiebt.

Die Einsatzkräfte brauchen mitunter Geduld und Nerven wie Drahtseile, um an den teils viel zu weit im Straßenraum stehenden Autos vorbeizukommen. Insbesondere in den Wohnstraßen ist kaum Platz für die Durchfahrt.

Innerhalb von zweieinhalb Stunden hat das Ordnungsamt bei einer Kontrollfahrt 58 Knöllchen verteilt. Vor kurzem wäre es wegen zugeparkter Straßen beinahe zu einer Katastrophe gekommen.

58 Knöllchen in nur zweieinhalb Stunden: Das war der bisherige Rekord einer Kontrollfahrt im Hilfeleistungslöschfahrzeug, den die Freiwillige Feuerwehr des Löschzugs Frechen zusammen mit Vertretern des Frechener Ordnungsamts durchgeführt hat. Im Fokus standen Parkverstöße, die im Ernstfall einen Einsatz behindert und erheblich verzögert hätten.

„Es gab ganz unterschiedliche Verstöße“, berichtet Norbert Sester, Leiter der Abteilung Bürgerservice und Ordnung im Frechener Rathaus. Mal hätten die Autos im Kurvenbereich geparkt, andere vor einer Feuerwehreinfahrt oder ganz einfach viel zu weit in der Fahrbahn.

Frechen: Zwischen Einsatzwagen und geparkten Autos bleibt weniger als eine Hand breit Platz

Mit seiner Kollegin Chiara Verhulsdonk saß Sester jetzt noch einmal im Feuerwehreinsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr. Und sogar ihm stellten sich teils die Nackenhaare hoch, als er sah und miterlebte, wie sich der ehrenamtliche Feuerwehrmann Andreas Kirchharz mit dem schweren Löschfahrzeug durch die teils engen und völlig zugeparkten Anwohnerstraßen gequält hat.

Kirchharz ist ehrenamtlicher Feuerwehrmann und Sprecher der Feuerwehr Frechen. Mit einer Engelsgeduld und Nerven so hart wie Stahlseile kurvte er durch die Einwohnerstraßen, die in dem großen schweren Feuerwehrfahrzeug teils so schmal schienen, dass zwischen dem Einsatzwagen und den geparkten Autos weniger als eine Hand breit Platz blieb. „Das ist gar nicht schön, vor allem aber kostet es Zeit, die im Ernstfall auch Menschenleben in große Gefahr bringen kann“, merkt Kirchharz an.

Auf dem Foto ist zu sehen, wie Feuerwehrmann Andreas Kirchharz einen Rangierwagenheber unter ein Auto schiebt.

Mit dem Rangierwagenheber können Einsatzkräfte wie Andreas Kirchharz im schlimmsten Fall die störenden Pkw selber aus dem Weg rollen. Aber das kostet viel Zeit..

Dabei sei der Hilfeleistungslöschwagen noch nicht einmal das größte Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Frechen. „Unsere Hubrettungsbühne mit lenkbarer Hinterachse schwenkt in Kurven aus“, berichtet der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Frechen Ralf Odermatt. Mit 2,50 Metern im Kurvenbereich komme aber auch die Drehleiter einfach nicht aus.

„Wo soll ich denn sonst parken?“: Fahrzeughalter reagieren mit Unverständnis

Doch nur dort, wo es trotz der hervorragenden Fahrkünste der Feuerwehrleute absolut kein Durchkommen gab, machten sie bei der Kontrollfahrt auf sich aufmerksam. Die Vertreter des Ordnungsamts sprachen dann die Fahrzeughalter an. Verständnis zeigten zwar einige, aber längst nicht alle. „Das ist doch Schikane“ mussten sich die Mitarbeiter des Ordnungsamts anhören. Klassiker bei den Ausreden sei: „Wo soll ich denn sonst parken?“ Oder: „Ich parke hier ja nur ganz kurz.“ Ganz grässlich findet Kirchharz, wenn Leute sagen: „Hier ist doch noch nie etwas passiert.“

Und dann kommt es wirklich auf jede Sekunde an.
Andreas Kirchharz

Denn aus seiner langjährigen Tätigkeit als Feuerwehrmann im Ehrenamt weiß er sehr genau, dass der Ernstfall überall und jederzeit eintreten kann. „Und dann kommt es wirklich auf jede Sekunde an“, sagt er.

„Was würden diese Menschen sagen, wenn sie in einer Wohnung festsitzen, in der es brennt, die Feuerwehr aber trotz der bereits mehrfach abgegebenen Notrufe einfach nicht ankommt, weil sie in einer zugeparkten Straße festsitzt?“, erklärt er.

Erst vor kurzem wurde es wegen parkender Autos in Frechen brenzlig

Ein Einzelfall? Mitnichten! Es sei noch gar nicht lange her, da wurde die Feuerwehr zu einem Feuer mit Menschenleben in Gefahr in die Mauritiusstraße gerufen. „Da haben wir es kurz vor knapp doch noch geschafft, die Menschen mit der Steckleiter aus dem ersten Stock aus ihrer Wohnung zu retten“, so Kirchharz.

Die Hubrettungsbühne habe in einer zugeparkten Straße festgehangen, während die Hitze im ersten Stock des Hauses durch den Wohnungsbrand im Erdgeschoss für die Bewohner immer unerträglicher wurde. „Die Leute im ersten Stock wären um ein Haar dort aus dem Fenster gesprungen“, merkt er an.

Das Foto zeigt den Blick aus dem Fenster des Feuerwehrwagens und die nah geparkten Fahrzeuge am Straßenrand.

Hier ist Maßarbeit gefragt.

Auch Sester erinnert sich noch gut an einen Vorfall, bei dem die Hembergstraße derartig zugeparkt war, dass ein alarmierter Rettungswagen nicht zu den Betroffenen durchkam. „Die Rettungskräfte hatten noch etwa 30 bis 50 Meter Fahrt bis zur Haustür des Hilfesuchenden“, erklärt er. Sie hätten dann die Trage aus dem Fahrzeug geholt, ihre Rettungsutensilien auf den Rücken gepackt und seien an den Fahrzeugen vorbei zu den Menschen in Not gelaufen.

Es scheint einigen offensichtlich egal zu sein, ob wir rechtzeitig bei den Hilfesuchenden ankommen oder nicht.
Andreas Kirchharz

„Wir alle sind ausgebildet, um Menschen in Not schnell zu helfen“, erklärt Kirchharz. So wie auch seine Kollegen mache er die Arbeit gerne und ehrenamtlich. Bei Alarm müsse es immer schnell gehen – zunächst im Privatwagen zur Feuer- und Rettungswache und von dort im Einsatzfahrzeug schnell zur Einsatzstelle. „Es ist aber sehr demotivierend, bei der Anfahrt auch durch falsch geparkte Autos feststellen zu müssen, dass es der vom Einsatzgeschehen nicht betroffenen Bevölkerung offensichtlich egal zu sein scheint, ob wir rechtzeitig bei den Hilfesuchenden ankommen oder nicht“, so Kirchharz.

Chiara Verhulsdonk, Leiterin des Ordnungsamts, und ihr Kollege Norbert Sester stehen auf einer der engen Frechener Wohnstraßen.

Chiara Verhulsdonk, Leiterin des Ordnungsamts, und ihr Kollege Norbert Sester stehen auf einer der engen Frechener Wohnstraßen.

Mit den gesamten ehrenamtlichen und hauptamtlichen Teams der Feuerwehr appelliert er an alle Fahrzeughalter: „Denken Sie beim Parken immer daran, den Einsatzfahrzeugen ausreichend Platz zu lassen.“ „Parkverbote gibt es nicht ohne Grund“, ergänzt Sester. Er empfiehlt bei Unsicherheiten ruhig auch mal nachzumessen, ob auf engen Fahrbahnen nach dem Einparken noch eine Restfahrbahnbreite von 3,05 Metern gewährleistet ist. Und er betont: „Wir wollen mit den Knöllchen keine Haushaltslöcher stopfen.“ Es gehe ihnen vielmehr darum, die Bevölkerung für ein bewussteres Parken zu sensibilisieren.


Autofahrer riskieren ein Bußgeld von 100 Euro und einen Punkt

Kurz, markant aber unmissverständlich sind auch die roten Hinweiszettel gestaltet und beschriftet, mit der die Freiwillige Feuerwehr Frechen um Verständnis wirbt und bei ihren Kontrollfahrten verteilt. Billiger ist richtiges Parken allemal. Denn Fahrzeughalter, die ihren Pkw an einer engen oder unübersichtlichen Straßenstelle oder im Bereich einer scharfen Kurve parken, riskieren ein Bußgeld von 100 Euro und einen Punkt im Bundeszentralregister in Flensburg, wenn dadurch die Durchfahrt für Rettungsfahrzeuge nicht mehr gewährleistet ist. (mkl)

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