Mater Salvatoris in KerpenDie ersten Jungs auf der Mädchenschule

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Der Unterricht wird nach Geschlechtern getrennt gehalten. Seit August besuchen 54 Jungen die Realschule Mater Salvatoris.

Der Unterricht wird nach Geschlechtern getrennt gehalten. Seit August besuchen 54 Jungen die Realschule Mater Salvatoris.

Kerpen-Horrem – Daran, dass auf dem Schulhof neuerdings Fußball gespielt wird, müssen sich die Schülerinnen der Realschule Mater Salvatoris noch gewöhnen. „Die setzen sich immer auf unser Spielfeld“, erzählt Nico Heidbüschel und schüttelt verständnislos den Kopf. „Zoff“ gebe es aber nicht, versichert Luca Lorenz, der nach der vierten Klasse wegen ihres guten Rufes auf die Realschule Mater Salvatoris gewechselt ist.

Die „großen Mädchen“ hätten die Jungen nett empfangen und auch schon nach den Namen einiger der 54 Jungen gefragt, lenkt auch Nico ein. Seit August leben sich die neuen Fünftklässler auf der ehemaligen Mädchenrealschule ein. Sie sind die ersten Jungen, die die Schule besuchen. Unter anderem schwindende Schülerzahlen hatten die Schule dazu bewogen, auch Jungen aufzunehmen.

Unterricht getrennt nach Geschlechtern

Bisher verlaufe der Unterricht, der nach Geschlechtern getrennt gehalten wird, reibungslos. Die zweite stellvertretende Schulleiterin Barbara Ohrem erklärt: „Wir wollen an unserem Bildungskonzept festhalten. In manchen Fächern, wie etwa in den Sprachen, sind die Jungs oft schwächer, während sie in den Naturwissenschaften punkten.“

Solche Begabungsunterschiede seien zwar oft anerzogen – dennoch habe sich die Unterrichtsform bewährt, sagt Ohrem. „Unsere positiven Erfahrungen wollen wir nun an die Jungs weitergeben.“ Auch die neuen Fünftklässler können dem Unterricht ohne Mädchen einiges abgewinnen: „Es ist schon schön, wenn die Mädchen nicht immer soviel reden“, meint etwa der zehnjährige Nils Nußbaum, während sein Mitschüler Flo Winkelhag findet: „Hier ist mehr Leben als auf der Grundschule.“

Auch im kommenden Jahr wird es Jungen-Klassen geben

Diesen Eindruck hat auch das Lehrpersonal. Noch nämlich gelte es, einige kleinere „Disziplinprobleme“ in den Griff zu bekommen, die es in den Mädchenklassen nicht gebe, gibt Ohrem zu: „Die Mädchen sitzen, wenn der Lehrer den Klassenraum betritt, die Jungs nicht. Sie müssen manchmal daran erinnert werden, dass die Fünf-Minuten-Pause nicht nur zum Herumrennen gedacht ist, sondern dafür, die Materialien für die nächste Stunde bereit zu legen.“

Im kommenden Schuljahr sollen auf der Mater Salvatoris wieder fünf neue Klassen eröffnet werden. Momentan gibt es drei Mädchen- und zwei Jungenklassen. Das soll, wenn möglich, so bleiben. Ob die Geschlechtertrennung strikt beibehalten werden kann, wird sich allerdings erst in zwei Jahren zeigen: „In Klasse sieben müssen die Schülerinnen und Schüler Differenzierungskurse wählen. Dann werden wir sehen, ob wir Kurse wie etwa Sozialwissenschaften mit reinen Jungen- und Mädchenklassen gefüllt bekommen.“

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