Selbstständigkeit behaltenPräventive Hausbesuche für Kerpener Senioren

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Das für Kerpen neue Programm der präventiven Hausbesuche bei Senioren stellten (v.l.) Dieter Spürck, Karin Loran und Christian Nettersheim vor.

Kerpen – Wie können Senioren ihr Lebensumfeld so gestalten, dass sie so lange wie möglich ein selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden führen können? Oft sind die Betroffenen und auch die Angehörigen ratlos, wie sie den Schritt ins Seniorenheim vermeiden oder zumindest hinauszögern können. Das Programm „Präventive Hausbesuche“, das jetzt in Kerpen anläuft, soll für Abhilfe sorgen.

Die bekannten Anlaufstellen, wie die städtischen Berater, Beiräte für Behinderte und Senioren und das Kerpener Netzwerk 55plus, erreichen viele, aber längst nicht alle Betroffenen. Die „Präventiven Hausbesuche“ sollen den Zugang zu professioneller Hilfe weiter erleichtern.

Weitere Städte folgen

Die Idee hat das Kreis-Sozialdezernat im vergangenen Jahr in Wesseling erstmals umgesetzt. Jetzt ist Kerpen an der Reihe. Noch in diesem Jahr soll Brühl folgen und im nächsten Jahr zwei weitere Städte im Kreis. „Wir wollen das sukzessive auf den ganzen Rhein-Erft-Kreis ausweiten“, sagt Kreissozialdezernent Christian Nettersheim. Im Kreisetat stehen für 2019 und 2020 insgesamt 175 000 Euro dafür bereit.

Hat in Wesseling die Diakonie als Kooperationspartner die Aktion umgesetzt, ist es in Kerpen die Arbeiterwohlfahrt (Awo). „Es geht nicht nur um Pflegehilfen, sondern auch um Dementenversorgung“, betont Wolfgang Schilling, Geschäftsführer der Awo-Seniorenzentren im Kreis. Zuständig sind Karin Loran, Awo-Leiterin der Häuslichen Pflege, und ihre Kollegin Annalisa Fritsch.

Schreiben von der Stadt

Sie haben in der vergangenen Woche rund 500 Briefe an alle Sindorfer, die älter als 75 Jahre sind, verschickt. Die weiteren Stadtteile sollen übers Jahr folgen. Die Schreiben tragen nicht nur den Briefkopf von Stadt und Kreis, sie zeigen auch Porträts von Loran und Fritsch. „Damit die Senioren nicht verunsichert sind und zum Beispiel Enkeltricks fürchten müssen“, sagt Loran.

Die Senioren werden in dem Brief eingeladen, die Profis zu einem Hausbesuch einzuladen. Dort werden sie sich die großen und kleinen Probleme anhören und nach Lösungen suchen. „Das kann ein seniorengerechter Umbau des Hauses mit breiteren Türen oder Treppenlift sein, aber auch die Vermittlung häuslicher Pflege oder die Organisation einer Putzfrau“, beschreibt Loran die Möglichkeiten.

Beratung für Angehörige

Auch pflegende Angehörige, wie Ehepartner, werden beraten. Gegen Einsamkeit können Kontakte zu den Netzwerken, wie 55plus, oder die Adressen und Termine von Seniorenkaffeekränzchen sein.

In Kerpen leben etwa 6400 Menschen, die 75 Jahre oder älter sind. In Wesseling lag der Rücklauf bei fünf bis sieben Prozent. „Wir streben schon die zehn Prozent an“, sagt Bürgermeister Dieter Spürck. Er hält die Aktion für einen „weiteren wichtigen Baustein, um viele andere Hilfen und den Umzug ins Seniorenheim entbehrlich zu machen“.

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Den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen zu können, sei „der am häufigsten klar geäußerte Wunsch der Senioren“, sagt Nettersheim. Um bei dessen Erfüllung zu helfen, sei ein Überblick über die Lebenssituation der Menschen erforderlich, wozu die Präventiven Hausbesuche gut geeignet seien.

Die Hausbesuche durch Karin Loran und Annalisa Fritsch können bei der Awo unter 02271/799600 oder per E-Mail erbeten werden.

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