InterviewHürther Radprofi erlebte den Massensturz bei der Tour de France hautnah

Lesezeit 3 Minuten
Dicht an den Zuschauern vorbei fährt der Hürther Radprofi Nils Politt bei der Tour de France.

Dicht an den Zuschauern vorbei fährt der Hürther Radprofi Nils Politt bei der Tour de France.

Die erste Woche der Tour de France hat der Hürther Radprofi Nils Politt vom Team Bora-Hansgrohe hinter sich. Am heutigen Dienstag steigt er in Albertville in die zweite Woche ein. Matthias Breuer sprach mit dem 27 Jahre alten Radprofi über die schweren Stürze und schildert, wie die Tour bislang verlaufen ist. Vergangene Woche hatte sich die Zuschauerin gemeldet, die ein Schild hochgehalten und damit einen Massensturz verursacht hatte.

Herr Politt, die erste Tour-Etappe begann mit einem riesigen Knall, als Ihr ehemaliger Teamkollege Tony Martin durch eine Zuschauerin von seinem Rennrad geholt wurde. Befanden Sie sich auch unter den Gestürzten?

Politt: Ja, das war natürlich überhaupt kein schöner Einstand. Ich bin auch zu Boden gegangen, bin aber mehr oder weniger unverletzt geblieben – bis auf ein paar Kratzer am Knie.

Die Zuschauerin ist inzwischen bekannt, ihr droht ein Strafverfahren. Die Tour-Organisatoren hattenS überlegt, die Unfallverursacherin zu verklagen. Wäre das Ihrer Meinung nach richtig?

Natürlich ist es immer schade, wenn ein solcher Massensturz im Rennen passiert und dann noch von einem Zuschauer ausgelöst wird. Meiner Meinung nach ist es aber etwas übertrieben, dass die Zuschauerin verhaftet wurde. Wenn sowas passiert, ist das ein Unfall. Ich bin froh, dass wir ein öffentlicher Sport sind und Fans an der Strecke stehen können. Es wäre einfach nur schön, wenn die Zuschauer gegenüber uns Fahrern etwas mehr Respekt zeigen würden und auf uns schauen anstatt in die Kameras.

Stürze wie hier auf der ersten Etappe zwischen Brest und Landerneau sind bei der Tour de France keine Seltenheit.

Stürze wie hier auf der ersten Etappe zwischen Brest und Landerneau sind bei der Tour de France keine Seltenheit.

Der Verlauf der Tour war von weiteren Stürzen geprägt. Auch Ihr Kapitän Peter Sagan kam im finalen Massensprint der dritten Etappe zu Fall, woraufhin das Fahrerfeld auf der vierten Etappe einen Protest einlegte. Sind die Etappen schlecht geplant worden?

Die ersten Tage in der Bretagne waren einfach sehr, sehr hektisch im Fahrerfeld. Auf der dritten Etappe gab es im Finale noch eine Abfahrt, was für uns Fahrer nie schön ist. Gerade wenn du weißt, dass das Feld noch komplett sein wird. Dann ist das natürlich risikoreich.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Sprint kam es dann zu dem Sturz mit Peter Sagan, was für uns sehr schade war, weil er in einer aussichtsreichen Position für den Tagessieg lag. Aber das passiert halt.

Abgesehen von den Stürzen in ihrer Mannschaft: Sind Sie mit dem Verlauf der Tour zufrieden?

Die Tage im Bergtrikot durch Ide Schelling zum Start der Tour waren natürlich sehr schön für ihn und auch das gesamte Team. Auch mit Wilco läuft es in Bezug auf das Gesamtklassement sehr gut. Da werden wir und ich natürlich alles dafür geben, dass das so bleibt. Aber unser großes Ziel ist weiterhin der Tour-Etappensieg.

Erhalten Sie Unterstützung aus der Heimat?

Ja, auf jeden Fall. Ich weiß, nach der Samstagsausfahrt haben sich die Jungs in Gleuel im Kölner Hof getroffen und am Bildschirm mitgefiebert. Diese Woche kommt ein Fahrer nach Frankreich.

KStA abonnieren