Hoffnung auf heiße TageWie die Eiscafés im Rhein-Erft-Kreis durch die Krise kommen

Lesezeit 6 Minuten
Neuer Inhalt

Seit dem 11. Mai dürfen in Eiscafés wieder Tische mit Abstand aufgestellt werden.

  • Nicht nur Restaurants, Bars, Kneipen und Cafés ächzen unter den Folgen der Corona-Krise, auch die Eisdielen haben unter der Pandemie gelitten.
  • Seit dem 11. Mai dürfen in Eiscafés wieder Tische mit Abstand aufgestellt werden.
  • Wer sein Eis an Ort und Stelle verzehrt, wird wie beim Restaurantbesuch registriert.

Rhein-Erft-Kreis – Viele Eisdielen konnten nach einer kurzen Pause zunächst nur unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Becher und Hörnchen durften über Wochen erst im Abstand von 50 Metern zum Eiscafé verzehrt werden. Wir haben den Eisdielen im Kreis ein besuch abgestattet. „Kalt & Süß“

„Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum haben wir in den vergangenen Wochen etwa halb so viel Eis verkauft“, schätzt Valter Roncaletti von der Eisdiele „Kalt & Süß“ in Brühl-Pingsdorf. Die Tische vor der Tür blieben lange verwaist und man beschränkte sich auf den Außerhausverkauf. Mittlerweile säßen aber wieder einige Gäste draußen. „Allerdings kann aktuell nur eine Person hinter der Theke arbeiten. So dauert alles ein wenig länger“, sagt Roncalettis  Tochter Angela. Auch die Stimmung sei nicht so gut wie sonst im Frühjahr. „Wenn man sein Eis mit einer Maske vorm Gesicht bestellt, kommt man nicht ins Quatschen“, sagt sie. Der übliche Plausch über den Tresen entfalle.

21 Sorten Eis warten auf die Kunden. Die Roncalettis konzentrieren sich traditionell auf klassische Sorten: Vanille, Schokolade, Melone, Erdbeere oder Zitrone spielen in Pingsdorf die Hauptrolle. Eine Ausnahme ist „Joguret“, das Vater Roncaletti in seiner Eisküche aus Erdbeerjoghurteis und Schokosplitt komponiert. Die Eisdiele „Kalt & Süß“, Euskirchener Straße 125, 50321 Brühl-Pingsdorf, 02232/33770, ist täglich von 13 bis 20.30 Uhr geöffnet. „La Piazza“

Die Brüder Calogero und Salvatore Gangi betreiben das Eiscafé „La Piazza“ im Zentrum von Erftstadt-Lechenich. Ihr Café verfügt über zahlreiche Sitzplätze innen und eine große Terrasse. Daher sind sie erleichtert, die Tische wieder belegen zu dürfen. Während die Resonanz in den ersten Tagen nach der Wiedereröffnung noch etwas zurückhaltend war, steigt das Gästeaufkommen nun kontinuierlich.

Aber die Verluste waren enorm. Manche Gäste kamen gewöhnlich auch auf einen Espresso oder zum Frühstück vorbei. Diese Einnahmen fehlten wochenlang. Die Einnahmen aus  dem Außerhausverkauf hätten immerhin geholfen, die Zeit zu überstehen. „Wir haben unsere Fixkosten reduziert, und der April hat dank reichlich Sonnenschein dafür gesorgt, dass die Lust auf Eis stieg“, sagt Calogero Gangi. Mehrere Stammgäste haben zudem Gutscheine erworben und damit ihre Treue bekundet. Das Eiscafé ist über die Grenzen Erftstadts für seine Sortenvielfalt bekannt. Für den kreativen Genuss zeichnet vor allem Salvatores Sohn Mario verantwortlich. Neben zahlreichen Varianten mit Joghurteis, produziert er Geschmacksrichtungen wie Vanille-Waldbeere-Pistazie oder Flat-White-Cappuccino mit weißer Haube. Probieren sollte man unbedingt „Sonnengetrocknete weiße Minze und Waldfrüchte“ oder „Milch & gebrannte Kokosnuss“. „Die Kokosnuss wird gebrannt, um die Süße ein wenig herauszunehmen“, verrät Mario Gangi. Eine Spezialität ist zudem der „Piazza Teller“ – sechs Kugeln Eis mit Sahne, Fruchtsauce und saisonalen Früchten. Das Eiscafé „La Piazza“, Markt 30, 50374 Erftstadt-Lechenich, 02235/688844, ist täglich von 9 bis 22.30 Uhr geöffnet.

„Pampanin“

Samantha und Giovanni Pampanin führen die Familientradition in Kerpen fort. Im Stadtteil Balkhausen sind die Geschwister seit 2001 mit ihrem Eiscafé „Pampanin“ präsent. Schon der Urgroßvater betrieb eine Eisdiele in Wien. Während die Familie in den 60er Jahren ihr Eis zunächst in Gelsenkirchen anbot, zog sie in den 80er Jahren nach Liblar. Auch die Geschwister haben unter der Corona-Krise gelitten, blieben aber gelassen. „Zu Beginn war unklar, unter welchen Bedingungen wir unser Eis verkaufen können. In den Kommunen hat man Zeit gebraucht, um zu einer einheitlichen Regelung zu kommen“, blickt Giovanni Pampanin auf die Anfangsphase der Pandemie zurück.

Die Eisdiele blieb daher in der zweiten Märzhälfte zehn Tage geschlossen und jedes Eis wurde anfangs einzeln verpackt. Dann hatten sich die Pampanins auf die neue Situation eingestellt: zwei Meter Abstand halten, einzeln eintreten und das Eis erst in 50 Metern Entfernung schlecken. Jetzt stehen wieder einige Tische drinnen und draußen. „Allerdings nehmen noch viele unserer Gäste ihr Eis lieber auf die Faust. Sie wollen ihre Namen nicht wie vorgeschrieben in die Liste eintragen“, berichten die Geschwister.

22 Sorten Eis stehen zur Auswahl. Die Evergreens wie Vanille, Erdbeere oder Schokolade zählen zu den Rennern. Etwas Besonderes ist „Wiener Mandel“, das Giovanni Pampanin nach dem Rezept des Großvaters herstellt.

Das Eiscafé „Pampanin“, Heerstraße 182, 50169 Kerpen-Balkhausen, 02237/975534, ist täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet. „Cielo“

Drei Wochen blieb das Eiscafé Cielo in Bedburg-Kaster geschlossen. „Die Anfangsphase der Corona-Krise war sehr hart“, sagt Sema Güngör. „Zum Glück haben wir schnell Soforthilfe erhalten. Das hat uns die größten Existenzängste genommen.“ Das Eiscafé wurde erst am 7. April wieder geöffnet. Anschließend lief der Betrieb allmählich an. „Viele Kunden haben ihr Eis zunächst telefonisch bestellt und abgeholt“, berichtet Sema Güngör. Sie führt das Café seit 2015 mit ihrem Mann Hatem. Jetzt hoffen beide, dass die schwierigste Zeit vorüber ist und ein schöner Sommer dazu beiträgt, die Verluste in einem überschaubaren Rahmen zu halten. Aber auch Sema Güngör hat festgestellt, dass sich nicht jeder in die Liste eintragen will und das  Eis daher mitnimmt. Zurzeit sind 16 Eissorten im Angebot. Neben den Klassikern produziert Hatem Güngör unter anderem die Geschmacksrichtungen „Cookies“ und „Weincrème“. Das Eiscafé „Cielo“, St.-Rochus-Straße 20, 50181 Bedburg-Kaster, 02272/9959763, ist zurzeit täglich von 13 bis 19 Uhr geöffnet. „Marino“

„Wir hatten unser Café zwischenzeitlich in ein Wohnzimmer umfunktioniert“, erzählt Gennaro Madeo aus dem Eiscafé „Marino“ in Bergheim. Wo sonst ab dem Frühjahr reger Betrieb herrscht, verbrachte die Familie in den vergangenen Wochen viel Zeit miteinander. Die Enkelin hatte ihre Spielecke, man aß und trank hier miteinander und bediente die Kunden lediglich aus dem Fenster. „Zum Glück ist das Virus nicht im Hochsommer ausgebrochen, sondern im März. So haben wir immerhin noch die Chance, etwas aufzuholen“, sagt Madeo und wirkt dabei entspannt. Langsam nehme der Betrieb vor allem auf der Terrasse wieder Fahrt auf.  Überrascht hat Madeo, wie diszipliniert die Gäste bislang mit der Situation umgegangen sind. „Alle haben den Mindestabstand eingehalten und ihr Eis nicht direkt vor der Tür geschleckt.“

In der großen Vitrine locken 32 Sorten. Vanille läuft nach wie vor am besten, gefolgt vom Erdbeere- und verschiedenen Spaghettibechern. Es gibt zusätzlich exotische Sorten wie „Baba“, eine Spezialität aus Neapel, die aus Waffelteig hergestellt wird, oder Mango-Maracuja mit Milch. Als Spezialität des Hauses gilt der „Marino-Becher“ mit verschiedenen Eissorten, Krokant, diversen Früchten, Eier- und Kirschlikör, Amarenakirschen und Sahne. Das Eiscafé „Marino“, Hauptstraße 76, 50126 Bergheim, 02271/45768, ist täglich von 9 bis 23 Uhr geöffnet. „Castello“

„Immerhin konnte ich Ostern zum ersten Mal seit 20 Jahren mit meiner Familie gemeinsam frühstücken.“ Ebi Roustaie aus dem Eiscafé „Castello“ in Hürth blickt mit gemischten Gefühlen auf den Shutdown zurück. Jetzt aber sei er glücklich, seine Gäste wieder bedienen zu dürfen.

Neuer Inhalt

Eis und Kuchen sind die Highlights im Hürther Eiscafé Castello.

Aus knapp 30 Sorten Eis können die Kunden der Gelateria wählen. Neben Klassikern gibt es Exoten wie „Minz-Schokolade“, „Mango“ oder „Dunkle Schokolade“. Eine Spezialität des Hauses ist der „Nussknacker“, ein Eisbecher mit Vanille, Stracciatella, Haselnuss- und Walnusseis, bestreut mit verschiedenen Nusssorten. Leckeres Eis ist übrigens nicht der einzige Grund, das „Castello“ aufzusuchen. Mit verschiedenen Frühstücksvariationen und hausgemachtem Kuchen verfügt die Gelateria über weitere Trümpfe.  Das Eiscafé „Castello“, Bachstraße 85, 50354 Hürth, 02233/686780, ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

KStA abonnieren