Polizei rätseltNach Unfall in Hürth –Warum hat der Fahrer den Sterbenden zurückgelassen?

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Das Foto zeigt die Unfallstelle in Hürth. An den abgesägten Ampelmast sind Kerzen aufgestellt worden.

Kerzen sind am Unfallort aufgestellt worden. Dort war in der Nacht auf Samstag (29. April) ein 44-Jähriger bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Ein 13-Jähriger und der 20-jährige Fahrer eines Saabs waren am Wochenende schwer verletzt worden. Für einen 44-Jährigen kam jede Hilfe zu spät.

Noch gibt die Polizei keine weiteren Informationen bekannt, die Aufschluss über den genauen Unfallhergang geben könnten, der sich gegen 23.30 Uhr am späten Freitagabend (28. April) in Hürth auf der Bonnstraße ereignet hatte. Auf Anfrage erklärten die Beamten am Dienstag, dass die Ermittlungen weiterhin auf Hochtouren liefen.

Bei dem Unfall waren zwei Personen, ein 13-jähriger Junge und der 20-jährige Fahrer eines Saabs schwer verletzt worden, der 44-jährige Beifahrer des Fahrzeugs wurde eingeklemmt und erlitt tödliche Verletzungen. Unklar ist weiterhin, warum der 20-jährige Fahrer zunächst in einen Passat gestiegen und mit deren Insassen geflüchtet ist. Nach ihm und dem Fahrzeug wurde zunächst gefahndet.

Unfallbeteiligte hatte sich zunächst nicht zu erkennen gegeben

Im Laufe des Samstags hat ihn ebenfalls schwer verletzt die Polizei in einer Klinik gefunden. Als flüchtig galt erst einmal auch eine 20-jährige Mercedesfahrerin, die in den Unfall involviert war. Sie soll aus der Schmittenstraße auf die vorfahrtsberechtigte Bonnstraße gebogen sein und dem Saab-Fahrer dabei die Vorfahrt genommen haben. Infolge der vom Fahrer direkt eingeleiteten Vollbremsung muss der Saab dann außer Kontrolle geraten und gegen den Ampelmast geschleudert sein. Sie hatte sich an der Unfallstelle zunächst nicht als Beteiligte zu erkennen gegeben.

Am Dienstag standen kleine Grablichter an der Unfallstelle. Der abgebrochene obere Teil des Laternenmasts lag wenige Schritte neben der Straße im Beet. Die Fußgängerampel ist seit dem Unfall außer Betrieb. Eine Ersatzampel ist nicht aufgestellt worden. Doch von alledem schienen die vorbeifahrenden Fahrzeugführer keinerlei Notiz zu nehmen.

Das Foto zeigt den völlig demolierten Saab. Der Ampelmast hat sich durch den Boden gebohrt.

Helfer konnten aus dem völlig deformierten Saab den 44-Jährigen nur noch tot bergen.

Auf der Bonnstraße regelt das Ortseingangsschild die Geschwindigkeit von Tempo 50. „Wir hatten hier auch mal eine Tempo-30-Regelung“, erinnert sich der Dorfgemeinschaftsvorsitzende Norbert Gräfen. Doch die Schilder seien wieder abgebaut worden.

Dabei wünschen sich er und die vielen Anwohner der Bonnstraße so sehr, dass die vielen Lkw und Pkw, die Tag und Nacht an ihrer Haustüren vorbeifahren, den Fuß noch mehr vom Gas nehmen würden. „Und jetzt müssen sogar die Kinder aus dem Neubaugebiet auch noch ohne Ampel diese gefährliche Straße überqueren“, kritisiert er.

Dabei wisse doch jeder, wie gefährlich gerade diese Kreuzung ist. Es sei schließlich nicht der erste Unfall, der sich dort ereignet hatte. Am liebsten wäre ihm sogar eine weiträumige Ortsumgehung.

Behörde prüft, ob die zerstörte Ampel vor Ort repariert werden kann

Die Stadt Hürth verwies in Bezug auf die Reparatur der Ampel auf die Landesbehörde Straßen NRW. Deren Sprecher Torsten Gaber konnte am Dienstagmitteilen, dass die Techniker bereits vor Ort gewesen seien. Jetzt werde gescheckt, ob alle Ersatzteile vorrätig sind und die Ampel zeitnah vor Ort repariert werden kann, oder ob kurzfristig zunächst eine Ersatzampel aufgestellt werden muss.

Die Feuerwehrleute mussten den Ampelmast nach dem schweren Unfall absägen und das Fahrzeug mit Gurten und Seilen stabilisieren, bevor sie den Toten mit technischen Gerätschaften freischneiden und schließlich aus dem Fahrzeugwrack bergen konnten.

Feuerwehrleute haben den schwierigen Einsatz nachbesprochen

Erst gegen vier Uhr in der Nacht konnten die Feuerwehrleute zurück zur Wache und den offiziellen Einsatz beenden. „Danach hat es noch eine große Einsatznachbesprechung gegeben“, berichtet auf Anfrage Hürths Feuerwehrsprecher Marvin Habbig. Noch einmal sei dabei jedem ein persönliches Gespräch zur psychosozialen Unterstützung (PSU) angeboten worden. „Die sind freiwillig“, erklärt Habbig.

Die Einsatzkräfte seien jedoch darüber informiert worden, wie sich eine posttraumatische Belastungsstörung auswirken könnte, und dass zum Beispiel Schlafstörungen, Flashbacks und Unruhezustände auch noch Tage und Wochen nach dem Einsatz einsetzen könnten. „Das PSU-Team steht unseren Einsatzkräften deswegen rund um die Uhr zur Verfügung“, betont der Feuerwehrsprecher. Zudem seien alle Führungskräfte speziell darin geschult worden, Veränderungen ihres Teams wahrzunehmen.

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