Schüler überfahrenLandesbetrieb will Kreuzung in Hürth nach tödlichem Unfall nicht sicherer machen

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Das Foto zeigt ein symbolisches Geisterrad an der Frechener Straße vor der Kreuzung Sudetenstraße erinnert an den 15-jährigen Radfahrer, der dort im Dezember 2021 von einem abbiegenden Lkw überrollt und getötet wurde.

Ein symbolisches Geisterrad an der Frechener Straße vor der Kreuzung Sudetenstraße erinnert an den 15-jährigen Radfahrer, der dort im Dezember 2021 von einem abbiegenden Lkw überrollt und getötet wurde.

An der Kreuzung, an der im Dezember 2021 ein Schüler tödlich verunglückt ist, ist alles unverändert. Der Landesbetrieb stellt sich quer.

Knapp 15 Monate ist der tragische Unfall an der Kreuzung Frechener Straße/Sudetenstraße inzwischen her, bei dem ein 15-jähriger Schüler des Ernst-Mach-Gymnasiums mit dem Fahrrad unter einen Lastzug geraten und tödlich verunglückt war.

Der Verkehrsausschuss hatte unter dem Eindruck einer Online-Petition mit fast 2000 Unterzeichnern längst beschlossen, dass die Ampelschaltung an der Kreuzung, die in der Nähe von gleich drei weiterführenden Schulen liegt, so geändert werden soll, dass Radfahrer und Fußgänger die Straße dort sicherer überqueren können. Doch geschehen ist bisher – nichts.

Gutachter empfiehlt getrennte Grünphasen an der Ampel in Hürth

Sowohl der Lkw-Fahrer, der – allerdings verbotswidrig – von der Frechener Straße nach rechts in die Sudetenstraße abgebogen war und den Schüler übersehen hatte, als auch der verunglückte Radfahrer hatten grünes Licht, als der Unfall geschah. Im Auftrag der Stadtverwaltung überprüfte das Aachener Verkehrsbüro BSV die Ampelschaltung. Der Experte kommt zu dem Schluss, dass die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer durch getrennte Grünphasen verbessert werden kann.

Schon im Mai 2022 beschloss der Verkehrsausschuss einstimmig, die Ampel umzuprogrammieren. Doch der Landesbetrieb Straßen NRW, der für eine der kreuzenden Straßen – nämlich die Frechener Straße (L92)– zuständig ist, erhob Einwände. Denn durch die Schaltung müssten Autofahrer an der stark belasteten Kreuzung noch etwas länger warten. Die Hürther wollten das zugunsten der Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern in Kauf nehmen. Nicht aber der Landesbetrieb, der Rückstaus und eine erhöhte Unfallgefahr befürchtet.

Inzwischen hat das Verkehrsbüro noch einmal an der Ampelschaltung gefeilt. Die vorgeschlagene Lösung sei für den Autoverkehr zwar nicht optimal, aber „aus unserer Sicht vertretbar“, sagte Diplom-Ingenieur Michael Baier: „Die Sicherheit der Fußgänger sollte einen höheren Stellenwert haben.“ Allerdings habe Straßen NRW bereits signalisiert, auch dieser Lösung nicht zuzustimmen.

Im Verkehrsausschuss sorgte das für Unverständnis. Der Vorsitzende Herbert Verbrüggen (CDU) sprach von einem „Trauerspiel“. Der Landesbetrieb richte den Fokus zu sehr auf den Kfz-Verkehr, so der Christdemokrat. „Das Thema ist die Sicherheit für Fußgänger. Das bekommen wir nicht umsonst.“

Politiker wollen, dass die Stadt Hürth weiter mit dem Landesbetrieb verhandeln soll

Ähnlich äußerte sich der Grünen-Fraktionsvorsitzende Hendrik Fuchs, der den Vorgang für eine „Posse“ hält und in einer Pressemitteilung an einen Parteifreund in der Landesregierung appelliert:  „Wir fordern Verkehrsminister Krischer auf, endlich dafür zu sorgen, dass der Landesbetrieb Rad- und Fußverkehr gleichberechtigt zum Autoverkehr behandelt. Nur so kann die Verkehrswende gelingen.“

Der Ausschuss beschloss einstimmig, dass die Stadt mit dem Landesbetrieb weiter über die vorgeschlagene Ampelschaltung verhandeln soll.

Nach Ansicht der SPD schafft die Ampelschaltung weiterhin gefährliche Verkehrssituationen. Daher seien „die Diskussionen zwischen den Behörden und dem Planungsbüro  ein einziges Trauerspiel“, so der planungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Michael Kleofasz in einer Stellungnahme als Reaktion auf die Sitzung des Verkehrsausschusses. „Die Weigerung des Landesbetriebes NRW die Ampelschaltung zu ändern, ist beschämend und skandalös.“  SPD-Ratsfrau Monika Streicher ergänzt: „Wir setzen jetzt darauf, dass sich die Stadt über die Bedenken des Landesbetriebes hinwegsetzen und die Änderung der Ampelschaltung unverzüglich anordnen wird.“

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